Von Heiden nach Heiden
Marschzeit 1h30min
Strecke 5.4 km auf 234 m ab 234 m
Karte/n 1:50'000 217T
Anforderung:
Hoch über der Rheinmündung in den Bodensee thront auf der Sonnenterrasse das als Kurort bekannte Dorf Heiden. Erreichbar ist der Ort nicht nur auf der Strasse, sondern auch mit der schon fast berühmten, roten Zahnradbahn vom Bahnhof Rorschach. Neben zwei Kliniken beherbergt Heiden auch eine Reihe mehr oder weniger privater Kurheime.
Von der Bushaltestelle zwischen den beiden Kirchen laufe ich los Richtung Frauenrüti, das etwas neben der Strasse nach Grub etwa 60 Meter über dem tief eingeschnittenen Mattenbach liegt. Eine moderne Hängebrücke über dieses Tobel erspart mir den Ab- und den folgenden Aufstieg zu den Höfen Rahn auf der anderen Seite. Die Bequemlichkeit erheischt aber ihren Preis: Höhenangst wäre fehl am Platz!
Quer durch das sanktgallische Grub erreiche ich die Südflanke des langgezogenen Büchels mit einer kleinen Kirche auf der Krete. Der Ort heisst Fünfländerblick, aber ich sah Frankreich nicht! Vielleicht zählt Baden-Würtemberg doppelt?
Ich folge dem Grat ungefähr 150Meter über den Hof Egg hinaus und lenke dann meine Schritte nach rechts, um durch den östlichen Zipfel des Gochtwaldes zur Strasse hinab zu gelangen. Ennet dem asphaltierten Band liegen die Häuser von Büel und etwas tiefer die von Unterbüel. Eigentlich logisch - oder nicht?
In einigen Schlenkern geht’s nun tief hinunter in den Hades des Mattenbaches, den wir vorher von oben flüchtig kennen gelernt haben. Die Brücke liegt auf etwas über 700 müM. Auf dem Heidentobelweg klettere ich auf der Südseite wieder der Sonne entgegen. Wenig über der Trasse der erwähnten Zahnradbahn trete ich wieder ins Licht und ziehe südwärts, obwohl das Strässchen Nordstrasse heisst.
Schon bald erreiche ich die ersten Häuser, die sich weit ins unbebaute Land hinaus gewagt haben und zum Ortsteil Nord gehören. Nach einem scharfen Knick zur Gruberstrasse kommt mir das Quartier recht bekannt vor. Speziell die Bushaltestelle zu meiner Rechten.
RHB meint die Rorschach-Heiden-Bahn und hat mit dem Bündnerland nichts zu tun. Vor einigen Jahren wurde die 5.6km lange Normalspur-Zahnradbahn jedoch von den Appenzeller Bahnen übernommen. Also fährt der Benutzer seither mit den AB von Rorschach in den beinahe 400 Meter höher gelegenen Kurort Heiden.
Etwas ausserhalb des Bahnhofs Rorschach zweigt die Linie von der SBB-Strecke ab. Hier beginnt auch die Zahnstange, denn die nun einsetzende Steigung beträgt im Durchschnitt 91 Promille, verläuft aber oberhalb des Wienacht-Tobels etwas flacher.
Alle Zwischenstationen sind sogenannte Bedarfs-Haltestellen. Der Zug hält nur, wenn Passagiere dies wünschen, entweder zum Aus- oder Einsteigen. Die Haltestelle Heiden liegt auf 794müM, und die untere Endstation ist Rorschach Hafen.
Die ersten Bemühungen für einen Anschluss Heidens ans Eisenbahnnetz gehen zurück auf das Jahr 1871. Bis die Abklärungen über die Möglichkeiten des Antriebs und die exakte Streckenführung abgeschlossen waren, dauerte es über drei Jahre. Nach dem Erhalt der Konzession für eine Zahnradbahn 1874 wurde sogleich mit dem Bau begonnen. Die Linie wurde so gewählt, dass später eine Verlängerung bis Trogen möglich gewesen wäre. Ebenso zur Konzession gehörte ein Abzweiger zum Steinbruch Chreienwald, der allerdings nicht mehr besteht.
Beim Betriebsstart standen der RHB drei Dampflokomotiven und neun Personenwagen mit einer gesamten Kapazität von 400 Fahrgästen zur Verfügung. Zum Wagenpark zählten aber auch noch acht Güterwagen mit je 7t Ladevermögen.
Mit der Elektrifizierung kam das auch von den SBB verwendete Stromsystem zur Anwendung. Dies erleichterte den Anschluss unten am Bodensee erheblich. In der Leitung fliesst der Einphasen-Wechselstrom mit 15’000 Volt und einer Frequenz von 16.7 Hertz.
Die schwindende Kostendeckung auf unter 30% veranlasste die kleinen Bahnen der Region zur Fusion mit den AB. Dennoch wird zur Zeit überlegt, ob der Personentransport nicht mit billigeren und trotzdem attraktiven Angeboten bewältigt werden könnte.