Von der Hörnlihütte (Arosa) nach Tschiertschen
Marschzeit 2h30min
Strecke 7.8 km auf 52 m ab 1027 m
Karte/n 1:50'000 248T / 258T
Anforderung:
Wer mit der Seilbahn von Arosa hinauf zur Hörnlihütte gondelt, bemerkt ziemlich bald, dass für den Abstieg nach Tschiertschen eine ganze Anzahl von Möglichkeiten bestehen. Ein Weg führt direkt hinunter zum Urdensee, ein zweiter folgt dem Kamm Richtung Hörnli und schwenkt dann nach unten und ein dritter zieht am Plattenhorn vorbei und überquert die Carmänna. Diese Route ist viel länger und führt nicht einmal am Geisterstein vorbei! Wer vor dem Start der Wanderung noch eine Stärkung möchte, wählt die zweite Variante, ich nahm den direkten Abstieg.
Ich marschiere also bei der Bergstation los und folge dem kleinen Rinnsal, das vom Kamm zum Seelein fliesst. Auf dessen Westseite treffe ich auf zwei weitere Wanderwege und nehme den nach Norden. Er durchquert den Urder Augstberg geradewegs auf den Geisterstein zu, wendet sich aber kurz davor nach links, als ob er Angst hätte.
In weitem Bogen gelange ich zur Alphütte Inner Urden. Von hier stammt das Wasser des Urdenbachs, der zu unserer Rechten in gleicher Richtung fliesst. Ungefähr bei der Schafalp muss ich innehalten. Dem Wegrand entlang finde ich kiloweise reife Heidelbeeren. Obschon ich weiss, dass ich die blaue Farbe auf der Zunge nicht mehr gleichentags weg bringe, kann ich mich nicht zurück halten - sie sind soooo gut!
Jenseits des Alpbachs ziehe ich auf dem Alpsträsschen durch das Tschiertscher Skigebiet zu den ersten Häusern oberhalb Clüs. Man sagt, dass man die Füsse genau in dem Moment zu spüren anfängt, in dem man das Ziel vor Augen hat. Wäre der Weg etwas weiter gewesen, würde mir dies hier passieren, denn das Dorf präsentiert sich von da wunderschön wie auf einem Präsentierteller.
Den weiten Bogen über Fups erspare ich mir trotz des lustigen Namens und nehme die Abkürzung über Tscheppa in Dorf Tschiertschen hinab. Die Bewohner dieses malerischen Ortes geben sich alle Mühe, den Charakter der Häuser zu erhalten. Und diese Mühe hat sich wahrlich gelohnt. Hoffentlich bleibt Ihnen vor der Abfahrt mit dem Postauto auch noch etwas Zeit für einen kleinen Rundgang und eine Einkehr in einem der Gasthäuser.
Fast zu allen kleinen Seen in der Region Arosa, dem Schwellisee, dem Schwarzsee und dem Hauenseeli existieren Sagen, wohl nicht zuletzt deshalb, weil allzu Mutige im kalten Wasser das Leben verloren haben. In solchen Fällen lag die Schuld am Unglück meist bei einem bösen Geist, so auch beim Oberblegisee im Glarnerland. In Wirklichkeit bekamen die Schwimmer jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit Muskelkrämpfe, die das Schwimmern unmöglich machten.
In früheren Zeiten lebten in Arosa hauptsächlich aus dem Wallis zugewanderte Walser, die einen Hang zum Übersinnlichen aus ihrer Heimat mitbrachten. Dem Urdenseeli sprachen sie unerklärliche Eigenschaften zu. Es galt für unergründlich und glaubten an anziehende Kräfte des Wassers vor allem in der Mitte, wo sich ab und zu ein gefährliches Trichterloch auftat. Ausserdem soll der See bei Wetteränderungen hörbar und in grauslicher Art brüllen.
Nach der Überlieferung führten deutliche Karrenspuren über den Boden, wo heute der See liegt, weil Erze aus der nahen Erzgrube der reichen Herren von Plurs auf diesem Weg der Verhüttung zugeführt wurden. Diese Hütte stand in der Aroser Isel. Damals lag am Urdensee keine Steinwüste sondern eine blühende Alp, aber der Senn am Augstberg verkaufte den durstigen Wanderern vergiftete Milch und nahm sie anschliessend aus. Das Vorgehen gelang immer wieder, die Geldgier des Mannes wuchs jedoch mit dem angehäuften Vermögen.
Eines Tages reichte er sogar seiner Mutter den höllischen Trank, um an das Erbe zu gelangen. Am darauf folgenden Tage gab es plötzlich ein fürchterliches Getöse in der Erde und die ganze Alp samt Tieren und dem Senn verschwanden in der Tiefe. Das Loch füllte sich mit Wasser und der Urdensee war entstanden. Aber der Geist des Senns treibt sein spukhaftes Spiel bis heute weiter und erscheint ab und zu mit einem Kühlein am Strick, weshalb der markante Felszacken an der steilen Flanke gegen Inner Urden heute Geisterstein genannt wird.