Von Oey (Diemtigtal) nach Weissenburg
Marschzeit 2h30min
Strecke 7.5 km auf 519 m ab 463 m
Karte/n 1:50'000 253T
Anforderung:
Die Ortschaft Oey, fast zuvorderst im Simmental, kenne ich bereits von den Wanderungen im Diemtigtal. Sie liegt in der Ebene kurz vor dem Engnis bei Wimmis und dient mir heute als Ausgangspunkt für eine Panoramawanderung entlang der Nordflanke des Simmentals.
Jenseits des Flusses liegt Latterbach und dahinter steigt mein Weg ruppig an über den wilden Bach aus dem Brüchegrabe nach Allmede. Ab da geht’s gemächlicher, mal obsi und mal ein bisschen nidsi. Auch der Blick hinab ins Tal ändert sich wenig.
Eine Viertelstunde nach dem Weiler Tal mit seinen typischen, fast ballenbergverdächtigen Häusern, quere ich den Wildebach, der heute aber ganz zahm und gesittet zu Tale plätschert. Ich stelle mir vor, wie sich der bei Schneeschmelze unter der Brücke hindurch zwängt.
Im Gegensatz zur Talsohle herrscht hier wenig Betrieb, auch rund um die Häuser und Schober ist kaum jemand zugange. So komme ich ohne Smalltalk trotz stechender Sonne zügig voran. In weiser Voraussicht habe ich diesmal genügend Wasser im Rucksack, denn eine Wirtschaft gibt es da oben nicht, weder in Eschle, dem lang gezogenen Balzeberg noch in Nidflue. Jedoch ein paar kurze Waldpassagen mit etwas Schatten. Ein paar Schlucke aus dem Tengelbach würden mich wohl auch nicht umbringen!
Bei der Wegkreuzung in Nidflue schwenke ich nach rechts und ziehe weiter hinan zum Wolfacher, begegne aber keinem. Wenig weiter geht’s wieder abwärts durch den Ägertewald nach Weissenburgberg. Nun folgt der finale Abstieg über einige Kehren auf schmalem Pfad zur Bahnlinie mit einer Haltestelle.
Vielleicht reizt Sie der Umweg ab Weissenburgberg hinüber zum alten Thermalbad. Es wurde in den letzten Jahren vom Verein „Bad und Thermalquelle Weissenburg“ restauriert und wieder aufgebaut. Auch der Weg hinein ins Buuschebachtal wird von diesen Leuten unterhalten. Dieser Abstecher kostet eine knappe halbe Stunde.
Die Berner Regierung erhielt im Jahre 1600 von einem Antoni Bacher die schriftliche Nachricht, dass er an einer ziemlich schwierig zu erreichenden Stelle im Tobel des Buuschebaches eine warme Quelle entdeckt hätte.
Zu dieser Zeit galt das Baden in Thermalwasser für gut betuchte Bürger und auch unter Mitgliedern der Regierungen und höheren Ämter als besonders chic. Ausserdem liessen sich auf diese Weise dienliche Verbindungen und Beziehungen knüpfen und pflegen. Als besonders wichtiges Zentrum dieses Vergnügens galt Baden im Kanton Aargau, der durch diesen Wirtschaftszweig viel gutes Geld verdiente.
Also zögerten die Berner keinen Augenblick und beschlossen, die neue Wasser- sowie wohl Geldquelle zu fassen. Schon vier Jahre später verfügte das Berner Oberland über seine erste Thermalquelle mit dazugehörendem Badehaus.
1695 wurde dem Arzt und Burger von Bern Dr. Johann Jakob Ritter die Bewilligung erteilt für die Erstellung und den Betrieb von Gebäuden mit den erforderlichen Einrichtungen für einen geregelten Badebetrieb sowie die Unterbringung und Verköstigung von Gästen.
Ab dem 17. Jahrhundert erlebte der Betrieb eine regelrechte Blüte, und von nah und fern, hauptsächlich jedoch aus der nahen Stadt Bern, wurde das Bad in Weissenburg fleissig besucht. Deshalb mussten anfangs des 18. Jahrhunderts einige Gebäudeteile durch Neubauten ersetzt und zusätzliche angesetzt werden. Die Situation am gewählten Standort, unmittelbar bei der Quelle, liess jedoch keine beliebige Erweiterung zu, sodass in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Hintere Bad durch einen Neubau an der Simme ergänzt wurde. Die beiden Häuser verbuchten in der Folge bis zu 33’000 Übernachtungen in einer Saison.
Obwohl in der Zwischenzeit eine Zentralheizung und elektrischer Strom zur Verfügung standen, brach die Besucherzahl nach dem Ersten Weltkrieg ein, und die Gebäude wurden vernachlässigt und teilweise abgebaut. Seit 2002 sanierte der Verein „Bad und Thermalquelle Weissenburg“ noch vorhandene Strukturen und konnte die Arbeiten 2015 abschliessen.