Von Adelboden nach Lenk
Marschzeit 3h30min (+1h Mineralquelle)
Strecke 11.1 km auf 415 m ab 1281 m
Karte/n 1:50'000 263T
Anforderung:
Nicht weit von der Quelle des Adelbodner Mineralwassers steht die Talstation der Sillerenbahn. Sie transportiert mich angenehm und rasch in zwei Etappen auf den gleichnamigen Bühl.
Erholt und satt gesehen an der fantastischen Bergwelt rundherum nehme ich den sanft ansteigenden Weg zum Hahnenmoospass in Angriff. Das Angebot in der Wirtschaft auf der Passhöhe ist zugeschnitten auf die Touristen, aber wer Hunger hat, dem schmeckt’s!
Es führen Wanderwege aus allen Himmelsrichtungen hierher, also ist es unabdingbar, die vielen Tafeln genau zu lesen. Ich wähle den Weg zwischen Rägeboldshore und Metschstand. Er leitet mich über den Bummerepass und dann ruppig hinab zum Ammertebach, einem Zufluss der jungen, wilden Simme.
An den buchstäblich berauschenden Simmefäll vorbei gelange ich zum Restaurant mit exakt diesem Namen und lösche den ärgsten Durst, denn der Marsch der Simme entlang zieht sich. Wer nicht mehr mag, besteigt hier schon den Bus und lässt fahren. Ich könnte jedoch auch bei einer der vielen Haltestellen zusteigen.
Meist verläuft der Weg auf dem Hochwasserdamm und bietet prallen Sonnenschein. Der Fluss ist korrigiert, d.h. er fliesst von ein paar Winkeln abgesehen schnurgerade. Abwechslung sieht anders aus.
Das Dorf Lenk hat kaum mehr etwas mit einer urtümlichen Siedlung zu tun. Viele Neubauten sehen zwar beinahe so aus, als ob sie in überlieferter Bauweise entstanden wären, aber hinter den dunklen Holzfassaden versteckt sich schnöder Beton.
Im ursprünglichen Nationalstrassennetz der Schweiz aus den Fünfziger-Jahren gibt es eine Verbindung von Bern direkt ins Wallis als vierspurig ausgebaute Autobahn. Die A6 hätte die Berneroberland-Route bei Wimmis verlassen sollen und wäre dann durch das Simmental und durch den Rawiltunnel ins Rhônetal gelangt. Von diesen Visionen blieb lediglich der Stummel bei Wimmis mit dem Simmenfluh-Tunnel. Die A6 von Biel über Lyss nach Schönbühl gehört dem Kanton Bern und ist somit keine Nationalstrasse.
Eine Strasse über den Rawilpass, wie sie kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ins Auge gefasst worden war, hätte auf über 2400m Höhe geführt. Deshalb wäre keine wintersichere Verbindung ins Wallis möglich gewesen. Eine schon damals abschätzig als Touristensträsschen bezeichnete Lösung wurde als sinnlos betrachtet. Deswegen plante man einen etwa 10km langen Tunnel von der Lenk nach Crans oder Sierre.
Schon 1975 war der Widerstand in der Bevölkerung des Simmentals gegen diese Strasse so stark, dass ein Verein gegründet wurde mit dem Ziel, dieses gigantische Werk in der weitgehend intakten Landschaft zu verhindern. Als Höhepunkt dieses Widerstandes fand sogar eine Demonstration vor dem Bundeshaus statt, an welcher erstaunlicherweise sehr viele Teilnehmer von ausserhalb die Simmentaler unterstützten.
Trotzdem begann man mit dem Bau eines Sondierstollens. Etwa in der Mitte der geplanten Röhre traten unvermittelt grössere Wassermassen aus dem Fels (geschätzte 1000 l/sec), und gleichzeitig wurden in der darüber liegenden Staumauer des Lac de Tzeusier Risse sichtbar. Das Tal der Liène hatte sich um über 10cm gesenkt und die Flanken drückten daher gegen die Sperre. Sofort wurde der See entleert und der Vortrieb gestoppt. In Bern stimmte das Parlament mit 103 vs. 63 Stimmen gegen das Tunnelvorhaben, womit die Autobahn A6 durch das Berner Oberland gestorben war.
Um sich auch in Zukunft vor derartig irrwitzigen Projekten zu schützen, blieb der Verein „Pro Simmental“ bestehen und beschäftigt sich weiterhin mit dem Schutz der Alpen.