Von Bramisegg (Brienz) nach Iseltwald
Marschzeit 2h30min
Strecke 8.0 km auf 231 m ab 625 m
Karte/n 1:50'000 254T
Anforderung:
Auf der Postautostrecke von Brienz zur Axalp empfängt mich mitten in einer Haarnadelkurve wenig höher als das Hotel Giessbach das einsame Restaurant Bramisegg. Ich fühle mich eingeladen, mir vor der Wanderung hoch über dem See noch einen Aufputschkaffee zu genehmigen.
Dann mache ich mich auf die Socken und marschiere tief hinein in die Giessbachschlucht, wo mich eine solide Brücke erwartet, um hinüber zur Schweibenalp zu gelangen. Die zahlreichen Häuser und Scheunen füllen weit verstreut die grosse, blumenreiche Waldlichtung über einem langen Felsband, das mein Weg Bim alte Hus durchquert.
Nun geht’s zünftig abwärts, und nach einigen Spitzkehren trete ich aus dem Wald und geniesse erst einmal den wirklich fantastischen Blick hinab auf den See und hinüber zur eindrücklichen Bergkette vom Rothorn im Osten bis zur Roteflue im Westen. Sehr viel Rot kann ich allerdings bei beiden nicht erkennen und bei all den anderen sowieso nicht.
Wie an einer Perlenkette stehen etliche Häuser links und rechst an meinem Weg aufgereiht. Immer wieder bleibe ich stehen, um die Bilder in mich aufzusaugen: Das weiss strahlende Schiff, das die ruhige Wasserfläche durchzieht, die Eisenbahn, die ebenso stumm dem gegenseitigen Ufer entlang eilt, und … und … Der Lärm der Autobahn stört mich kaum, sie verläuft ja auch meist in schalldichten Tunnels.
Mitten im Wasser, wie es sich schliesslich für eine echte Insel gehört, liegt das Schnäggeninseli mit der kleinen Kapelle am „linken“ Rand. Woher das Eiland seinen Namen hat, erschliesst sich mir nicht, aber von allen, die ich gefragt habe, wusste es auch niemand schlüssig zu erklären.
Beim rauschenden Fall des Mülibachs schwenkt mein Weg unvermittelt nach rechts und senkt sich in kurzem Zickzack hinunter zur A8, unterquert diese auf dem für Fussgänger verwirrenden Anschlusswerk und erreicht schliesslich die stattliche Siedlung Iseltwald auf dem Schwemmkegel des kleinen Bachs. Die Schiffländi finde ich geradeaus vor mir, und der Bus würde mich etwas östlich davon ebenfalls aufnehmen.
Unter allen Schweizerseen rangiert der Brienzersee mit seinen fast 30km2 an elfter Stelle. Gespiesen wird er zur Hauptsache durch die Aare, die zusammen mit allen kleineren Bächen das gesamte Einzugsgebiet von 1127km2 entwässert. Seine grösste Tiefe misst bei normalem Wasserstand 260m, weshalb er nie zufrieren kann. Einen flachen Uferstreifen wie beim Boden- oder Zürichsee gibt es hier nicht. Die Ufer sind fast rundherum zu steil und felsig, was sich unter dem Wasserspiegel fortsetzt.
Unter all den Zuflüssen sind der Giessbach mit den vielen Wasserfällen, der Hirschenbach, welcher sich vom Blasenhubel an der Nordseite des Sees herunter stürzt, sowie der Trachtbach und der Glyssibach, die sich durch verheerende Hochwasser mit Geröll-Lawinen berühmt oder eher berüchtigt gemacht haben, zu erwöhnen. Den Fulbach haben Sie vielleicht beim letzten Besuch des Freilichtmuseums Ballenberg kennen gelernt.
Vor Iseltwald ragt das Schnäggeninseli aus dem Wasser. Es ist die einzige Insel und beherbergt für Ausflügler mit dem Schiff eine Kapelle und einen Grillplatz. Sie schwimmend zu erreichen würde ich nicht versuchen!
Vor 10’000 Jahren waren der Thuner- und der Brienzersee noch ein zusammenhängendes Becken. Durch Ablagerungen von Geschiebe durch die Lütschine und den Lombach entstand eine flache Landbrücke, welche den Wendelsee in zwei einzelne Seen trennte. Dieser Vorgang dauerte allerdings seine Zeit, denn die vollständige Trennung war erst vor knappen 1000 Jahren abgeschlossen. Auch die Ebene nordwestlich von Thun entstand auf diese Weise. Das Geschiebe stammte hier von der Kander, die einstmals bei Allmendingen in den See mündete.
Der Brienzersee zählt zu den saubersten Gewässern der Schweiz, denn er ist im Verhältnis zu seiner Grösse recht tief, und der Eintrag an Schadstoffen ist wegen der eher dünnen Besiedlung der Region relativ gering. Deswegen fehlen dem Wasser aber auch die für ein reiches Fischvorkommen notwenigen Nährstoffe. Die Erträge der Fischerei sind eher bescheiden, jedoch gilt der Egli als besondere Delikatesse in der Gegend.