Von Gstaad zur Parwenge Seilbahn
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.4 km auf 1000 m ab 64 m
Karte/n 1:50'000 263T
Anforderung:
Diese Route ist für alle, die überzeugt sind, dass der menschliche Bewegungsapparat besser für das Bergaufgehen geeignet sei. Von der Station Gstaad aus gibt es kaum einen abfallenden Streckenabschnitt, dafür stehen unterwegs zwei Alpwirtschaften für gemütliche Pausen bereit.
Durch den ganzen Ortsteil Ober Gastaad erreiche ich den südlichen Zipfel des Schafwaldes beim Pt. 1196 und starte mit dem anstrengenden Aufstieg in vielen Kehren über den (oder die oder doch eher das?) Bortvorschess zur Alp Obere Stutz. Noch weiter oben stehen die Hütten Gfell, wo ich mich zum ersten Mal hinsetze, um meine Leistung von oben zu bewundern.
An der südwestlich geneigten Flanke der Horeflue steige ich weiter himmelwärts und entdecke schon von Weitem die verschiedenen Gebäude auf der Chessle mit den beiden Hotels Hornfluh und Hornberg. Ich habe nicht das Verlangen, hier zu nächtigen, also geniesse ich einfach die fantastische Aussicht bei einem kühlen Getränk.
Die Schweiz-Mobil-Route 37 folgt dem Alpsträsschen etwa auf der Höhe der Baumgrenze hinüber nach Osten und erreicht schon bald die Alpwirtschaft Parwenge. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es Zeit wäre für einen währschaften Zmittag. Auch der Magen stimmt mir zu, also gönne ich mir eine weitere Pause mit einem wunderschönen Blick über die Hügel zu den Bergspitzen in nicht allzuweiter Ferne.
Lange müssen die aufgenommenen Kalorien nicht mehr reichen, denn mein Ziel auf dem Gandlouenegrat, etwas unterhalb der Parwengebire gelegen, ist bald erreicht.
Für die Talfahrt habe ich verschiedene Optionen: Mit der Seilbahn hinab nach Lengebrand und von dort mit dem Bus ins Simmental oder mit diversen Seilbahnen und entsprechenden Zwischenhalten nach Saanenmnöser an der Kleinen Simme. Zudem läge der Rinderberg auch nicht mehr weit entfernt. Von diesem wäre ich bald in Zweisimmen.
Mit dem Ort Gstaad in besonderer Weise verbunden ist der weltbekannte Violinist und Dirigent Yehudi Menuhin. Geboren wurde er 1916 in den USA, erlangte 1970 die schweizerische und 1985 auch noch die britische Staatsbürgerschaft. Er wirkte hauptsächlich als Solist und dirigierte fast alle namhaften Orchester, gründete jedoch daneben auch verschiedene Institutionen zur Förderung der Musik.
Sein Vater stammte von einer chassidischen Familie im heutigen Belarus und die Mutter, ebenfalls eine Russin, lebte in Palästina. Der hebräische Vorname ihres Sohnes bedeutet Jude und geht zurück auf eine antisemitische Äusserung einer Vermieterin.
Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach San Francisco, wo sie ihren Familiennamen von Mnuchin, das auf englisch nur schwer auszusprechen war, in Menuhin. Die beiden Schwestern Yehudis, Hephzibah und Yaltah, waren ebenfalls bereits in ihren Kinderjahren äusserst musikalisch. Nach einem Casting der beiden 5- und 6-jährigen Mädchen vor dem Pianisten Marcel Ciampi, soll dieser ausgerufen haben: „Madame Menuhins Bauch ist ja ein richtiges Konservatorium!“.
Mit 4 Jahren bekam Yehudi eine billige Blechgeige, aber deren scheppernder Klang gefiel ihm nicht, und er warf sie zu Boden. Die Grossmutter schenkte ihm daraufhin eine richtige Kindergeige, mit der er seinen ersten Unterricht besuchte.
Nach unzähligen Konzerten, auch während des Zweiten Weltkrieges vor amerikanischen Soldaten, zog Menuhin, der inzwischen Weltruhm erlangt hatte, mit seiner zweiten Frau nach Europa. Er lebte ab 1955 in London und Gstaad. In der Kirche von Saanen gab er 1957 ein viel beachtetes Konzert und gründete damit das Menuhin Festival in Gstaad. Später kam noch das Festival in Bath in der englischen Grafschaft Somerset sowie das Windsor Festival dazu.
Während dieser Zeit begann Menuhin auch mit bekannten Jazzmusikern zusammen zu arbeiten, und Anfang der 90er Jahre verlegte er seine Tätigkeit hauptsächlich auf das Dirigieren, weil er die Perfektion seiner Technik an der Violine mehr und mehr verlor.