Von Lauterbrunnen nach Stechelberg
Marschzeit 4h
Strecke 9.8 km auf 1231 m ab 143 m
Karte/n 1:50'000 254T / 264T
Anforderung:
Bevor die Bahn das Tal Richtung Wengen in weitem Bogen verlässt, steige ich in Lauterbrunnen aus und mache mich auf den Weg zur Brücke, über welche die Hauptstrasse die Weisse Lütschine überquert. Von hier aus folge ich nun gemütlich dem Bachlauf entgegen - mal auf der linken, mal auf der rechten Seite - bis der Wanderweg hinüber schwenkt auf das Fahrsträsschen an der westlichen Talflanke.
Nach ein paar hundert Metern kehre ich ans Wasser zurück und überquere etwas weiter südlich gleich auch noch den Lauf der Trimmleten, welche sich erst nach einigen hundert Metern entschliessen kann, sich mit der Lütschine zu vereinigen.
Dann habe ich das erste Ziel auch bald schon geschafft. Für die Besichtigung der Trümmelbachfälle sollte man sich unbedingt Zeit lassen! Das Fotografieren stellt einige Ansprüche an Apparat und Fotograf, denn die Lichtverhältnisse könnten kaum kontrastreicher sein. Wenn die Sonne scheint, liegen grell und düster sehr nah beisammen.
Anschliessend steige ich auf dem gut ausgebauten Weg wieder ab zum Restaurant im Talboden und lösche vor der Fortsetzung der Wanderung noch den Durst. Nach der Pause ziehe ich weiter taleinwärts und verlasse die Strasse bald wieder, um durch den Campingplatz auf die Westseite des Flusses zu gelangen.
Das Tal wird schmaler, und die steilen Flanken - vorallem diejenige zu meiner Rechten - rücken bedrohlich nah. Ab und zu glaube ich eine leuchtend farbige Jacke in den Felsen zu erkennen. Dort oben befindet sich der Mürrener Klettersteig.
Unter den Seilen einer Transportbahn und denen der Schwebebahn zum Schilthorn hindurch, die den Gipfel in vier Etappen erklimmt, erreiche ich die Abzweigung zur Matte. Auch dort gäbe es eine Bushaltestelle, aber mein Ziel ist der Weiler Rütti mit dem grossen Parkplatz. Ab hier geht’s nur noch mit Ross und Wagen oder Spezialbewilligung weiter. Ich jedoch fahre mit dem Bus zurück nach Lauterbrunnen.
Wer im Lexikon oder im Internet den Begriff „Trogtal“ nachschlägt, wird fast mit Sicherheit ein Bild des Lauterbrunnentals in der Schweiz finden. Es gilt als Klassiker dieser Erosionsform durch die Gletschertätigkeit. Das langsam fliessende Eis hobelt nicht wie ein Bach nur die Talsohle aus, sondern bearbeitet auch die beiden Talflanken. Dadurch entsteht ein U-förmiger Talquerschnitt mit markanten Trogschultern an der ehemaligen Oberkante des Eisstromes. Über diese Felskanten stürzen im Tal der Weissen Lütschine so viele spektakuläre Wasserfälle, dass sie nicht mit einer Hand gezählt werden können. Diese Tatsache hat dem Tal auch zu seinem Namen „Lauterbrunnental“ verholfen, der schon im 14. Jahrhundert zum ersten Mal in Urkunden auftaucht.
Die Felswände zu beiden Seiten des Tales sind meist über 100 Meter hoch, was den Wasserfällen eine besondere Attraktivität verleiht. Der Mürrenbachfall ist mit seinen 417 Metern Höhe der höchste der Schweiz. Die Trümmelbachfälle sind zwar nicht so hoch aber aus einem anderen Grund speziell sehenswert. Im Gegensatz zu anderen Wasserfällen, setzt sich derjenigen des Trümmelbachs aus einer ganzen Reihe von über 10 einzelnen Fällen zusammen. Sie haben sich im Laufe der Zeit so tief ins Gestein gefressen, dass einige davon unterirdisch in die Tiefe stürzen, zu denen kein Tageslicht mehr zu ihnen gelangt.
Der Trümmelbach führt im Durchschnitt etwa 20‘000 Liter Wasser pro Sekunde durch die 140 Meter hohe enge Schlucht und bringt jährlich 20‘000 Tonnen Geschiebe mit sich. Seit 1913 sind diese Fälle durch ein über 600 Meter langes Wegsystem über Treppen und durch Tunnels erschlossen und leicht zugänglich. Im oberen Teil überwindet sogar ein Schräglift eine Höhendifferenz von 100 Metern.
Vom Talboden aus lassen sich bei schönem Wetter die halsbrecherischen Flüge der Base-Jumper verfolgen, die von der oben beschriebenen Trogschulter aus den Sprung in die Tiefe wagen. Sie fahren mit der Bahn von Mürren aus zur gegenüber liegenden Mürrenflue bis hart an die Kante der Felswand und werfen sich dann in die Tiefe. Nach einigen Sekunden im Freien Fall, öffnen sie ihre Gleit- und anderen Schirme, um sanft neben den Kühen im Gras zu landen.