Von Blumenstein nach Wasserscheide (Gurnigel)
Marschzeit 4h
Strecke 9.5 km auf 1022 m ab 100 m
Karte/n 1:50'000 225T
Anforderung:
Allen, die irgendwann einmal im Auftrag der Armee in Thun geweilt haben, dürfte das Gantrischgebiet mit dem Gurnigel von irgend einer taktischen Übung in Erinnerung sein. Aber die Region hat auch als wunderschöne Wanderdestination einiges zu bieten!
Meine Tour startet in Blumenstein, wohin mich das Postauto bringt. Vom Dorfteil Under Eschli steige ich empor Richtung Bluemestei-Chilchli und gewinne rasch an Höhe. Der Blick zurück lohnt eine kurze Verschnaufpause.
Um das enge Tobel des Fallbaches zu umgehen, weicht der Wanderweg über den Breitebode aus und kehrt erst bei der Hütte Weidli wieder in die Nähe des Wassers zurück.
Über den Langeneggrain verläuft das Strässchen fast schnurgerade. Den Umweg über die Wirtschaft Langenegg erspare ich mir, denn etwas weiter oben steht nochmals eine, die zeitlich eher in mein Programm passt.
An der nach Süden geneigten Flanke der Wirtnerchilche, so heisst der wohl fromme Bergrücken, klettert der Weg in wilden Schlenkern bergwärts und trifft schliesslich die Alphütte Oberwirtneren. Hier lasse ich mich gerne für eine willkommene Pause nieder und geniesse die schmackhafte Verpflegung.
Nach dem Halt geht’s weiter über einige Bachläufe abwärts, steigt aber bald wieder hinan zum Fuss der Tschingelflue, von welcher der wilde Gürbefall herunter rauscht.
Einen Kilometer später treffe ich auf die Parkplätze, von denen mit den schweren Kanonen in den Taltrichter unterhalb der Nünenenflue geschossen wurde - vielleicht immer noch wird. Aber heute wird nicht Krieg geübt, und ich kann ohne akustische Beeinträchtigung zur Wassersscheidi weiter marschieren. An der Passstrasse finde ich auch die Bushaltestelle, bei der ich auf das Postauto warte.
Als eines der bekanntesten alpinen Kurhotels der Schweiz genoss das Gurnigelbad mit seinem eisen- und schwefelhaltigen Wasser einen besonderen Ruf. Das Wasser eignete sich gleichermassen zum Trinken als auch zum Baden und galt als heilend. Nachdem 1902 das erste Hotelgebäude abgebrannt war, entstand umgehend ein Neubau. Dieser musste allerdings den Niedergang des Kurtourismus über sich ergehen lassen und wurde schliesslich 1946 abgebrochen.
Gespiesen wurde das Bad von drei Quellen. Diejenige mit dem schwefelhaltigen Wasser aus dem Stockbrünneli am Gurnigel lieferte klares Wasser, das jedoch an der Luft rasch eintrübte und elendiglich stank. Der Volksmund nannte diese Quelle auch Stinkbrünneli. Erstmals taucht sie 1561 in Urkunden auf.
1728 stiess man unweit der ersten auf eine weitere, deren Wasser Silbermünzen oder Besteck aus Silber im Nu völlig schwarz verfärben konnte. Das war der Grund für den Namen Schwarzbrünneli. Sie galt als eine der stärksten Schwefelquellen, dennoch schmeckte das Wasser nicht schweflig sondern eher salzig.
Etwas mehr als hundert Jahre später wurde noch eine dritte Quelle entdeckt. Ihr Wasser war stark eisenhaltig, weshalb sie Eisenquelle genannt wurde. Alles Wasser durchlief mehrere Analysen und lieferte Stoff für etliche medizinische Studien. Schliesslich war man sich einig, dass die verschiedenen Heileffekte weniger am Wasser lagen, sondern vielmehr an der Ruhe weit ab der geschäftigen Zivilisation, am häufigen Aufenthalt unter freiem Himmel und der vermehrten körperlichen Betätigung in Form von Gymnastik und Spaziergängen.
Die Anlage änderte immer wieder ihren Besitzer, auch wenn die Handänderungen meist mehrere Jahrzehnte auseinander lagen. Dabei tauchen einige noch heute bekannte Namen des Berner Adels auf, wie von Wattenwyl, von Graffenried, von Haller u.a.m. Sie spielen auf der politischen Bühne unseres Landes noch heute eine nicht unbedeutende Rolle.