Von der Schwägalp nach Ennetbühl (Nesslau)
Marschzeit 4h
Strecke 12.3 km auf 457 m ab 852 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Vielleicht ist gemeint, der Chopf hinter dem Wasserfall des Ofenlochs. Dann müsste es eigentlich auch einen Chopf vor dem Fall geben. Ich habe jedoch keinen gefunden, nur einen Schwarzkopf gibt es da. Aber so wie auf der Shampoo-Reklame sieht er nicht aus!
Ich verlasse auf der Passhöhe das Postauto und folge dem Wanderweg auf der westlichen Strassenseite Richtung Chräzerenpass. Durch lockeren Wald und über sumpfige Wiesen offeriert der Weg eine breite Auswahl an speziellen Pflanzen. Die erste Abzweigung zeigt zum Gasthaus Chräzerli, die zwei auf den Spicher. Ich ignoriere beide und folge dem Strässchen über die Alp Horn zum Ellbogen. Das tönt wie auf dem Skelett-Lehrpfad, ist aber nicht so. Der Weg macht hier lediglich einen Knick, bevor er durch die lange felsige Fluh zum Hinterfallenchopf empor steigt.
Diese Rippe präsentiert mir ein äusserst eindrückliches Panorama. Im Süden erkenne ich die ganze Alpsteinkette vom Lütispitz auf der einen Seite und Säntis und der Ebenalp auf der anderen. Mittendrin thront der Säntis mit seinem gewaltigen Antennenturm. Nach Norden zeigen sich die Hügel des ganzen Appenzeller-Landes. Gleich hinter dem tief eingeschnittenen Neckertal die Hochalp und am Spicher vorbei steht der Kronberg.
Der Abstieg erfolgt über eine Alp, deren Namen man wohl zwei- oder gar dreimal lesen muss: Ii - könnte in China sein. Chlosteralp klingt irgendwie gewohnter. Um das Strässchen zu meiden, lassen wir die Under Chlosteralp links unten liegen und zielen auf Gössigen und dann das Feissenmoos. Bei gewissen Ortsnamen könnte ich leicht ins Philosophieren geraten, aber im Feissenmoos vermute ich eine wirklich fette Wiese: Löwenzahn und Hahnenfuss wären deutliche Indikatoren.
Nun schwenkt der Weg nach Süden und beschreibt ein paar wilde Schlenker, bis er über Brugg und Risi schliesslich in Ennetbühl ankommt. Das Dorf liegt etwas erhöht über der Strasse und hoch über der Luteren, welche bei Nesslau in die Thur mündet.
Das Gebiet der Gemeinde Nesslau - seit gut 10 Jahren zusammen mit Krummenau - reicht bis hinauf zur Schwägalp und umfasst beinahe 100 qkm. Zur Hauptsache erstreckt sich das Gemeindegebiet im oberen Thurtal, aber auch im Tal der Luteren. Auch die Bergkette gegen den Säntis gehört mit dazu, und dort liegt auch höchste Punkt Nesslaus. Die Silberplatten reicht bis auf 2158müM.
Das Wappen zeigt die beiden Hauptflüsse, Thur und Luteren als silberne Wellenbalken. Die Wissthur, welche den Ortsteil Stein durchfliesst, fehlt, ebenso ein dritter Stern. Stein kam ja auch erst im Jahre 2013 zur Gemeinde.
Bis Nesslau fährt die Südostbahn (SOB), und ab dort übernimmt die Post den öffentlichen Verkehr im Halbstundentakt hinüber ins Rheintal, aber auch über die Schwägalp ins Appenzellerland nach Urnäsch. Es gibt auf dem Gemeindegebiet 3 Bahnhöfe (noch), neben Nesslau der Endstation sind dies Krummenau und Neu St. Johann. Bei Krummenau steht die Talstation der Seilbahn zur Wolzenalp. Diese erschliesst ein weitläufiges Wander- und Wintersportgebiet.
Die älteste urkundliche Erwähnung eines Hofes Nesselove und eines Gutes Chrummenouve stammen aus dem 13. Jahrhundert. Nach dem Brand des Klosters St. Johann im heutigen Alt St. Johann entstand 1626 beim damaligen Sidwald ein Neubau, weshalb der Ort umbenannt wurde in Neu St. Johann. Es bot auch dem Statthalter aus St. Gallen einen dem Ansehen angemessenen Arbeitsplatz und Wohnsitz. Im Laufe der Säkularisation der Fürstabtei St. Gallen wurde das Kloster zur Pfarrei umfunktioniert und Teile der Anlage beherbergen seither das heilpädagogische Zentrum Johanneum, den zur Zeit grössten Arbeitgeber der Gemeinde.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte man jenische Familien aufgrund des Gesetzes zur Bekämpfung der Heimatlosigkeit hier sesshaft zu machen. Zu diesem Zweck verlieh man ihnen das Bürgerrecht. Eine innige Beziehung zu ihrem Heimatort schafften jedoch die wenigsten.
Schon im Mittelalter war die Schwefelquelle Rietbad bei Ennetbühl bekannt. Sie verhalf dem Ort zu einem bescheidenen Kur-Tourismus. Er verschwand wieder, genau wie einige Projekte, die Umgebung mittels Zahnrad- und Seilbahnen zu erschliessen.