Von Aeschiried nach Aeschiried
Marschzeit 5h30min
Strecke 13.5 km auf 1072 m ab 1069 m
Karte/n 1:50'000 253T / 254T
Anforderung:
Das Suldtal ist ein wenig bekanntes Seitental der Kander. Gerade deshalb hat es seinen wilden, romantischen Charakter bewahrt. Der Wanderweg dem Bach entlang ist sorgfältig angelegt, aber dennoch gibt es Stellen, an denen die Erosion unermüdlich an ihm nagt. Schon nach wenigen Minuten gewinnt man den Eindruck eines Entdeckers oder Forschers, der in geheimer Funktion unterwegs ist.
Meine Wanderung startet in Aeschried und strebt zuallererst der deutlich erkennbaren Krete dieses Rückens zu. Hier treffe ich auf das bescheidene Wintersportgebiet mit zwei kurzen Schleppliften. Über die Aeschiallmi steige ich höher und lasse den Spitz hinter mir. In einer ausgedehnten Lichtung liegen die Hütten von Birebärg, aber einen Birnbaum konnte ich nicht entdecken. Auch ähnelt weder die Lichtung selbst noch das umliegende Gelände einer Birne. Ich weiss also nicht, woher dieser Name stammen könnte.
Nochmals 100m höher erreiche ich den Gipfel des Rückens, die Greber-egg auf 1522müM mit einem einsamen Hof. Die Rundumsicht belohnt den Aufwand des Aufstiegs: Vor mir das Horn mit dem langen Namen: Morgenberghorn, rechts tief unten die Suld mit dem Pochtefall, hinter mir das Häusermeer von Thun mit dem stolzen Schloss und links der dazu gehörende See.
Nach der Verschnaufpause mache ich mich wieder auf den Weg, der keine Kompromisse zulässt. Äusserst stotzig zeigt er hinunter zwischen zwei Bachläufen nach Suld. Hier verpflege ich mich im Restaurant Pochtefall mit einer schmackhaften Röschti und geniesse einen speziellen Dessert mit Kirschen. Anschliessend statte ich dem rauschenden Wasserfall einen Besuch ab. Er soll im Winter viele Eiskletter anziehen.
Der Rest der Wanderung ist schnell erzählt. Er folgt dem Bachlauf und vermittelt mir genau die Eindrücke, von denen ich im ersten Abschnitt erzählt habe. Dann mündet er bei der Staldenweid ins asphaltierte Strässchen, auf dem ich über die Scheidmatten schliesslich zur Bushaltestelle nach Aeschiried zurück kehre. Dort finde ich noch an derselben Stelle die Bushaltestelle.
Pochtenfälle gibt es in der Region Thunersee gleich zwei: der eine stürzt sich zuhinterst im Kiental von der Griesalp durch die Griesschlucht hinunter zum Tschingelsee, und den anderen findet man im Suldtal, wo der Latrejebach hinter dem Restaurant Suld in die Tiefe stürzt. Beide sind eine Reise, beziehungsqweise eine Wanderung, wert! Während der andere berühmt ist durch die steilste Postautostrecke, ist dieser hier bei den Eiskletterern weitherum bekannt - wenn es denn kalt genug ist für das Gefrieren des wilden Wassers.
Hier ist von letzterem die Rede. Sein Wasser bezieht er vom Latrejespitz und der Schwalmere. Über deren Nordgrat führt der Rengglipass hinüber nach Saxeten und Wilderswil.
Anfang Mai erwacht im Suldtal der Frühling, und mit ihm erblühen im wildromantischen Suldtobel die ersten Blumen. Der Wald an den stotzigen Flanken zu beiden Seiten des rauschenden Baches ähnelt einem Urwald, und der sorgfältig angelegte Weg musste an einigen Stellen fachmännisch mit Holz verbaut werden. Um auf diesen Weg zu gelangen, muss man bei Sandgruben - dem südlichsten Ortsteil von Aeschi - von der Strasse auf den Wanderweg wechseln und in den Suldgraben hinunter steigen.
Die Variante führt durch Aeschiried und folgt weitgehend der Fahrstrasse, auf der man mit dem Postauto auch wieder zurückfahren könnte. Die Wanderzeit ab Aeschiried beträgt etwa 1 Stunde.
Vom heimeligen Restaurant Pochtenfall führen zwei Wege zum tosenden Wasserfall. Es wäre also möglich, ihn zu umrunden! Der Rundweg führt etwa 2km durch angenehm kühlen Wald und benötigt ungefähr eine Stunde. Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass zur Zeit der Schneeschmelze der 81m hohe Fall am imposantesten ist. Damit dies noch lange so bleibt, wurde das gesamte Gebiet im Jahre 1968 unter den Schutz des Staates gestellt und zum Naturschutzgebiet erklärt.
Das gilt auch für den gedeckten Picknickplatz bei der Fuchsgrabenhütte mit Brunnen und WC. Hier kann an heissen Tagen auch gebadet werden.