Von Wattwil nach Hemberg
Marschzeit 3h
Strecke 8.9 km auf 631 m ab 297 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Wer kennt Hemberg nicht, dort wo jedes Jahr über die eng geschlaufte Bergstrecke von der Schwandsbrugg unten am Necker Richtung Dorf mit heissen Boliden gegen die Uhr gefahren wird? Dieser Event war jedoch nicht mein Ziel, denn ich wanderte durch die fast liebliche Landschaft von Wattwil herauf und wollte in Hemberg lediglich meine Schuhe ausziehen.
Ich folge ab dem Bahnhof Wattwil, sozusagen dem Hauptort des Toggenburgs, den gelben Wegweisern an die Thur und überquere sie etwas weiter südlich Richtung Osten.
Plötzlich steigt der Weg markant an und erreicht den winzigen Flecken Tüetlisberg. Abseits der Strassen ziehe ich weiter aufwärts und erreiche nach einem kurzen Asphaltstück die Schwantlenegg, die der Route ihren Namen geliehen hat. Fast auf dem höchsten Punkt des Weges treffe ich auf die etwas abseits stehende Sternwarte. Eine Anmeldung für den Besuch hat sich erübrigt, denn bei Sonnenschein sind keine Sterne zu sehen.
Gleich taucht das Bergrestaurant Churfirsten auf, exakt richtig: Etwa auf halbem Weg und zeitlich auch passend für einen sättigenden Mittagshalt für den in weitem Zickzack verlaufenden Abstieg nach Heiterswil. Kurz vor den Häusern schwenke ich jedoch nach links und strebe dem Hof Niederwil zu. Dieser liegt ebenso abgelegen, wie Dutzende andere hier. Weit verstreut lockern sie das Bild der Landschaft wohltuend auf. Ob hier die Post auch mit der Stoppuhr dem Briefträger folgt, um heraus zu finden, wo noch 30 Sekunden einzusparen wären?
Nach einem saftigen Stutz hinunter zum Niederwilbach folgt ein ebenso heftiger Aufstieg auf einen namenlosen Rücken und gleich noch ein Abstieg zum Schlattbach. Nach einem kurzen Asphaltstück bei Rohr folgt ein wegloser Abschnitt - welch Kontrast! Und dann die Brücke über den Rohrbach. Hier umgibt mich kühlendender Schatten, der mir unterwegs ein paar Mal gefehlt hat.
Fast hundert Meter höher steht das Dorf Hemberg mit zwei nicht zu übersehenden Kirchtürmen und einer Bushaltestelle dazwischen.
Im Sommer 2019 fand bereits das achte Bergrennen auf der Strasse von der Neckerbrücke bei Schwandsbrugg hinauf ins Dorf Hemberg statt. Die Veranstaltung hat sich im Kalender der Teilnehmer und des Publikums etabliert. Am Wochenende nach Pfingsten ging der Event des „Vereins Bergrennen Hemberg“, abgekürzt VBH, mit etwa 200 Fahrern über die Bühne, besser über die Strecke.
Die umliegenden Dörfer Bächli und St. Peterzell stellten den Fahrerlagern wiederum die benötigten Räumlichkeiten zur Verfügung. Dort, wie auch in Hemberg selber, wurden die Boliden für die fünf Trainingsläufe und die drei gewerteten Rennläufe vorbereitet. Diese hohe Zahl an Fahrten im Programm wird von den Beteiligten sehr geschätzt, ist dieser Anlass doch der erste in der gesamten Rennsaison und bedeutet auch für die Zuschauer ein besonderes Rennfeeling.
Die Austragung im Jahre 2018 profitierte vom traumhaften Wetter, das die Einhaltung des dichten Programms fast auf die Minute möglich machte. Der reibungslose Ablauf konnte auch in diesem Jahr eingehalten werden, für den Verein aber auch für den örtlichen Tourismus ein grosser Erfolg. Die meisten Teams reisen jeweils bereits mehrere Tage im Voraus an, was den Verkehrsverein dazu veranlasst hat, für 2019 Ausflüge mit Biketouren und Wanderungen für Mechaniker und Rennfahrer vorzubereiten.
Zudem arbeiteten die Organisatoren in diesem Jahr mit der Toggenburger Messe TOM eng zusammen. So konnten dort bereits im Vorverkauf Tickets für das Bergrennen mit einem Messerabatt erworben werden. Zudem stand der Gewinner des FIA Hill Climb Masters des Vorjahres, Roger Schnellmann, für Fotos, Selfies und Gespräche zur Verfügung. Mit dabei hatte er seinen Mitsubishi Rennwagen Lancer Evo VIII mit mehr als 600PS.
Der grosse Erfolg dieses Anlasses ist nicht ganz selbstverständlich, ereignete sich doch auf der gleichen Strecke im Jahr 2017 ein schwerer Unfall. Der ehemalige „Top Gear“-Star Richard Hammond mit seinem elektrisch angetriebenen Sportwagen mit über 1000PS kam im Rahmen einer Demofahrt von der abgesperrten Strecke ab und wurde verletzt. Obwohl der Fahrer einen folgenschweren Fehler begangen hatte, kassierte der veranstaltende Verein eine Busse von CHF 5000.