Von Alp Grüm Stn. nach Cavaglia (Bernina)
Marschzeit 1h30min
Strecke 4.6 km auf 41 m ab 438 m
Karte/n 1:50'000 279T
Anforderung:
Diese äusserst abwechslungsreiche Wanderung führt über die markante Geländestufe zwischen Bernina und Poschiavo, welche die Rhätische Bahn in unzähligen engen Kurven und durch lange Schutzgalerien überwindet.
Nach wenigen Minuten macht der Weg eine erste Spitzkehre und senkt sich talwärts durch den Wald zur nächsten. Schon bald überquere ich die Geleise, die hier in einer über tausend Meter langen Galerie verschwinden. Dann folgt die dritte Kehre und ich gelange zu einer Einrichtung des Kraftwerks. Es muss wohl ein Zugang zum unterirdischen Stollen sein.
Etwas nördlich, nicht weit vom See entfernt treffe ich auf eine willkommene Gelegenheit, den Hunger und den Durst zu stillen. Dabei überfliegt mein Blick die wassergefüllte Mulde und gleitet weiter Richtung Piz Palü, woher auch das meiste Wasser in mehreren Läufen herunter rauscht.
Nach der Pause umrunde ich die Plan da Spagna und kehre über eine schmale Landzunge und über die vordere der beiden Staumauern zurück. Kurz vor der Vollendung der Runde zweige ich aber nach rechts ab und steige stotzig hinab zum tief eingegrabenen Lauf der Aqua da Palü.
Parallel zum lärmigen Wasser überwinde ich etwa 200 Höhenmeter auf wild romantischem Pfad. Dabei gebe ich mir grösste Mühe, einen Fehltritt zu vermeiden, denn mir ist gar nicht nach einem erfrischendem Bad in diesem wilden Wasser.
Schliesslich erreiche ich das Generatorenhaus der Zentrale Cavaglia in einer recht grossen Ebene. Beim Transformatorenfeld muss ich mich entscheiden, ob ich den kleinen Umweg durch die Siedlung mit einer kleinen Wirtschaft auf dem Wanderweg abkürzen möchte. Dieser folgt nämlich weiter dem Bach und schwenkt erst auf der Höhe der Bahnstation nach links. Für die Wartezeit auf den nächsten Zug gibt’s hier immerhin einen bescheidenen Kiosk.
Bis zum Zweiten Weltkrieg lag die meterspurige Bahnlinie von St. Moritz nach Tirano (I) in der Hand der privaten Gesellschaft BB. Dann wurde sie von der Rhätischen Bahn übernommen und ist heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Mit Steigungen bis 7% gilt sie als eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt.
Die BB wurde nach der Fertigstellung der Albulabahn mit dem Zweck gegründet, Das Engadin mit Italien zu verbinden. Nachdem sich das Projekt über den Maloja als zu schwierig heraus gestellt hatte, baute man die Bahn über die Bernina.
1906 konnten einige Teilstrecken eröffnet werden, aber der durchgehende Verkehr war erst 4 Jahre später möglich. Der schwierigste Abschnitt ist der Auf- bzw. Abstieg von Bernina Hospizio nach Poschiavo.Der zu überwindende Höhenunterschied beträgt hier 1231m und ist nur durch einige enge Kehren, welche die Strecke künstlich verlängern helfen, möglich.
Ursprünglich war diese Bahn nur für den Sommerbetrieb gedacht, aber im Jahre 1913 wurde auch der Betrieb in der Kalten Jahreszeit versucht.
Dies verursachte jedoch erhebliche Probleme und noch mehr Kosten. Der Bau vieler Lawinenverbauungen verschlangen 15Mio Franken und führten die Gesellschaft an den Rand des Bankrotts. Die Einführung des Speisewagens trieb sie dann endgültig in den Ruin.
Mitten im Zweiten Weltkrieg übernahm die Rhätische Bahn den Betrieb und aus militärischen Überlegungen auch die Modernisierung der Anlagen. Bei der Passhöhe musste die Trasse neu angelegt werden und die zwar spektakuläre Linienführung an der lawinenträchtigen Flanke des Piz Lagalb entstand auf der anderen Flussseite neu.
Ab 1980 begannen die RhB, die Berninalinie gezielt touristisch zu vermarkten, was mit der Einführung des Bernina-Express sehr gut gelang. Auch die Fahrten mit den offenen Güterwagen kamen bei den Kunden gut an. Auf den Abbruch des alten Cavaliasco-Viaduktes wurde verzichtet, um einen wichtigen Zeugen der früheren Baukunst zu erhalten. Der Neubau wurde nötig, weil sich am Fusse des Giardino dei Chiacciai der Fels bewegt, und die alte Steinbogenbrücke der Belastung des hohen Verkehrsaufkommens nicht mehr gewachsen war.
Siehe auch Route „Giardino dei Chiacciai“!