Von Valbella (Calanca) nach San Bernardino
Marschzeit 4h30min
Strecke 11.9 km auf 988 m ab 710 m
Karte/n 1:50'000 267T / 277T
Anforderung:
Das Mesocco gehört nicht, wie man meinen könnte, zum Kanton Tessin, sondern zählt , wie fast das ganze Tal der Moesa, zum Bündnerland. Das Calancatal, das bei Grono ins Misox mündet ist eines der abgelegensten und deswegen auch ärmsten Täler nicht nur dieser Gegend, sondern der ganzen Schweiz. Der wohl in verschiedener Hinsicht gewichtigste Wirtschaftszweig ist der Granit-Abbau bei Arvigo. Ansonsten bietet das Tal kaum genügend Raum, es ist eng und die Flanken sind steil und eignet sich bestenfalls für ein paar Schafe oder Ziegen. Der Tourismus spielt ebenfalls eine untergeordnete Rolle, denn allein die fantastisch schöne Landschaft lässt sich kaum verkaufen.
Wir starten unsere Wanderung in Valbella, dem hintersten Dorf an der Calancasca, und folgen dem Bachlauf entgegen über die Motta d‘As zur Alp de Alögna. Während dieser Stunde sind wir gemächlich um 100m gestiegen und wurden vom Rauschen des Flüsschens begleitet.
Von nun an klettert der Weg merklich steiler beran und führt durch das Val di Passit unverirrbar zur Passhöhe mit den zwei kleinen Seelein. Hier liegt die Quelle der Calancasca und hier kreuzen sich zwei Wanderrouten: Unsere hinüber nach Osten und die andere in Richtung Nord-Süd Richtung Cruseta-Pass. Hinter uns und zu beiden Seiten erheben sich stolze Felsgipfel, die aber im Geografie-Unterricht kaum je erwähnt wurden: Piz Arbeola, Piz Trsco, Piz Pian Grand und andere. Vor uns öffnet sich das Tal der Moesa mit der lärmigen A13, welche bei San Bernardino aus dem Tunnel tritt.
Dort hinab senkt sich nun der Weg recht stotzig und überlässt uns nach wenigen hundert Metern die Wahl, welchen der der beiden Pfade wir nehmen sollen. Der obere ist etwas weniger steil, dafür sehen wir auf dem unteren den Lago d‘Isola aus nächster Nähe. Zeitlich dürfte sich unsere Wahl kaum auswirken.
Durch den Bosch d‘Isola ziehen wir nordwärts über ein paar Bachläufe und unter der Seilbahn sowie unter der Autostrasse hindurch ins Dorf San Bernardino, das sich dem Transitverkehr total angepasst, wenn nicht unterworfen hat.
Der Stein, den wir von den glimmernden Gartenplatten, -möbeln und -mäuerchen kennen, sind eigentlich gar nicht Granit, sondern zählen zu den Gneisen. Diese sind keine Urgesteine, sondern durch eine Metamorphose (Verwandlung) unter hohen Temperaturen und ungeheurem Druck entstanden. An der Oberfläche der Erde treffen wir Gneise also nur dort, wo darüber liegende Schichten wegerodiert oder wo die Gneise durch vertikale Tektonik an die Oberfläche gehoben wurden.
Sie kommen weltweit recht häufig vor und haben seit ihrer Entstehung meist mehrere Umwandlungsphasen durchlebt. Sie bilden die ältesten, bekannten Gesteinsformationen der Erde und unterscheiden sich sehr stark in ihrer Zusammensetzung. Die wichtigsten im Gneis enthaltenen Mineralien waren schon vor der Metamorphose vorhanden, stammen folglich aus dem Ausgangsgestein: Feldspat, Quarz und Glimmer. Neben Calcit sind dies die wohl am weitesten verbreiteten Minerale.
Das Gefüge ist je nach Gebiet recht unterschiedlich und schwankt zwischen grob- und sehr feinkörnig. Manchmal trifft man auch auf streifig gemusterte oder gar schiefrig strukturierte Gesteine in diversen Farbnuancen je nach der Art chemischer Einschlüsse.
Der in den Steinbrüchen von Arvigo, dem Hautport des Calancatals, gewonnene Calanca-Gneis, zeigt aufgrund der im Berg vorhandenen unterschiedlichen Schichten nicht unerhebliche Farb- und Körnungs-Unterschiede.
Die Gneise geniessen wegen ihrer hohen Widerstandskraft gegen Temperatur-Schwankungen, Verwitterung und mechanische Einwirkungen eine hohe Beliebtheit beim Bau von Treppen, Grenzmauern und Einzäunungen sowie Wegbefestigungen und der Gartengestaltung. Seit je her wurden auch Gartenmöbel aus Gneisen gefertigt. Diese sind so schwer, dass sie niemals wackeln und kaum zerkratzen. Man braucht sie zum Überwintern auch nicht in den Keller zu zügeln! Ihre Musterungen inspirieren viele Bildhauer auch zur Gestaltung von Skulpturen oder Grabsteinen.