Von Lütisburg Station nach Kirchberg bei Wil
Marschzeit 3h
Strecke 10.8 km auf 498 ab 362
Karte/n 1:50'000 247T
Anforderung:
Die Bahnlinie hinauf von Wil ins Toggenburg meistert einige topografische Hindernisse elegant, dass aber die Station Lütisburg gute 30 Gehminuten vom Dorfkern entfernt liegt, kann nicht im Sinne der potentiellen Bahnbenutzer sein. Mich stört das überhaupt nicht, denn meine Wanderroute zielt in die entgegen gesetzte Richtung.
Ich folge den Wanderwegzeichen nach Norden und erreiche die locker stehenden Häuser von Gonzenbach. In weitem Bogen ändere ich die Richtung und ziehe weiter, etwa parallel zum gut sichtbaren tiefen Einschnitt des Gonzenbachs. Ab und zu erhasche ich einen Blick des Wasserlaufs tief unten, aber meist verhindert dies der Wald. Auf der gewellten Hochfläche stehen weit verstreut die für diese Gegend typischen Bauernhäuser und das Dörfchen Grämigen.
Nach einer guten halben Stunde, kurz vor dem Weiler Winklen, zweigt mein Weg scharf ab und steigt hinunter an den wild geschlängelten Bachlauf. Eine kleine Bücke bringt mich auf die andere Tobelseite, wo ich - welche Überraschung! - wieder hinauf steigen muss nach Krimberg. Mitten im Dorf überquere ich die Strasse und steige sanft hinan auf den Hügel Wart, den ich in einigen Schlenkern übergehe und nach Müselbach wandere.
Hier stehen mir zwei Varianten zur Verfügung: die eine führt über Rupperswil fast exakt geradeaus nach Kirchberg, die andere holt ein bisschen weiter aus über Hanwald und Tüfrüti. Ich möchte es Ihren Füssen und Waden überlassen, welche Route geeigneter sein könnte. Ich schlage den weiteren Weg vor, weil der andere einen recht hohen Anteil an asphaltierten Strässchen aufweist. Dieser Umstand macht den direkten Weg für mich eher unattraktiv.
In Kirchberg besteige ich schliesslich nach einem nahrhaften Zvieri in einer der vorhandenen Wirtschaften den Bus nach Wil.
Etwas oberhalb von Unterwasser entspringt die Thur und stürzt als Säntisthur gleich über zwei spektakuläre Wasserfälle hinab zur Wildhauserthur. Gemeinsam fliessen sie nun durch das ganze Toggenburg nach Wil und dann weiter durch den Thurgau bis zu ihrer Mündung in den Rhein. Unterwegs nimmt sie einige kleinere Seitenflüsse auf, wie den Necker mit seinen senkrechten Sandtsteinfels-Wänden bei Lütisburg.
Von der Quelle bis nach Flaach legt die Thur 135 Kilometer zurück und durchmisst ein Einzugsgebiet von fast 1700 Quadratkilometern. Bekannt ist sie durch ihre jährlichen Hochwasser während der Schneeschmelze oder nach heftigen Gewittern. Der mittlere Abfluss beträgt etwas über 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Die stark schwankenden Pegelstände rühren daher, dass der Thur ein ausgleichender See als Rückhaltebecken fehlt. Diese Tatsache hat schon oft vergnügt Badende im Unterlauf von Kiesbänken vertrieben, welche innert kürzester Zeit überflutet wurden. Das grösste je gemessene Hochwasser führte im Jahre 1999 jede Sekunde 1130 Kubikmeter Richtung Rheinmündung.
Im oberen Abschnitt wird die Thur begleitet von einem sorgfältig angelegten Wanderweg, der von Wildhaus bis nach Wil - oder umgekehrt - in drei etwa sechs-stündigen Tagesetappen zu bewältigen ist. Dabei erlebt der Wanderer eine sich immer ändernde Landschaft, an einem immer sich verändernden Fluss, der allmählich vom wild mäandrierenden Bergbach zu einem stattlichen Gewässer wächst.
Bei Lütisburg überspannt ein siebenfeldiger Steinbogen-Viadukt aus dem Jahre 1947 das Guggenloch. Darüber führt die Bahnlinie Wil - Nesslau der SBB und darunter fliesst der Gonzenbach, den wir weiter oben noch kennen lernen werden. Leider führt kein richtiger Weg zu dem kleinen Wasserfall im Hammertobel, aber wer ihn unbedingt sehen will, findet den Abstieg sicher.