Von Weissbad nach Wasserauen
Marschzeit 4h30min (ohne Seealpsee)
Strecke 9.8 km auf 580 m ab 976 m
Karte/n 1:50'000 227T
Achtung: Der Weg vom Escher hinab zur Seealp erfordert höchste Konzentration!
Anforderung:
Die Appenzellerbahn unterhält eine Linie von Appenzell der Sitter entlang nach Weissbad. Hier treffen sich der Wissbach, der Schwendibach und der Brüelbach und bilden zusammen die Sitter. Die Bahn hängt aber noch etwa 3 Kilometer und zwei Stationen an und endet erst in Wasserauen, am Fusse der Ebenalp.
Meine Tour startet im erwähnten Weissbad, und der Weg führt von der Bahnstation über den rauschenden Bach zum massigen Kurhaus. Ungefähr parallel zum Lauf des Wissbaches steige ich auf den Hügelrücken Triebern und gewinne rasch an Höhe.
Bei der Alp Biebern verzweigt sich der Weg, beide führen jedoch auf die Ebenalp. Der eine ist etwas länger, dafür weniger steil, also nehme ich diesen. Ich folge dem Strässchen bis zur Fluh oben im Wald. Dort wechsle ich auf den Bergweg und erklimme durch die Bäume die Krete mit Seilbahn, Restaurant und Alphütten.
Die Aussicht ist traumhaft, wenn Petrus das will. Mir ist er gut gesinnt, und ich kann mich fast nicht satt sehen. Apropos satt - natürlich habe ich Hunger und mein kleines Fläschchen ist auch leer. Also lasse ich mich im Gasthaus verwöhnen. Auch das Personal ist sehr freundlich!
Für den Weg nach unten könnte ich die Seilbahn benützen, sie führt genau zur Station der Eisenbahn. Aber dann würde ich das Wildkirchli und das ganz spezielle Restaurant Äscher verpassen.
Mein Weg unterquert also die Seile der Bahn und mündet dann in eine muffige Höhle. Sie wurde von Steinzeit-Menschen bewohnt, als das Gletschereis noch bis hierher gereicht hat, die Kapelle kam später hinzu. Das Haus Äscher ähnelt einer Felsenwohnung, musste aber nur aus Platzmangel so nah an die überhängende Wand gebaut worden.
Nach einem schmackhaften Kaffee mache ich mich an den Abstieg, den ich als Kind schon fast fürchtete: Ein Schritt neben den Weg, und ADEE du schöne Heimat. Trotz der fixen Seilen muss ich mich total konzentrieren! Der Talweg unten beim Schwendibach dient als Zufahrt zum Seealpsee, ist also eine Strasse und führt zum Bahnhof Wasserauen.
Hunderte Jahre ist es her, seit in der Gegend um den Säntis ein gross gewachsener, unheimlicher Riese mit gewaltigen Kräften sein Unwesen trieb. Er wurde von den Menschen Sämtis genannt, aber wer konnte, ging ihm aus dem Weg.
Deshalb fühlte er sich häufig einsam, und er plante darum, im Appenzellerland eine Stadt zu bauen. Aber seine Bquemlichkeit stand ihm da im Weg, gerne liess er andere für ihn arbeiten. Eines Morgens, nachdem er die ganze Nacht von seiner Stadt geträumt hatte, machte er sich auf den Weg ins Montafon, wo Heinzelmännchen wohnen sollten. Bekanntlich arbeiten die ja gern für wenig Lohn.
Mit einem unförmig grossen Sack auf den Schultern überquerte er mit einem Schritt den Rhein. Im Montafon liess er sich Häuser und Scheunen und Ställe bauen, die er alle in sein Bündel packte und den Heimweg antrat. Beim Aufstieg ins Appenzellerland überkam ihn eine grosse Müdigkeit und er musste sich irgendwo zum Ausruhen hinlegen.
Sein Bett war die Mulde des Schwendibachtales und die bunt blühende Meglisalp mit dem duftenden Alpengras gab ein bequemes und schönes Kopfkissen. Dort, wo er sich mit dem Ellbogen aufstützte, liegt heute der Seealpsee. Nach einem ausgiebigen Nickerchen erhob sich der Riese wieder und zog den schweren Sack nachlässig und gleichgültig hinter sich her. An einer scharfen Felskante blieb dieser jedoch hängen - und mit einem Ruck riss das Büffelleder ein, sodass ein grosses Loch entstand.
Erzürnt über das Missgeschick schwang Sämtis den prall mit Bauernhäusern gefüllten Sack über die Schulter und stampfte weiter seeinem Ziel entgegen. Weil jedoch der Sack bei jedem Schritt nicht nur hin und her baumelte, sondern auch noch auf und ab wippte, fielen nacheinander die Häuser und Scheunen heraus und fielen über Felsen und Hänge. Hunderte fielen auf die schönen grünen Weiden und blieben an Hängen und auf Hügeln liegen. Andere wiederum kullerten hinab an die Bäche und blieben da liegen.
Erst, als er auf der Alp Sigel ankam, bemerkte er sein Ungeschick, aber die verstreuten Häuser gefielen ihm besser als jede Stadt. Er freute sich an den im Sonnenschein blinkenden Fensterscheiben, und er war froh, dass alles so gekommen war.