Vom Oey nach Chollerebrügg Hst.
Marschzeit 4h
Strecke 11.3 km auf 777 m ab 574 m
Karte/n 1:50'000 253T
Anforderung:
Im untersten Abschnitt des Simmentals mündet von Süden her der wilde Chirel in die Simme, und da liegt etwas abseits der Strasse auf dessen Schuttkegel das Dörfchen Oey. Es ist Teil der Gemeinde Diemtigtal, die ungefähr 2000 Einwohner zählt.
Ich starte meine Tour beim Bahnhof, der 2005 durch ein Hochwasser des Chirel stark beschädigt wurde. Die Bilder von damals sehen denen aus Deutschland vom Sommer 2021 äusserst ähnlich! Ich wende mich zur Dorfstrasse und überquere nach knappen zweihundert Metern auf der südlichen Brücke den heute lammfrommen Bach.
In zwei spitzen Kehren erreiche ich die Strasse nach Diemtigen und folge dieser durch das ganze Dorf hindurch. Das Quartier Zelgli lasse ich jedoch links liegen und ziehe vom Hubel weg auf dem Strässchen zum Ägelsee. Das malerisch gelegene Seelein dient heute als Ausgleichsbecken des Kraftwerks unten an der Simme. Es bezieht Wasser durch eine unterirdische Leitung von weit hinten im Tal des Chirel, am Fusse des Schwarzeberges.
Hinter der Hinderi Allmi trete ich ein in den Tschuggewald und steige weiter bergwärts bis in den Quelltrichter des Steinibachs. Nach der Bewältigung des Stutz treffe ich auf die verstreuten Hütten einer Alp und schwenke nach links. Auf der Hochfläche des Tschuggen gilt mein Streben der Bergwirtschaft, die mich gastlich empfängt. Der Aufstieg hat mich durstig und hungrig gemacht.
Durch eine enge Kerbe führt mich der Weg nach der wohlverdienten Pause hinab zur Chilchflue, der ich aber ausweichen muss. Für gewöhnliche Wanderer wie mich, ist sie wohl zu gefährlich. Der Weg, der die einsam gelegene Hütte mit der Welt verbindet, zieht in südwestlicher Richtung dem Hang entlang. Unvermittelt zweigt der Wanderweg ab und sticht in vielen Kehren und Schleifen stotzig talwärts.
Ich lande so am Ufer des Fildrich, dem stattlichen Zufluss zum eher bescheidenen Chirel. Nach wenigen Metern Strasse erreiche ich die Bushaltestelle bei der Chollerebrügg.
Schräg gegenüber von Diemtigen liegt der langgezogene Ort Därstetten. Das Dorf beherbergt eine junge Firma, die sich durch eine überzeugende Strategie bekannt gemacht hat. Das engagierte Team stellt in der einzigartigen Umgebung einzigartige Produkte her, die sich in jeder Küche wohl fühlen, wie rein pflanzliche Kräutermischungen, Gewürze, Tees, Konfitüren und vieles mehr.
Seit 1991 verarbeiten die 40 Angestellten, welche fast durchwegs aus der Gegend stammen, biologisch angebaute Kräuter, welche zur Hauptsache im Tal ohne Einsatz von Herbiziden, Pestiziden oder Insektiziden sowie künstliche Düngemittel gedeihen dürfen. Die involvierten Bauern unterliegen den strengen Auflagen der BIO SUISSE und haben sich verpflichtet, eine kontrollierte biologische Landwirtschaft zu betreiben.
Diese Vereinbarung beinhaltet die Ausrichtung des gesamten Betriebs auf die Richtlinien der Bio-Knospe und garantiert vielfältige Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt. Die nebenher betreuten Tiere geniessen artgerechtes Futter im tiergerechten, offenen Stall mit viel Auslauf. Die geernteten Kräuter werden auf kürzestem Weg frisch in die Firma SAH geliefert, wo sie sofort schonend und ohne Zugabe von Farb- oder Aromastoffen verarbeitet werden. Die lückenlose Überwachung garantiert authentische Produkte und faire Handelsbeziehungen mit Lieferanten und Konsumenten.
Der Standort der Firma im Simmental wurde nicht zufällig gewählt, sondern beruht auf der sehr speziellen Art des Bodens, der eine intensive Landwirtschaft nahezu unmöglich macht. Die Erde im Bereich der Alpen ist besonders reich an Mineralien, denn er wurde nicht durch Ackerbau ausgelaugt und erlaubt den erfolgreichen Anbau von biologisch wertvollen Grundstoffe für unsere vielseitig verwendbaren Produkten.
Die Bergbauern mit ihren häufig kleinen Grundstücken erhalten so die Gelegenheit, im Kräuteranbau einen weiteren Erwerbszweig zu eröffnen, der die Familien unabhängiger macht von multinationalen Konzernen, denen die Erhaltung der feingliederigen Sozialstrukturen ziemlich egal sind.
Text und Bild mit Bewilligung von Swiss Alpine Herbs / SAH Alpenkräuter AG