Von Trogen nach Heiden
Marschzeit 3h30min
Strecke 12.3 km auf 565 m ab 676 m
Karte/n 1:50'000 217T / 227T
Anforderung:
Fröhliches Wandern von einer Beiz zur andern. Etwa so könnte der Titel dieser abwechslungsreichen Tour durch das Appenzeller Land auch noch lauten, stehen doch an der Strecke oder nicht weit davon entfernt eine ganze Reihe der typisch appenzellischen Wirtshäuser. Das südlichste ist das Gasthaus Landmark, in dem auch schon mal eine Hausmusik aufspielt. Das letzte dieser Reihe ist das Restaurant St. Anton, bevor mein Weg nach Norden schwenkt.
Gestartet wird die Wanderung in Trogen und führt micg auf dem kürzesten Weg in südlicher Richtung an den Brueder Bach. Dort treffe ich auf die Strasse nach Wald, die ich jedoch bei der Bleichi wieder verlasse, um schon bald auf eine andere zu stossen. Dieser bleibe ich treu bis zum stattlichen Gasthaus Landmark, wo ich eine Pause empfehle, um den runden - oder auch wunden? - Füssen eine Erholung zu bieten. Dem Kopf und dem Rücken auch!
Das nächste Wirtshaus liegt an der Strasse, der Wanderweg beschreibt einen diskreten Umweg, als sollte ich nicht in Versuchung geführt werden, aber bei Hoggen lässt es sich nicht vermeiden. Das wäre dann das dritte Restaurant. Es steht sozusagen auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Goldach. Schliesslich münden aber beide in den Bodensee.
Die Häuser der Ortschaft St. Anton reihen sich wie Perlen einer Kette an die Landstrasse. Die einfache Kapelle mit dem kecken Türmchen steht am östlichen Ende der Häuserzeile auf dem höchsten Punkt, und es scheint, als ob sie den Überblick nicht nur über das Dorf richtig geniesst. Der Wanderer geniesst ebenfalls eine wunderschöne Aussicht von der Passhöhe, aber auch von der aus- und einladenden Terrasse der Wirtschaft.
Nach einem deutlichen Schwenker nach Norden verlasse ich diese „Route des Pintes“, wobei dieser Ausdruck absolut nichts Abwertendes sagen will, handelt es sich doch durchwegs um angesehene Gaststätten! Über Grauenstein und die Rütegg senkt sich der Weg gemächlich Richtung Bischofsberg. Auf dieser Anhöhe liegt das Skigebiet von Heiden, solange der Winter den Menschen hier überhaupt noch Schnee beschert. Für ein kurzes Wegstück schätze ich nochmals den Pfad auf gewachsenem Boden, bevor ich unten bei der Brücke über den Gstaldenbach endgültig auf Asphalt wechsele bis zur Station der Roschach-Heiden-Bahn, einer Zahnradbahn mit dem Kürzel RHB.
Zwischen Kaien, Bischofs- und Freudenberg, drei Hügeln im Ausser-rhodischen Vorderland mit etwa 1000 Höhenmetern, liegt Heiden auf einer Sonnenterrasse hoch über dem Bodensee. Unterhalb des Dorfes zwängt sich der Gstaldenbach durch ein tief eingeschnittenes Tobel nachdem er sich durch die Quartiere am Dorfrand geschlängelt hat.
Die ältesten Nennungen des Ortes Heiden - was unbebautes Land be-deutet - gehen auf das Jahr 1512 zurück. Seit das Land bereits im 14. und 15. Jahrhundert rund um den Flecken urbar gemacht worden ist, gilt also die Bezeichnung Heiden also nicht mehr.
Im Herbst 1838 zerstörte ein verheerendes Feuer, vom einem starken Föhnsturm unterstützt, über hundert Gebäude und die Kirche. Im Laufe der nächsten zwei Jahre wurde kräftig am Wiederaufbau gearbeitet, und so erstrahlen die gut erhaltenen Häuser noch heute in ihrem biedermei-erlich klassizistischen Stil.
Die beiden Ärzte Albrecht von Graefe und Heinrich Frenkel machten Heiden zu einem der bekanntesten Kurort Europas. Sogar der deutsche Kaiser Friedrich III. und Karl I., der letzte Kaiser Österreichs, liessen sich hier kurieren. Der Erste Weltkrieg bereitete diesem Aufschwung ein jähes Ende, und zahlreiche glanzvolle Häuser verlotterten. Die Welt-wirtschaftskrise der 1920er Jahre leistete ebenfalls keinen Beitrag an eine Wende. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Heiden eine Wie-dergeburt als Ferien- und Kurort, nicht zuletzt wegen des 1957 neu er-öffneten Kursaal.
Auf der gut ausgebauten Strassen wurde 1906 die Postkutsche, die täg-lich von St. Gallen nach Heiden verkehrte, durch ein Auto abgelöst. Be-reits früher konnte die einzige Zahnradbahn am Bodensee herauf einge-weiht werden. Heute dauert diese Fahrt 22 Minuten, was gegenüber dem Postbus natürlich einen gewaltigen Vorteil darstellte.
Der heutige Tourismus richtet sich vor allem an Menschen, die dem hek-tischen Alltag den Rücken zukehren möchten. Im Kurhotel werden im-mer noch Molkekuren angeboten. Der Grundstoff dazu stammt aus der nahen Umgebung mit ihrer verbreiteten Milchwirtschaft.