Von Nesslau nach Rietbach (Krummenau)
Marschzeit 2h30min
Strecke 5.6 km auf 464 m ab 108 m
Karte/n 1:50'000 227T
Anforderung:
Das obere Toggenburg bietet dem Wanderer / der Wanderin nicht nur eine fantastische Kulisse mit dem über 2500 Meter hohen Säntis, sondern auch auch ein weit weniger spektakuläres Highlight: Das ausgedehnte Hochmoor der Wolzenalp.
Ich starte bei der Eisenbahn-Endstation Nesslau und folge dem Lauf der Luteren bis zur Brücke über die Thur. An deren Westseite führt mich der Wanderweg zur Siedlung Holz, wo ich nach links schwenke, um quer über die Weiden zur Strasse zu steigen, welche sich in weiten Kehren hinauf am Fuchsloch vorbei zur Spitzweid kämpft. Die Schleife oberhalb Eggli kürzt ein schmaler Pfad ab, bleibt dann jedoch der Strasse treu, bis sie nach dem Hof Weid mitten im Nirgendwo endet.
Ich wandle nun im Quellgebiet des Risibachs, der von unzähligen kleinen Bächen aus dem Sumpf gespiesen wird. Zu beiden Seiten meines Weges blühen viele Pflanzen, die sich ganz speziell an diese Umgebung angepasst haben. Neben den bekannten, wie der Schwertlilie oder der Sumpfdotterblume, treffe ich auch auf den Wasserdost und den Baldrian. Bei diesem lohnt es sich, ihm nicht nur mit den Augen, sondern auch mit der Nase zu begegnen!
Beim Punkt 1099 überquere ich gleich zwei muntere Wasserläufe und ziehe dann beinahe nordwärts zum Hof Hännis. Er steht gleich neben dem Schlepplift, der im Winter die Ski- und Snowboard-Fahrer in seiner fast 2km langen Spur zum Wannenspitzli hochzieht. Von dort brausen sie dann über den Rücken des Wolzen wieder talwärts.
Heute liegt jedoch kein Schnee, und ich kann ungehindert und ohne für jemanden ein Hindernis zu sein hinüber wandern zur Wolzenalp. Das behagliche Bergrestaurant empfängt mich mit einer grosszügigen Terrasse und einem wunderschönen Ausblick über das Toggenburg hinüber zum Amlesberg „hinter“ Krummenau. Von der anderen Seite grüsst der stolze Gipfel des Speers.
Nach einem währschaften Zmittag nehme ich noch die letzten paar Meter bis zur Seilbahnstation in Angriff und lasse mich hinunter fahren zur Thur. Die Eisenbahn hält allerdings auf deren gegenüberliegender Seite.
Ein Blick auf die Karte des oberen Toggenburgs genügt, um zu erkennen, dass sich auf der westlichen Talseite ein beachtliches Moor ausbreitet. Es handelt sich dabei um ein geschütztes Regen- oder auch Hochmoor. Dieser Name hat mit der Lage eines solchen Moors nichts zu tun, sondern ist entstanden aus der Tatsache, dass die Versorgung ausschliesslich von oben geschieht, also durch den Eintrag von Regenwasser. Daraus resultiert auch der äusserst spärliche Gehalt an Mineralsalzen, welche ebenfalls aus der Luft zugeführt werden.
Eine entscheidende Rolle beim langsamen Wachstum eines Hochmoors, das über Jahrtausende währt, spielen die typischen Torfmoose, die sich in den unteren Schichten zu Torf abbauen. Durch dessen Abbau und die Trockenlegung zur Gewinnung von Landwirtschaftsland, wurden ausgedehnte Moore wahrscheinlich für immer zerstört, obwohl sich der Bodenaufbau für landwirtschaftliche Zwecke überhaupt nicht eignet.
Ein weiterer Grund für das Absterben wertvoller Moore bildet der Klimawandel, denn der Niederschlag muss zwingend den Wasserverlust durch den natürlichen Abfluss und die Verdunstung wettmachen. Ansonsten trocknet das Moor aus, und die empfindliche Flora verdorrt.
Entstanden sind die Hochmoore entweder durch die Verlandung flacher Seen oder austrocknender Flussarme. In einer ersten Phase bezogen sie ihr Wasser aus dem Boden, waren also Niedermoore. Allmählich entstanden daraus in einer späteren Phase durch die Zersetzung abgestorbener Pflanzen Hochmoore, die sich über den Grundwasserspiegel erhoben und sich dessen Einfluss entzogen.
Das Quellgebiet des Risibachs, der nördlich des Klosters Neu St. Johann in die Thur mündet, ist ein typisches Hochmoor und spielt für die örtliche Flora und Fauna eine bedeutende Rolle, obwohl der Torfbestand pro Jahr lediglich um 1 Millimeter wächst. Unabdingbar sind Moore für die an diese extremen Standorte angepassten Tiere, wie viele flugunfähige Insekten und Spinnen, sowie Spezialisten unter den Pflanzen. Bekannt dürfte die Latschenkiefer und die Preiselbeere sein. Es haben sich jedoch auch etliche Zwergstraucharten wie die Besenheide oder die Moosbeere eingerichtet. Ein besonderer Bewohner ist der fleischfressende Sonnentau mit seinen klebrigen Fangblättern.