Von Klosters nach Wolfgang (Davos)
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.4 km auf 769 m ab 331 m
Karte/n 1:50'000 248T
Anforderung:
Als ich in Klosters aus der Rhätischen Bahn stieg, stand da kein Chauffeur in Livrée vor dem gewaschenen Rolls Roys, aber ich bin nicht einmal verwandt mit der britischen Königsfamilie - und Schnee lag da auch nicht!
So schultere ich halt meinen kleinen Rucksack selber und mache mich auf den Weg zum ersten Wegweiser. Er weist mich auf den Uferweg dem Stützbach entlang. Dieser vereint sich gleich beim Bahnhof mit der etwas mächtigeren Landquart, was ihn seinen Namen kostet.
Schon bald ändern die Wegweiser die Farbe ihrer Spitze in rot und weiss, und der Weg selber wird fussfreundlicher. An der pompös ausgebauten Verladestation mit vielen Zu- und Wegfahrten gelange ich zur Unterführung der Bahnlinie ins Engadin, überquere dann den Bach und steige relativ gemütlich bergwärts.
Immer begleitet vom lebhaften Gurgeln und Rauschen des Wassers gewinne ich an Höhe. Als Kinder hätten wir ganz sicher um eine Rast gebeten, um im Wasser zu spielen, aus Steinen Dämme zu bauen und den Lauf umzuleiten. Die Wassertemperatur hätte dabei kaum eine Rolle gespielt!
Beim Grüenbödeli wechsle ich auf die andere Seite und mache eine weite Kehre hinein ins Tobel des Mönchalpbaches und hinüber in den Litziwald. Dieser heisst alsbald Lusiwald und wenig später dann Drusatschawald. Dort will ich einer weglosen Abkürzung folgen, kehre aber bald um, denn die Spur ist nicht sehr gut, und der Zeitgewinn hielte sich in engen Grenzen.
An den verstreuten Häusern von Drusatscha vorbei gelange ich ans gleichnamige Bächlein. Kurz vor der Bahnlinie wende ich mich nach links und gelange zum Ufer des malerisch gelegenen Davosersees. Dann durchquere das Ferienhausquartier Höhwald mit dem rustikalen Hotel Höhwaldhof. Hier lasse ich mich im Restaurant so richtig verwöhnen, bevor ich auf dem nördlichsten der drei angebotenen Wege. der Bahnlinie entlang und zur Station Wolfgang weiterziehe. Auf diesem Pfad bin nach einem Kilometer auch schon auf der richtigen Seite der Passstrasse und der imposanten Kurhaus-Anlage.
Am obersten Ende des Landwassertals schliesst der Davosersee die Landschaft um den bekannten Kur- und Winterstportort ab. Gegen Südwesten folgt an die weite Mulde die enge Zügenschlucht, und nördlich des Sees führt der niedrige Wolfgangpass hinüber nach Klosters im Prättigau.
Unter Seglern und Windsurfern gilt der Davosersee als sicherer Tipp. Dies verdankt er seiner besonderen Lage und den hier herrschenden thermischen Winden. Da die maximale Tiefe lediglich 54 Meter beträgt, erwärmt er sich im Sommer auch öfters bis auf 20°C.
Seine Entstehung geht zurück auf einen Bergsturz, der vor etwa 8000 Jahren fast einen halben Kubikkilometer Gestein aus dem Parsenngebiet auf das Tal stürzen liess. Der bis zu dieser Zeit nach Klosters fliessende Bach wurde gestaut, vermochte sich jedoch nicht durch den Schuttkegel zu fressen, wie das an anderen Orten, zum Beispiel in der Rheinschlucht, oft geschieht. Also nimmt der Bach seither den Weg in die entgegen gesetzte Richtung und gräbt sich immer tiefer in die Zügenschlucht.
Der heutige Davosersee ist noch der Rest dieses einst wesentlich grösseren Sees, der anfänglich das gesamte Hochtal bedeckte. Das Geschiebe der Zuflüsse, wie Flüelabach und Dischmabach wurde, und wird zum Teil heute noch, in das Becken gespült. Dadurch wird die Mulde allmählich aufgefüllt. Anderseits wuchs der Schwemmkegel des Baches von der Flüela, was den See am völligen Auslaufen hinderte. Aus diesem Geschiebe tritt auch Grundwasser aus, das den See füllen hilft.
Die Situation heute hat allerdings mit der ursprünglichen nicht mehr viel zu tun. Künstliche Eingriffe in den Wasserhaushalt des Davosersees zwingen ihn sogar, Wasser zur Gewinnung elektrischer Energie zu liefern. Während früher noch Eisblöcke gesägt wurden, um Getränke bis in den Sommer kühl zu halten, fliesst heute Wasser in einem Druckstollen zum Kraftwerk in Klosters. Um diesen Betrieb während des ganzen Jahres sicher zu stellen, wird in eher wasserarmen Monaten im Winter der Flüelabach angezapft. Trotzdem liegt der im Sommer so stattliche See im Winter häufig leer und macht einen eher erbärmlichen Eindruck.