Von Grünau (Bus Sonne) nach Kronberg
Marschzeit 3h30min
Strecke 7.6 km auf 976 m ab 163 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Von einer Dürre über dem Tal der Urnäsch konnte ich ob der vielen Bachläufe nun wirklich nichts ausmachen. Vielleicht war ich zur falschen Jahreszeit hier, oder die Bezeichnung Dürren versteht etwas völlig anderes.
Mit dem Postauto fahre ich vom Bahnhof Urnäsch noch 3 Haltestellen weiter bis zur Sonne Thal und wandere dann gemütlich über den Dürrenbach Richtung Stollenholz. Vor der Siedlung verlasse ich jedoch das Strässchen und steige recht stotzig hinauf zur langgezogenen Waldlichtung Guggeien.
Nach einer weiteren Überquerung des Dürrenbachs führt mich der Weg, nun wieder leicht abwärts zu den zahlreichen „Dürren-Höfen“, von denen der Blattendürren mir mit einer Alpwirtschaft eine kleine Pause anbietet.
Über Herrendürren erreiche ich das Tal des Wissbaches und folge seiner westlichen Flanke ins Hölzli. Hier erwartet mich eine ganz spezielle Topografie. Viele Rinnsale haben ihre Kerben in den Hang gespült, was ein regelrechtes Waschbrett ergeben hat, bloss, dass die Rillen senkrecht verlaufen.
Etwas oberhalb Grossbalmen quere ich den Wissbach - nicht zu verwechseln mit dem Weissbach! - und gleichzeitig die Kantonsgrenze zwischen den beiden Appenzell. Ich habe nun bereits 500 Höhenmeter bewältigt, aber der „nahrhafte“ Teil der Route beginnt gerade jetzt, sozusagen auf der Brücke.
In der Falllinie erkämpft sich nicht nur der Weg über die Alp Kleinbetten Meter um Meter, was meinen Puls spürbar anregt. Allerdings weitet sich damit der Horizont und bietet einen immer schöneren Ausblick über Landschaft Richtung St. Gallen und Bodensee, sowie zu meiner Rechten auf die stolzen Gipfel des Alpsteins mit dem Säntis, ihrem eigentlichen König. Dann hab ich’s geschafft und geniesse das erhebende Gefühl, etwas geleistet zu haben. Damit ist ich auch die Einkehr im Gipfelrestaurant verdient, bevor ich mit der Seilbahn nach Jakobsbad hinunter fahre.
Die charakteristische Topografie des Appenzellerlandes eignet sich bestens für die Milch-Landwirtschaft mit Rindern, aber auch ganz speziell mit Ziegen. Es liegt also auf der Hand, dass sich hier das Stammgebiet der genau auf diese Landschaft angepassten Appenzeller-Ziege befindet.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde diese Ziege aufgrund ihrer Genügsamkeit, ihrer Robustheit und nicht zuletzt wegen ihrer ausserordentlichen Milchleistung sehr geschätzt und häufig in die umliegenden Kantone, aber auch ins nahe Ausland exportiert. Die Industrialisierung der Landwirtschaft drängte allerdings die langhaarige Appenzeller Ziege immer mehr ins Abseits, da ihre Pflege mit zu grossem Aufwand verbunden war. Die Folge waren schwindende Bestände und die Gefahr des Aussterbens dieser alten Rasse.
Heute wachsen dank der Initiative des Schweizerischen Zuchtverbandes und von ProSpecieRara die Herden wieder an, und die Ziegen mit dem langen, schneeweissen Haarkleid gewinnen wieder an Beliebtheit.
Natürlich sind die Appenzellerinnen eigenwillige Tiere und haben ein starkes Bedürfnis nach Bewegung. Dies ist eigentlich allen Ziegen mehr oder weniger eigen. Ihre Besonderheiten sind allerdings ihr kräftiger Körper und starke Glieder. Meist sind sie auch hornlos, selbst wenn die Böcke meist Hörner tragen. Ihr Charakter wird als sehr ausgeglichen und freundlich empfunden, auch wenn sie durchaus neugierig und naschhaft sind.
Ein weiterer Grund für die Entwicklung der Appenzeller Ziege ist das schwindende Interesse an den einst äusserst populären Molkekuren, die vorallem im 18. Jahrhundert viele Gäste ins Appenzellerland lockten. Dem beim Käsen anfallenden Milchwasser sagte man heilende Kräfte mit gesundheitsfördernder und abführender Wirkung nach. Besonders bei Gicht und Lungenleiden wurde die Behandlung mit Ziegenmolke empfohlen.
Ein weiterer Grund für den Rückgang der Ziegen war das 1903 erlassene Verbot, die Tiere im Wald und auf Gemeindegütern weiden zu lassen.