Von Teufen nach Appenzell
Marschzeit 4h
Strecke 11.8 km auf 625 m ab 673 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Teufen, mit etwa 6000 Einwohnern, einer der grösseren Orte des Kantons Appenzell Ausserrhoden, liegt nur wenige Kilometer von St. Gallen entfernt. Bekannt geworden ist Teufen nicht zuletzt durch die zugezogene Familie Grubenmann. Den Baumeistern und Zimmerleuten gelang es im 17. und 18. Jahrhundert mit innovativen Ideen den Kirchen- und Brückenbau zu revolutionieren.
Bei der Bahnstation empfängt mich der Wanderweg, der schon bald die breite Kantonsstrasse verlässt und mich hinab zum Rotbach führt. Nach dem Schwimmbad könnte ich eine Abkürzung über die Göbsi zum Bildstock nehmen, aber dann würden meine Füsse auf fast zwei Dritteln der Strecke malträtiert. Dann wähle ich lieber den etwas längeren Weg an der Lochmühle vorbei zu den grossen grossen Industrieanlagen bei der ARA. Wenn ich hier nach rechts schwenke treffe ich den anadere Weg wieder und folge ihm zum erwähnten Bildstock.
Etwas abseits liegt das Gasthaus Leimensteig, aber bei dem warmen Wetter war ich für etwas Flüssiges durchaus zu haben. Nach der wohltuenden Pause mache ich mich wieder auf den Weg, der eine weite Schleife des Strässchens abkürzt und jenseits der Senke Schlatt erreicht.
Wie ich doch asphaltierte Strassen liebe! Hier komme ich nicht umhin, einer solchen treu zu bleiben um die Gofelegg herum bis zur Abzweigung bei Kochs. So gelange ich zu zwei Armen des Zungbaches, die ich beide überquere und dann wieder aufsteige zur Hinterlehn, wo schon bald am Horizont die Ruine Clanx auf ihrem markanten Hügel auftaucht. Sie liegt nicht unmittelbar am Weg, aber von Süden her ist der Aufstieg nur wenige Meter lang.
Nach ausgiebiger Besichtigung, Verpflegung und Pause kehre ich zum Weg zurück und ziehe weiter vorbei am ausladenden Hof Vorder Lehn zu einem kleinen Zufluss der Sitter. Nun erreiche ich bald die ersten Häuser eines Aussenquartiers von Appenzell, aber der Weg zum Bahnhof zieht sich - aber er lohnt sich auch. Das Ortsbild mit den sorgfältig restaurierten Häusern ist einmalig, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein Besuch im Grubenmann-Museum in Teufen lohnt sich. Es wohnt auf einer kleinen Anhöhe hinter dem Hotel zur Linde im ehemaligen Zeughaus. Es zeigt viele Dokumente, Pläne und Modelle aus dem vielseitigen Schaffen der Gebrüder Grubenmann, und wird von Rosmarie Nüesch-Gautschi mit viel Fachwissen betreut. Mit ihren Ideen und bahnbrechenden Konstruktionen gelang den Brüdern Grubenmann ein eigentlicher Durchbruch beim Bau von stützungsfreien Dächern und Brücken.
Hans Ulrich Grubenmann kam als dritter Sohn des Zimmermannes Ulrich Grubenmann im Jahre 1709 in Teufen zur Welt. Seinen Beruf erlernte er im elterlichen Betrieb und baute sein handwerkliches Geschick auch anschliessend kontinuierlich weiter aus. Schliesslich trug es ihm gar den Ruf eines überragenden Ingenieurs ein.
Seine ersten Lorbeeren erntete er beim Wiederaufbau des nieder gebrannten Städtchens Bischofszell im Jahre 1743. Hier errichtete er zusammen mit seinen Brüdern Jakob und Johannes 13 Wohnhäuser. Einige Jahre später erhielt er den Auftrag, in Schaffhausen die eingestürzte alte Rheinbrücke zu ersetzen. Sein Vorschlag, die ganzen 119 Meter Spannweite ohne eine einzige Stütze zu überwinden stiess auf grosse Skepsis und wurde abgelehnt. So entwarf er ein zweites Modell mit einem Mittelpfeiler. Dieser Entwurf gelangte nach hitzigen Debatten zur Ausführung, und eine Anekdote erzählt, dass der Erbauer anlässlich der Eröffnung diese Stütze mit einer Axt weggeschlagen haben soll. Obwohl diese Geschichte hie und da in historischen Schriften auftaucht, ist sie wenig glaubhaft.
Eher wahrscheinlich ist da schon der Zwischenfall, dass Grubenmann beim Rückbau des Gerüstes in den Rhein gestürzt und beinahe ertrunken sei. Das Modell der Schaffhauser Brücke sandte er 20 Jahre später nach Irland. Er beteiligte sich damit an einem Wettbewerb für eine Überquerung des Derry an der Bordküste. Er erhielt den Auftrag zwar nicht, aber das Modell kann noch heute im National Museum of Ireland bestaunt werden.
Neben diesen Brücken baute Grubenmann jedoch auch immer mehr Kirchen und andere Gebäude mit grossen Dächern und damit grossen Spannweiten. Von seinen zehn Werken in der Ostschweiz zählen einige zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Schweiz. Dafür ehrte ihn die Schweizerische Post 2009 mit einer Briefmarke, die sein Porträt bis heute in alle Welt trägt.