Von Chur nach Zizers
Marschzeit 2h30min
Strecke 10.1 km auf 227 m ab 319 m
Karte/n 1:50'000 248T
Anforderung:
Das Gebiet nördlich von Chur, also rheinabwärts, ist weitherum bekannt durch seine Weine. Möglich machen dies die besonderen klimatischen Bedingungen. Die Ausrichtung Nord-Süd begünstigt die wärmende Wirkung des Föhns, der sich durch die rasante Talfahrt von den Alpengipfeln herab rasch erwärmt hat. Winde aus anderen Richtungen werden wirksam aufgehalten durch die über 2000 Meter hohe Kette der Calanda auf der einen Seite sowie die ebenso hohen Gipfel der Madrisa und Schesaplana auf der anderen.
Ich starte beim Bahnhof Chur und fahre mit dem Bus zu Psych. Klinik Waldhaus. Ein paar Meter nördlich davon beginnt der Wanderweg zum Waldhaus. Von dort lenkt mich ein Bergweg (warum wohl?) durch den Fürstenwald und zielt exakt auf die Brücke über den Bach in der Maschänser Rüfi. Zuoberst auf dem markanten Geländebuckel rechts von mir steht die Ruine Ruchenberg. Von dort aus liess sich der ganze Talabschnitt überwachen und kontrollieren.
Leicht abwärts gelange ich in gemütlichem Spaziergang zum südlichen Dorfteil von Trimmis und anschliessend über die Dorfrüfi in die neueren Quartiere. Beim Spiegelberg begegne ich den ersten Reben. Eine weit grössere Parzelle liegt am Fuss der langgezogenen Fluh. Molinära war einst ein Begriff bei den Festungstruppen von Sargans. Hier in den Felsen versteckt sich eine unterirdische Stellung der Festungsartillerie.
Die Scheidrüfi ist zwar noch zu sehen, aber Wasser kommt da offenbar schon länger keines mehr. Auf dem breiten Rücken zwischen Scheid- und Chessirüfi - Tschalär genannt - blicke ich hinab auf ein fast endloses Weingebiet. Wenn da nicht der Rhein, die Eisenbahnlinien SBB und RhB, sowie die Autobahn und die Kantonsstrasse wären, wüchsen die Reben wohl bis hinüber nach Untervaz, das sich scheu an den Gegenhang duckt.
Zizers ist ein Dorf, das sozusagen aus allen Nähten platzt. Rund um den historischen Kern fressen sich Neubauquartiere hinaus in Reben und Obstgärten. Wer mit der Bahn weiterfahren möchte, wendet bei der südlichen Kirche nach links und zieht nach der Überquerung der Kantonsstrasse fast exakt westwärts zum Bahnhof der RhB. Sie SBB rauscht schnöde vorbei.
Ein Bauer lästerte den ganzen Tag über die Menschen, die früher auf der Burg Ruchenberg oberhalb des Fürstenwaldes gewohnt haben. Als er einmal am Hang Waldarbeiten verrichtete, vernahm er gegen Abend seltsame Geräusche aus dem zerfallenen Gemäuer. Es klang wie Hammerschläge mit schwerem Gerät.
Durch die Bäume sah er allerhand gespenstische Gestalten in einem hellen Lichtschein. Helle Blitze zuckten durch den Wald, die ihn jedoch nicht davon abhielten, näher heran zu schleichen. Plötzlich erfasste ihn ein Lichtstrahl, und rund um ihn herum waren die Bäume hell erleuchtet. Auch die Schlossmauer erstrahlte im grellen Licht.
Hinter einem dicken Stamm hervor erkannte er auf einem glatten Rasenfleck ein Kegelspiel mit neun goldenen Kegeln und drei Ritter in ihren klirrenden Rüstungen. Ihre Waffen lehnten an der Mauer, denn jeder hielt eine goldene Kugel in der Hand. Diese schoben sie nacheinander gegen das Ries, aber keinem gelang es auch nur einmal, alle Neune umzuwerfen. Der Bauer hatte grosse Mühe, dem reiben nur zusehen zu müssen, denn er war im Dorf bekannt als guter Kegler, der im Wirtshaus schon gar manchen Preis abgeholt hatte.
Scheinbar müde vom Spiel legten sich die Ritter nach geraumer Zeit etwas abseits zum Ausruhen ins Gras und schlossen die Augen. das war für den Bauer eine gute Gelegenheit, sich selbst mit den wunderlichen Kugeln zu versuchen. Leise schlich er zum Kegelplatz und versicherte sich, dass die Ritter eingeschlafen waren. Dann packte er eine der glänzenden Kugeln und stellte sich vor das Bodenbrett. Er holte Schwung und schleuderte die Kugel gegen die Kegel. Er verwarf beide Arme und zappelte mit den Beinen, als ob er die Bahn der Kugel aus der Ferne noch lenken könnte. Das war aber gar nicht nötig, denn in eleganten Bogen schoss die Kugel ins Ries hinein, und alle purzelten unter lautem Klang übereinander. „Alle Neune!“ fuhr es dem Bauern aus der Kehle.
Darob erwachten die Ritter und schrien auf. Unter lautem Donner versanken Kegel, Kugeln und Ritter in der Erde. Die Burgruine schwankte, und der helle Schein erlosch. Da rannte der Bauer mit zitternden Knien den Wald hinunter und grämte sich sehr, dass er den Mund nicht hatte halten können. Vielleicht wären die Ritter erlöst worden und er hätte die goldenen Kegel und Kugeln gewonnen?