Von Parpan nach Tschiertschen
Marschzeit 3h30min
Strecke 11.2 km auf 584 m ab 581 m
Karte/n 1:50'000 248T
Anforderung:
Tschiertschen, ein kleines Dorf mit etwa 200 Einwohnern, liegt abgeschieden an der südlichen Talseite des Schanfiggs im Schatten der grossen und bekannten Tourismus-Destinationen Arosa und Lenzerheide. Das Leben ist in dieser Umgebung nicht einfach, weshalb die Gemeinde 2009 mit der Nachbargemeinde Praden fusionierte.
Mein Wandervorschlag führt von Süden her über das Churer Joch in das verträumte Tschiertschen. Mit dem Postauto fahre ich von Chur über Mailx und Churwalden nach Parpan. Dort beginnt nach der Querung des Talbodens der Aufstieg auf dem Fahrsträsschen nach Norden zum Oberberg.
Bei der lockeren Siedlung Capätsch endet das Strässchen und die Häuser werden weniger. Leider liegen Churwalden und Malix zu tief im Tal, als dass ich sie von hier aus sehen könnten, dafür grüssen der Dreibündenstein und das Stätzerhorn von weiter hinten. Auf den folgenden Metern liegen diese in unserem Rücken, und ich bin mit dem stotzigen Weg genug beschäftigt, als ich mich alle paar Momente umzuschauen mag. Schliesslich erreiche ich den Ausläufer der Krete des Parpaner Rothorns und erhole mich von den Strapazen des Aufstiegs im Berghaus bei einem gepflegten Mittagessen. Zum Dessert geniesse ich dann aber doch die weite Rundsicht, welche im Norden bis nach Chur reicht und im Süden bis zu den unverwechselbaren Gipfeln des Gürgaletsch und der Täliflue.
Für den Abstieg folge ich dem markierten Weg über die Prader Alp in den Schatten des Waldes unterhalb der Hüenerchöpf. Dabei überquere ich verschiedene Bachläufe, deren Wasser mich nach Bedarf schnell und ergiebig erfrischet bis ich das Gasthaus Furgglis oberhalb von Tschiertschen erreiche. Dieses äusserst geräumige Haus bietet auch Zimmer für die Übernachtung an! Wer jedoch noch Saft in den Beinen hat, sollte nach einer Erfrischung den Abstieg hinunter ins Dorf noch schaffen. Er dauert nur etwa eine halbe Stunde. Dabei begegne ich dem ersten Skilift der Schweiz, welcher ausschliesslich mit Sonnen-Energie betrieben wird.
Tschiertschen ist eines der wenigen Dörfer auf der linken, also südlichen Seite des Schanfiggs. Das Gemeindegebiet liegt zwischen der tief unten im Tal fliessenden Plessur und den über zweitausend Metern hohen Gipfeln der Weisshorn-Kette auf der stotzigen Kuppe wischen dem Sagen- und dem Pajüelbach. Dazu gehören auch noch ein paar Alpsiedlungen im Urdental und im Farur am Nordhang des Gürgaletsch.
Bereits vor über 20 Jahrhunderten besiedelten Rätoromanen an dieser Stelle einen Ort namens Cercene. Diese Siedlung auf dem Grund des Klosters Churwalden gehörte zur Herrschaft Strassberg und später zum Gericht Churwalden. Etwa Mitte des 16. Jahrhunderts übernahm Tschiertschen die Ideen der Reformation und nahm in der folgenden allmählich die deutsche Sprache an.
Heute leben in Tschiertschen rund 200 zur Hauptsache reformierte Einwohner, welche direkt oder indirekt vom Tourismus leben. Dabei spielt die Wintersaison eine ungleich grössere Rolle, verlangt aber auch grössere Investitionen, um im überhitzten Markt überhaupt bestehen zu können. Tschiertschen versucht jedoch eine sanfte, nachhaltige Entwicklung. Deshalb wird der neue Skilift auch mit Solarstrom betrieben.
Daneben wird Viehzucht und Milchwirtschaft gepflegt, denn für Ackerbau eignet sich die Topografie des Umlandes gar nicht. Im Sommer werden die Tiere auf den gemeindeeigenen Alpen gesömmert. Im Gegensatz zu früher bleiben während dieser Zeit die Kinder aber zu Hause im Dorf, wo die Primarschule steht. Für die älteren Schüler besteht ein Schulverband, in dem das ganze Tal organisiert ist.
Als Sehenswürdigkeit empfiehlt sich das ganze Dorf mit seinen typischen Walserhäusern gleich selber. Fast alle Giebelfelder der älteren Häuser sind trotz evangelischer Ausrichtung der Bevölkerung mit kunstvoll gestalteten und verzierten Haussprüchen aus der Bibel bemalt. Auch die Kirche, ein gotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert, trägt den goldenen Hahn.