Von Bütschwil nach Lichtensteig
Marschzeit 3h30min
Strecke 10.5 km auf 620 m ab 600 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Das Geschlecht der Toggenburger kontrollierte während Jahrhunderten die Geschicke weiter Landstriche auch über das eigentliche Toggenburg hinaus. Zahlreiche kleinere Adelsfamilien standen in deren Abhängigkeit.
Um zu den kläglichen Reste einer lange vernachlässigten Burg zu gelangen, fahre ich mit der Bahn nach Bütschwil und laufe dann gute 200 Meter den Geleisen entlang nach Norden. Anschliessend lenke ich meine Schritte nach rechts und überquere die junge Thur, um auf der anderen Flussseite nach Süden zu schwenken. Am Fusse des Laufenwaldes erreiche ich den Aufstieg zur Burgruine hoch über dem Talboden.
Nach einem kurzen Augenschein, der wirklich kaum noch den ehemaligen Glanz der Burg vermitteln kann, ziehe ich weiter und verlasse die SchweizMobil-Route 24, die steil hinunter an die Thur zurück findet. Ich halte mich in einigem Abstand an einen bescheidenen Bach und ziehe durch den Weiler Wigetshof und am Hof Euloch vorbei Richtung Südost. Einige Schlenker verhindern weitgehend die Benützung asphaltierter Strässchen.
In einer weiten Schleife erklimme ich den vor mir liegenden Rücken, ohne jedoch auf seinen Gipfel zu gelangen und erreiche auf seiner Rückseite Schwanden. Die Siedlung duckt sich fast Schutz suchend zwischen die Hügel. An Acker- oder Gemüsebau ist hier kaum zu denken!
Auf dem höchsten Punkt der Wasserfluh thront die zweite Ruine mitten im Wald. Die NeuToggenburg erzählt jedoch eine völlig andere Geschichte als die vom Rüdberg. Der Ausblick von hier ist atemberaubend, beinahe wie der Abstieg über den Westgrat. Hier hätte ich nicht täglich zur Schule gehen wollen - und schon gar nicht wieder nach Hause!
Durch den Nässiwald führt der Weg auf der Geländekante hinunter nach Lichtensteig. Bis zum Bahnhof jenseits der Thur ist es mir zu weit, deswegen ziele ich auf eine der näher gelegenen Bushaltestellen.
Auf drei Seiten gut geschützt vor ungebetenem Besuch, stand die Burg östlich der Thur im Unteren Toggenburg nahe genug an der alten Reichsstrasse, um sie zu überwachen. Über ihre Entstehung kann nur geraten werden, denn exakte Aufzeichnungen existieren nicht aus jener Zeit.
Vermutlich wurde sie in der Mitte des 13. Jrhds. gebaut, denn ein Joanne milite de Ruotberch wird 1267 schriftlich erwähnt. Von der Burg selber liest man erst 1270. Der Name der Burg bezieht sich sehr wahrscheinlich auf das Familienwappen der Grafen von Toggenburg, denn dieses zeigt einen stolzen Rüden. Zudem umfasste deren Einflussbereich auch das Gebiet südlich von Bütschwil.
Als Lehnsherr kommt der Abt von St. Gallen infrage, der den benachbarten Hof Bütschwil 1280 an die Grafen von Werdenberg verpfändete. In deren Gefolge tauchen im frühen 14. Jrhd. auch die Herren von Rüdberg auf, und ab 1340 gilt deren Burg als Eigentum dieser Grafenfamilie auf. Im Herbst 1386 verzichtet die Witwe Diethelms VI. auf die veste gegent Rüdberg zugunsten des Grafen Friedrich VII. von Toggenburg.
Die Zeitspanne, in der die Rüdberger hier wohnten, ist nicht bekannt. Im 14. Jrhd. verschwindet die Familie aus den schriftlichen Quellen. Siegfried von Rüdberg wird 1314 zum Schultheiss der Stadt Wil berufen und viel später taucht der Name im Zusammenhang mit einem Einsiedler nochmals auf. Eine Familie es gleichen Namens wird zweihundert Jahre später in Werdenberg gemeldet. Diese dürfte allerdings aus Lichtenstein hergezogen sein, denn sie führten ein anderes Wappen als die Toggenburger-Linie.
Auch über das weitere Schicksal der Burg ist wenig niedergeschrieben worden. Als sie 1648 wieder in den Besitz der Abtei St. Gallen gelangte, wurde sie dem Zerfall überlassen. Im 20. Jrhd. buddelten dann Raubgräber in den übrig gebliebenen Mauerresten, was zum Anlass genommen wurde, den Grundriss der Anlage von staatlicher Seite aus frei zu legen und zu konservieren. Eigentliche archäologische Ausgrabungen und Untersuchungen fanden jedoch nicht statt.