Vom Säntisgipfel nach Wildhaus
Marschzeit 3h30min
Strecke 8.9 km auf 495 m ab 1382 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung: Schwindelfreiheit
Der Säntis ist wohl der weitherum bekannteste Gipfel des Alpsteins und mit seinen 2502müM auch der höchste. Anstelle des Aufstiegs zu Fuss wähle ich die Gondelbahn von der Schwägalp aus - eine fantastische Fahrt!
Nach einer kurzen Einkehr in einem der Restaurants mache ich mich auf den Weg hoch über dem Grossschnee, bzw. dessen Rest, hinweg auf dem Lisengrat hinüber zum Chalbersäntis. Der Weg ist nicht zu verfehlen, er folgt dem Grat und es geht mit wenigen Ausnahmen beidseits gfüürchig in die Tiefe. Wer nicht trittsicher und schwindelfrei ist, sollte diese Tour nicht ausprobieren.
Beim Quergrat am Chalbersäntis zweigt der Weg zum Schafboden ab. den nehme ich nicht, sondern ziehe „geradeaus“ weiter zum Rotsteinpass. Hier treffen verschiedene Routen zusammen, und die Alpwirtschaft ist heute gut besucht. Auch ich gönne mir eine Verschnaufpause bevor ich mich an den Abstieg mache.
Ich habe fast tausend Höhenmeter zu „vernichten“, also muss ich etliche stotzige Passagen in Kauf nehmen. Da haben es die Schafe auf der Alp wesentlich einfacher mit ihren vier Beinen, aber einige hinken auch. Mit vollem Bauch abwärts wandern, scheint mir nicht klug, also kehre ich nicht schon wieder ein und folge den Seilen der Transportbahn hinunter in die fast ebene Thurwies, wo die Wildhauser Thur entspringt.
Bei der ersten Verzweigung folge ich dem Weg nach links. Er führt mich leicht steigend durch den schattigen Wald in die sumpfige Mulde Gamplüt. Ich kann sie auf beiden Seiten umgehen, damit ich nicht im Moor elendiglich versinke. Ich wähle den kürzeren nördlichen Weg zur Bergstation der Seilbahn.
Wer kein Kleingeld bei sich hat, wird nicht umhin kommen, den restlichen Weg zu den Kirchen von Wildhaus auch noch zu laufen, aber ich beschreite den bequemeren Weg, indem ich ihn nicht beschreite, sondern befahre. Ich muss dann sowieso noch von der Talstation bis zur Bushaltestelle im Dorf marschieren.
Mit etwas über 2500 müM ist der Säntis der höchste Gipfel des Alp-steins, und er scheint es auch zu wissen, so wie er sich präsentiert! Von seinem Gipfel aus kann man in sechs Länder blicken: Schweiz, Österreich, Deutschland, Liechtenstein, Frankreich und Italien.
Auf dem Säntis herrschen wegen seiner äusserst exponierten Lage extreme Wetterbedingungen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt -1.9°C bei einer Niederschlagsmenge von 2487mm pro Jahr. 1905 wurde die bisher tiefste Temperatur mit -32°C gemessen, und die höchste betrug 1983 ganze 20.8°C. Der Orkan Lothar vom 26. Dezember 1999 blies hier mit 230km/h, aber es wurde kein einziger Baum entwurzelt.
Das Gestein des Säntis wurde im Mesozoikum, also vor etwa 250 Mio Jahren im weiten Flachmeer, der Thetys, abgelagert. Während er jüngeren Phase der Auffaltung des Alpenkamms stiess die heranrückende Afrikaplatte diese Schichten nach Norden, wo sie auf die Molasse auffuhren uns steil aufgestellt wurden.
Diese Faltenscharen sind durch zahlreiche Querbrüche zerhackt. Der mächtigste und damit wohl auch der eindrücklichste ist der Sax-Schwendi-Bruch, der in Nord-Süd-Richtung verläuft und das Massiv in einen östlichen und einen westlichen Teil trennt.
Während der letzten Eiszeit, der Würms Eiszeit, reichte der Rhein-Gletscher bis auf eine Höhe von 1400m.ü.M. Die aus den Eismassen herausragenden Felsrippen zerteilten den Eismantel in zahlreiche lokale Teilgletscher. Der Blau-Schnee und der Gross Schnee sind noch die letzten, kläglichen Überreste aus jener Zeit.
Der Name Säntis ist seit dem 9. Jahrhundert schriftlich belegt. Er stammt mit aller Wahrscheinlichkeit vom rätoromanischen Personennamen Sambatinus, was soviel bedeutet wie der samstags Geborene, womit anfangs eine am Berg gelegene Alp benannt wurde. Später wechselte der Name auf den Gipfel über und wurde zu Semptis eingedeutscht.