Vom Hohen Kasten (Brülisau) nach Eggerstandent
Marschzeit 3h30min
Strecke 10.2 km auf 228 m ab 1121 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Der Hohe Kasten ist wohl einer der markantesten Gipfel der ganzen Alpsteinreihe, die das Rheintal vom Appenzellerland trennt. Seine kastenförmige Silhouette sticht aus allen anderen heraus, und der grosse Sendemast geht unter „besondere Merkmale“. Seit einigen Jahren beherbergt der Kasten auch noch ein drehbares Restaurant, was die Einkehr aber gewöhnungsbedürftig macht - für mich jedenfalls.
Ich starte also nach einem kräftigenden Kaffee auf dem Zickzack-Weg an der „Rückseite“ des Gipfels und erreiche bald den Kastensattel, wo zwei Bergwege abzweigen. Ich folge den gelben Markierungen in allgemein nördlicher Richtung. Das Strässchen ist bequem zu laufen, hat aber nichts gebirgiges an sich.
Nach der Alp Stofel folgen ein paar weite Kehren, und dann zweigt ein schmaler Pfad nach links, den Sie nicht verpassen sollten! Er zielt aufwärts zur Forstegg und weiter zu den verschiedenen Schwämmen. Aber da will ich nicht hin, also schwenke ich nach einem weiteren guten halben Kilometer auf eine nicht markierte Spur und wechsle den Kanton in Richtung Resspass. Im Wald treffe ich auf einen Bergwanderweg, bzw. zweien. Ich nehme den rechten und erlebe seine wundersame Verwandlung in einen „normalen“, gelben Wanderweg.
So gelange ich zum angestrebten Forstseeli. Der malerische Teich liegt in einer versteckten Kuhle mitten in den Bäumen am Fusse des Fähnerenspitzes und lockt zu einer Rast.
Über die Ostkrete dieses Berges folge ich nun dem Weg aus dem Wald hinaus und hinüber zur Alp Heieren und kann schon ganz knapp die höchsten Häuser von Eggerstanden hinter dem Wilderenbüel entdecken. Ein weit gespannter Bogen führt mich an Boschgeren vorbei und unter einer Transportseilbahn hindurch ins Chäsmoos.
Kurz vor Eggli zweigt meine Spur ab und trifft auf eine Brücke . Bleibe ich herwärts, steht mir ein Wanderweg zur Verfügung für den Abstieg nach Eggerstanden. Wechsle ich über den Bach, ist es ein Bergweg. Zum Tagesziel gelange ich so oder so - und wesentlich kürzer ist keiner der beiden.
Der Name dieses Alpsteingipfels kommt nicht von ungefähr: Seine Form lässt gar keine andere Bezeichnung zu. Schon bei seiner ersten schriftlichen Erwähnung im Jahre 1460 wird er an dem Kasten genannt.
Der mit 1791müM höchste Punkt der nördlichen Kette thront stolz über dem Rheintal und bildet sozusagen das Tor zum Alpstein. Manchmal wird er auch als Rigi der Ostschweiz bezeichnet. Sein Zwillingsbruder, der etwas niedrigere Kamor steht nur 700 Meter weiter über den Kastensattel verbunden. Der Grat zieht sich weiter in südlicher Richtung über die Stauberenchanzel und das Hochhus bis zu den Kreuzbergen. Diese gelten als besondere Herausforderung bei Kletterern und bilden gleichzeitig den Höhepunkt der gesamten Reihe.
Der markante Klotz ist seit 1964 auf der Appenzellerseite durch eine leistungsfähige Gondelbahn erschlossen. Sie benötigt für die fast 900 Meter Höhendifferenz von Brülisau hinauf etwa 8 Minuten. Allerdings gibt es für sportlich ambitionierte Menschen auch einen Fussweg, den man von unten nach oben benutzen kann. Der Aufstieg dauert zu Fuss gute 2h30min von Brülisau herauf. Meist wird im Gasthaus Ruhesitz am Fusse des Kamor eine Pause eingeschaltet.
Neben dem 2008 eröffneten Drehrestaurant auf dem Gipfel, das sich während einer Stunde um ganze 360° dreht - also langsam genug, damit den Gästen nicht schwindlig werden sollte! - steht ein über 70 Meter hoher Sendemast des Telekommunikations-Unternehmens Swisscom. Er dient also dem Schweizer UKW-Netz und seit neuestem dem Handyverkehr.
Der Kastensattel gleich neben dem Kasten gilt als beliebter Startplatz für Gleitschirmflüge. Die geografische Ausrichtung des Grates garantiert bei fast jeder Wetterlage gute Windbedingungen. Bei richtig starkem Föhn ist jedoch schon der Aufenthalt zu Fuss auf der Krete keine reine Freude!
Bereits anfangs des 19. Jahrhunderts erschien der Hohe Kasten als Wanderziel in entsprechenden literarischen Werken: „Von Gaiß aus, neben Fähnern vorbey, ist man in vier kleinen Stunden bey den Sennhütten des Kamors, und in fünf Stunden auf dem Rücken des Hohenkastens“ (nach J.R. Steinmüller).
Zum Auswendiglernen: Chäserrugg, Hinterrugg, Schibenstoll, Zuestoll, Brisi, Frümsel und Selun (von Ost nach West).