Von Hilterfingen zur Schwendi
Marschzeit 2h
Strecke 4.2 km auf 617 m ab 83 m
Karte/n 1:50'000 253T
Anforderung:
Ich gratuliere Ihnen zum Klick auf die Taste „Vesuv“! Sie haben doch nicht etwa daran gedacht, dass ich Ihnen eine Wanderung in der Region Napoli vorschlage - oder doch? Es handelt sich hier um einen Hügel über dem Thunersee, dessen Silhouette dem richtigen Vesuvio tatsächlich ähnelt.
Ich starte beim Strandbad in Hilterfingen, wohin mich der Autobus fährt. Dem Dorfbach entlang durchquere ich das alte Zentrum des Ortes und passiere im Aebnit am Waldrand zwei spezielle Brücken unmittelbar nebeneinander. Etwas weiter oben steht ein verlassenes Schützenhaus beim Reservoir.
Mein Weg strebt unaufhaltsam - als ob man einen Weg jemals aufhalten könnte - dem Tannebüel entgegen. Allerdings hat der markierte Wanderweg anderes vor: Er lenkt mich mit einem fast imposanten Schlenker hinein in den Haltegrabe, überquert ein paar muntere Bächlein und erreicht schliesslich auf der gegenüberliegenden Seite die Höfe Untere und Obere Halten. Hoch über mir thront das stattliche Gebäude des Kurhauses Haltenegg.
Ufem Stutz, und dies ist durchaus ernst gemeint, gelange ich zur Siedlung Oberi Halte, was mich tatsächlich etwas verwirrt. Denn ich glaube, dies schon hinter mir zu haben! Aber manchmal machen es die winzigen Unterschiede in der Schreibweise aus.
Statt das kürzere Strässchen zu nehmen, wähle ich den Wanderweg im Schatten, und beschreibe nach einer Spitzkehre in weitem Bogen den Hubel. Bei der Verzweigung am Waldrand wähle ich den Weg nach Süden und „erklimme“ nach kurzem Abstieg den Vesuv, der mir eine wunderschöne Aussicht auf den Thunersee beschert. Ennet dem Wasser erkenne ich die Mündung der Kander, die sich ein respektables Delta angeschwemmt hat.
Hernach begebe ich mich wieder zur erwähnten Verzweigung und schwenke dort nach rechts in die Schwendi, die vom Bus bedient wird. Wer heftigen Durst oder Hunger verspürt, kehrt vorher noch im nahen Restautrant Bellevue (Nomen est omen) ein.
Der Vesuv am Golf von Neapel zählt zu den bekanntesten Vulkanen der Welt. Er ist heute 1281 Meter hoch und besteht aus den Resten eines einst viel höheren Schichtvulkans, dessen Gipfel bei einem Ausbruch 79 v.Chr. eingestürzt ist und eine gewaltige Caldera zurück gelassen hat. In dieser ist in der Zwischenzeit ein „junger“ Vesuv entstanden.
Meistens liefert der Vesuvio plinianische Eruptionen. Man erkennt diese explosiven Ereignisse an ihren kilometerhoch aufsteigenden Eruptionssäulen, die einhergehen mit einem schnellen Ausfluss grosser Mengen an Magma. In der Regel werden diese Ausbrüche von pyroklastischen Strömen begleitet. Solche bestehen aus einem Gemisch von Gasen und vulkanischer Asche. Diese bildet sich aus zerriebenen Magmabrocken und hat mit der Asche im Gartencheminée nichts gemeinsam! Ein pyroklastischer Strom gehört zu den gefährlichsten Varianten eines Ausbruchs, denn er rast mit bis zu 700 km/h vom Kegel herab. Da gibt es todsicher kein Entrinnen!
Der auf jeden Ausbruch folgende Ruhezustand kann Wochen, Jahre oder gar Jahrhunderte dauern. Dann folgt ein weiterer. Die Bezeichnung plinianisch geht zurück auf den ehemaligen römischen Senator Plinius den Jüngeren. Er soll als Jüngling im Jahr 79 n.Chr. den letzten Grossausbruch des Vesuvios beobachtet haben. Damals sind die blühenden Städte Pompeji, Herculaneum, Stabiae sowie Oplontis verschüttet und fast alle Einwohner in der glühenden Magma verbrannt worden. Er schilderte seine Erlebnisse später in seinen Schriften, was zur Bezeichnung plinianisch führte.
Ähnlich verheerende Eruptionen, welche unter dieses Klassifikationsmerkmal fallen, erlebte die jüngere Vergangenheit 1980 in Nordamerika beim Ausbruch des Mount St. Helens, bei dem fast ein Drittel des Vulkans in die Luft geschleudert wurde, und 1991 auf den Philippinen bei der Explosion des Pinatubo, bei dem auch noch Lahare auftraten, welche das gesamte Umland verwüsteten. Dies sind eigentlich pyroklastische Ströme, welche auch noch mit Wasser vermengt sind.
Ein eher kleineres Ereignis des Vesuvios fand im Jahre 1944 statt, und seither ist der Berg relativ ruhig geblieben.