Von Alt St. Johann nach Nesslau
Marschzeit 3h
Strecke 10.6 km auf 187 m ab 227 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Nach meinem Empfinden zieht sich das obere Toggenburg von Wattwil hinauf bis nach Wildhaus. Ob dies allerdings eine offizielle Unterscheidung ist, weiss ich nicht. Was ich aber weiss, ist, dass der Weg entlang der Thur eine der schönsten Flusswanderungen darstellt - vielleicht nicht gerade weltweit.
Ich starte in Alt St. Johann, wohin mich das Postauto gebracht hat. Von dessen Haltestelle wechsle ich auf die „hintere“ Strasse und überquere dort die Thur. Dann schwenke ich nach links und ziehe am Sportplatz vorbei talabwärts. Erkennbar an der Fliessrichtung des Wassers!
Die verstreut stehenden Höfe werden durch ein sauberes Strässchen verbunden, das bei Steg hinüber zur Hauptstrasse abzweigt. Nun beginnt für mich der eigentliche Wanderweg, ein schmaler Pfad, der sich eng ans Flussufer schmiegt.
Beim grossen Steinbruch zwischen Starkenbach und Stein zwängt sich die Thur durch ein felsiges Engnis, in dem neben der Hauptstrasse kein Platz für meinen Weg mehr übrig ist. Also steige ich auf zum Iltishag, um der steilen Fluh auszuweichen. Die Höhe vermittelt einen völlig neuen Blick auf den Bachlauf, der wenige Meter später noch eine schmale Stelle bewältigt.
Nach dem Gugger weitet sich das Tal wieder, und ich wechsle bei Stein die Talseite. Nach der Mündung der Wyss Thur liegt das Bratzenmoos, das wohl einmal von einem kleinen See gefüllt war, denn schon bald wird das Tal wieder zum Tobel mit einem bescheidenen Wasserfall. Dessen grösserer Bruder, der Giessenfall, folgt etwa eine Viertelstunde später, nachdem ich wieder die Seite gewechselt habe.
Ich wandle nun auf dem Strässchen, das die Zufahrt zu einem kleinen Kraftwerk bildet und komme gut voran. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil ich bereits die ersten Häuser von Nesslau vor mir erkennen kann. Noch ist aber ein beachtliches Wegstück bis zum Bahnhof zu meistern. Um die Wartezeit bis zum nächsten Zug auszunützen, kehre ich beim nächsten Wirtshaus an der Strasse ein, um den Durst und mit einem Zvieriplättli den Hunger, zu stillen.
Alt St. Johann
Am oberen Dorfrand des Dorfes Alt. St. Johann stehen noch die Kirche und ein stattliches Probsteigebäude des ehemaligen Klosters. Erstere dient noch heute der katholischen Gemeinde als Pfarrkirche.
Gegründet wurde Alt St. Johann im 12. Jrhd. von Benediktinern, die unter dem Schutze des Papstes Eugen II. standen. Es besass zahlreiche Güter nicht nur im Toggenburg, sondern auch im nahen Rheintal. Während seiner Blütezeit im 14. Jrhd. reichten seine Besitztümer bis nach Feldkirch, wo die Abtei zahlreiche Grundstücke käuflich erworben hatte. Das wichtigste war wohl das Rote Haus in Vaduz im Jahre 1525. Einer Sage zufolge soll der Vorbesitzer seinen Bruder umgebracht haben und dann nach St. Johann geflohen sein. Dabei soll er dem Kloster sein Vermögen versprochen haben, wenn die Mönche ihm zur Flucht ins Ausland verhelfen würden.
Während der Reformationszeit verlor das Kloster seine Eigenständigkeit und kam in die Zuständigkeit der Fürstabtei St. Gallen. 1626 wurde die gesamte Anlage jedoch von einem Brand heimgesucht und darauf im Dorfe Sidwald, das heute Neu St. Johann genannt wird, neu errichtet.
Neu St. Johann
Die neuen Klostergebäude entstanden um 1680 im damals in dieser Region fast üblichen, dem Barock angelehnten, Baustil. Als Bauleiter amteten der Misoxer Pietro Andreota sowie der Österreicher Zimmermann Kaspar Lederli.
Es diente den Fürstäbten von St. Gallen als Instrument gegen die um sich greifende Reformation. Diese wurde im Toggenburg teilweise besonders energisch betrieben und führte zu vielen Auseinandersetzungen.
Seit der Aufhebung des Klosters im Jahre 1805 dient die Kirche der katholischen Gemeinde als Gotteshaus, und die übrigen Gebäude beherbergen das Heilpädagogische Zentrum Johanneum.