Von Zwischenflüh (Diemtigtal) nach Grimmialp
Marschzeit 4h30min
Strecke 11.5 km auf 1002 m ab 896 m
Karte/n 1:50'000 243T / 253T
Anforderung:
Wer von Ihnen kennt den Chirel und dessen Zufluss, den Fildrich? Ja richtig, es handelt sich um zwei Bäche im Diemtigtal - mit einem nivalen Abflussregime. Wow, noch nie gehört! Die Erklärung folgt im beigefügten Text weiter unten.
Mit dem Postauto fahre ich dem Chirel entlang von Oey-Diemtigenl Richtung Grimmialp. Bei der Haltestelle Narebach verabschiede ich mich vom freundlichen Chauffeur, gehe ein Stück weit der Strasse entlang zurück und zweige dann ab am Ufer des Narenbachs nach Westen und nach oben.
Nach etwa eineinhalb Kilometern schwenke ich scharf nach links, kürze die weiten Kehren der Strasse ab und gewinne rasch an Höhe. Inzwischen ist aus dem Wanderweg ein weiss-rot-weisser Bergweg geworden, und die Wirtschaft am Weg nennt sich denn auch Bergrestaurant Sennhütte. Die Verpflegung ist einfach, aber schmackhaft.
Bei der Alp Menigwald wird der Weg richtig stotzig. Auf dem nächsten Kilometer überwinde ich etwa 200 Höhenmeter. Schon bald folgt die Abzweigung zum höchsten Punkt der Route. Ich habe dafür eine halbe Stunde veranschlagt, aber zurück muss ich dann auch wieder. Der Blick hinab in den Talboden und hinüber zur Grimmialp ist Belohnung genug.
Wenige Meter auf dem angestammten Weg folgt die nächste Gabelung. Für mich beginnt nun der ruppige Abstieg in teilweise engem Zickzack durch die Felsen Richtung Talboden. Nicht vergebens heisst der Hang Weeri.
Dem Bachlauf entlang ist’s wieder gemütlicher, auch wenn die Alp da unten Grabe heisst. Wahrscheinlich hat dies nichts mit Friedhof zu tun. Denn im Geissbode pulsiert das Leben. Da ist auch eine Bushaltestelle, jedoch gibt es noch eine weitere auf der Grimmialp hinter dem Kurhaus.
Wo Niederschläge ganzjährig als Schnee vom Himmel fallen, spricht man von nivalen Gebieten. In den Alpen liegt die Höhe dieser Areale etwa bei 3000müM. Tiere und Pflanzen, welche ständig im Schnee und Dauereis gedeihen nennt man ebenfalls nival, genauso wie Flüsse deren Wassermenge durch den Schneefall bzw. die Schneeschmelze bestimmt wird ein nivales Abflussregime haben.
Der Chirel zählt auch zu diesen Gewässern und weist eine überwiegend natürliche Ökomorphologie auf. Das bedeutet, dass sein Abfluss nicht - oder eben nur vereinzelt - durch grössere Verbauungen zum Schutz des Kulturlandes beeinflusst wird. Ein weiterer Grund für eine wertvolle Fischfauna mit Bachforellen und Regenbogenforellen ist die hervorragende Wasserqualität, unbelastet von biologischen oder chemischen Rückständen.
Im August 2005 zeigte der Chirel, dass er auch anders kann: Nach zweitägigem Dauerregen stieg sein Pegel so hoch, dass das Dorf Oey kurz vor der Mündung in die Simme während vier Tagen unter Wasser stand und weitgehend zerstört wurde. Der Bachlauf war durch Geschiebe und Schwemmholz völlig verstopft, sodass die Strasse hinein ins Tal erst nach drei Monaten wieder eröffnet werden konnte. Noch Jahre später wurde an Brücken und anderen Bauwerken gearbeitet. Auch die Bahnlinie ins Simmental war unterbrochen, was die Touristenorte Lenk, Zwei-simmen und Saanen hart traf. Die gesamte Schadensumme betrug 3 Milliarden CHF.
Bei Riedern wird dem Chirel knapp die Hälfte der mittleren Wassermenge entnommen und durch ein unterirdisches Stollensystem über das Ausgleichsbecken Ägelsee und Erlenbach nach Wimmis zur Gewinnung von elektrischer Energie geleitet.
Der Fildrich ist sein bedeutendster Zufluss und etwas länger. Er entspringt im Regionalen Naturpark Diemtigtal an der Männliflue und nimmt etliche Nebenflüsse auf, bis er im Horboden in den Chirel mündet. Er liefert Wasser für alle Ortschaften im Diemtigtal, ist also buchstäblich deren Lebensader.