Von Urnäsch nach Schwägalp
Marschzeit 6h
Strecke 16.6 km auf 1129 m ab 653 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Die Station der Appenzeller Bahn liegt im nördlichen Teil der lang gezogenen Ortschaft Urnäsch, weil sich die Bahnlinie dort in einem engen Bogen Richtung Appenzell verabschiedet.
Die beschriebene Wanderung ist recht anstrengend und etwas lang, sie kann jedoch problemlos beim Rossfall enden - sogar noch vor dem Aufstieg zur Hochalp. Es wäre auch möglich, erst dort zu starten, Postauto sei dank.
Ich durchwandere also das malerische Dorf Urnäsch taleinwärts, überquere in der Grünau kurz hintereinander zweimal den Fluss und steige dann gemütlich über Steinenmoos und Alplis zur Mittleren Fischegg. Etwas abseits des Weges steht das Lillybeizli.
Nach der kurzen Einkehr marschiere ich ungefähr parallel zur Urnäsch bis zu den Fächtleren und steige dann ab gegen den Rossfall an der Hauptstrasse. Nach etwa 300 Metern schwenke ich scharf nach rechts und folge dem Wanderweg aufwärts über die Alpen Faltlig und Chenner zur Hochalp mit einer fantastischen Aussicht nach allen Seiten.
Der Abstieg erfolgt auf derselben Strecke, wie ich herauf gekommen bin. Erst bei der Verzweigung unterhalb des Oberen Chenners (Pt 1395) nehme ich den Weg nach rechts, auf dem es bald wieder himmelwärts geht. Südlich am Spicher vorbei erreiche ich das Sumpfgebiet Rietfaltlig und nach vielen Kehren und Schleifen das Färetmoos.
Schliesslich treffe ich auf das Wegkreuz auf dem Chräzerenpass. Ich bleibe dem SchweizMobil-Weg 980 treu, schliesslich hat er mich sicher und gesund bis hierher geführt, Wald und Sumpf wechseln sich nun fleissig ab und bieten ein einmaliges Refugium für zahlreiche spezialisierte Pflanzen und Tierarten. Um diese zu fotografieren lasse ich mich etliche Male auf die Knie.
Schon seit einiger Zeit schallt der Verkehr von der Passstrasse zu mir empor, bis ich diese endlich beim Gasthaus Passhöhe antreffe. Der Name passt aber nicht exakt, denn der Scheitelpunkt der Schwägalp liegt etwas weiter südwestlich.
Anlässlich der Kalender-Reform durch Papst Gregor XII weigerten sich verschiedene Reformierte Kantone der Schweiz, dieser Neuerung zuzustimmen. Bis ins 18. Jahrhundert behielten sie den alten Kalender, bis schliesslich eine Differenz von 13 Tagen zum neuen entstanden war. Deshalb feiern die Urnäscher Silvester am 13. Januar. Die Silvesterkläuse lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Die Wüeschte mit Tannenreisig, Moos und anderen Materialien und einer hässlichen Maske verkleidet, die Schöne mit ihren aufwendig gebastelten, riesigen Kopfbedeckungen, welche ganze Geschichten aus dem Alltag erzählen und schliesslich die Schö-Wüeschte, die grundsätzlich mit denselben natürlichen Materialien arbeiten, aber nicht gar so hässlich und gfürchig ausschauen möchten wie die Wüeschte.
Sie ziehen in kleinen Schuppeln (Gruppen) von Haus zu Haus, lassen ihre Jodel und Glocken erklingen und wünschen der ansässigen Familie gegen eine Gabe ein gutes Neues Jahr. Auch wenn das Kostüm ein Wiib darstellt, steckt hinter der Maske ein Mann, denn die schweren Glocken und geschnitzten Hüte wiegen schwer. Heute sind die Chläuse meist an beiden Silvestertagen unterwegs, denn der neue Kalender hat sich mit den Jahrzehnten doch durchgesetzt.
Ein weiterer, sehr gepflegter Brauch ist die zweimal jährlich durchgeführte Alpfahrt. Während im Frühsommer das Vieh - Kühe und Geissen - zu Fuss zur Alp hinauf gebracht werden, kehren die Familien im September mit ihren Tieren wieder in die Talhöfe zurück. Zu diesem Anlass tragen vor allem die Kühe aufwendig gefertigte Blumenkränze und die Sennen noch häufig die typische Tracht mit den gelben Hosen, den roten Westen und den mit Silber reich verzierten, ledernen Hosenträger.
Unzählige Künstler haben diese Alpfahrten auf allen erdenklichen Untergründen liebevoll dargestellt. Oft verzieren solche Bildtafeln mit diesem Motiv auch an den Hausfassaden.