Von Sufers nach Roffla (auch Rofla)
Marschzeit 2h
Strecke 6.0 km auf 212 m ab 526 m
Karte/n 1:50'000 267T
Anforderung:
Neben der Viamalaschlucht ist die Roffla - oder auch Rofla mit einem F wie auf der Landkarte - die wohl engste Stelle des Überganges von Thusis nach Bellinzona. Kein Wunder also, dass gerade an dieser Stelle eine Artilleriefestung den Weg hinab Richtung Chur überwacht.
Vorher aber gilt es noch einige hundert Meter zu laufen, nachdem wir das malerische Dorf Sufers durchquert haben. Entlang der beiden Strassen gelangen wir in östlicher Richtung zur Staumauer. Es ist dies nicht eines der spektakulären über 100m hohen Beton-Ungetüme, sondern eine relativ bescheidene Bogenmauer, die sich zwischen die steilen Felsbrocken zu beiden Talseiten quetscht.
Unterwegs stellt sich die Frage, was wir mit unserem Mobilitätswahn den Menschen in dieser ansonsten so friedlichen Gegend mit dem Bau der A13 genau vor deren Haustüren und Fenstern angetan haben. Sie haben nicht einmal mehr ungehinderten Zugang zum See, und auch der ist künstlich angelegt.
Bei der obersten Spitzkehre der Strasse verlassen wir diese und erreichen das Festungsmuseum Crestawald (Anmeldung zur Besichtigung unter 081 650 90 30). Nach dem Rundgang im kühlen Untergrund folgen wir weiter dem Wasserlauf, den wir auf einer schwingenden Hängebrücke überqueren, um auf die rechte Seite des Hinterrheins zu gelangen. Zwischen Kantonsstrasse und Fluss führt der Weg abwärts, während sich die A13 im Tunnel versteckt.
Die nächste Geländerstufe überwindet die kleinere der beiden Strasse in fünf engen Spitzkehren, die der Wanderweg alle abkürzt, weshalb er auch ziemlich stark steiler ist. So gelangen wir zum Restaurant mit grossem Parkplatz. Der Zugang zum spektakulären Schluchtenweg, der anfangs des 20. Jahrhunderts vom Wirt das Gasthauses selber aus dem Fels gehauen und mit 8000 Dynamitladungen gesprengt wurde. Ihm allein ist es zu verdanken, dass wir heute den Wasserfall nicht nur hören, sondern ihn auch "hintergehen" können. Dieses Erlebnis, zwischen Felswand und tosendem Wasser zu stehen, dürfte für jeden Besucher unauslöschlich in Erinnerung bleiben.
Neben der Viamalaschlucht ist die Roffla - oder auch Rofla mit einem F - die wohl engste Stelle des Überganges von Thusis nach Bellinzona. Kein Wunder also, dass gerade an dieser Stelle, wo die Strasse sich in zwei Stufen und in engen Kehren steil hinab windet, die Armee anfangs des Zweiten Weltkrieges eine Artilleriefestung erbauen liess. Ein allfälliger Eindringling musste an der schwierigsten Stelle, sozusagen an seiner Achillesferse, überrascht werden.
Ursprünglich glaubte allerdings die Armeeführung aus den Erfahrungen des ersten Weltkrieges nicht mehr an die schon damals errichteten Festungswerke. An oberster Stelle der Möglichkeiten stand damals ein Bewegungskrieg. Nachdem aber die Franzosen mit dem Bau der Maginot-Linie entlang des Rheins begannen, und auch Belgien und Holland ihre Anlagen weiter ausbauten, überprüften die Kader unserer Armee ihre Strategie.
Daraus entstand der Auftrag an den Bundesrat den Festungen wieder vermehrt Beachtung zu schenken. Trotzdem war es nicht möglich, sofort mit dem Bau neuer Werke zu starten, denn das Know How aus dem Krieg von 1914-1918 war vollständig veraltet und taugte nicht mehr.
Erst 1935, der zweite Weltkrieg schien unausweichlich, begann das Büro für Festungsbauten seine Arbeit, und ab 1937 war auch die Schweiz bereit, an die neuen Kriegstechniken angepasste Anlagen zu erstellen.
So kam auch Sufers zu seiner Festung. Sie steht im Zusammenspiel mit Sperrwerken in Splügen und weiter rheinabwärts in Andeer. Ihre Aufgabe war es, einer eindringenden, fremden Armee den Durchmarsch auf der Strasse vom Tessin nach Chur zu vermiesen. Mit den installierten Kanonen im Crestawald konnte aus versteckter Position leicht der etwas breitere Talabschnitt zwischen Splügen und Nufenen, also das Zusammentreffen der beiden Passübergänge San Bernardino und Splügen kontrolliert werden. Zudem spielte auch der Schutz der Staumauer eine wichtige Rolle. Die ebenfalls eingebauten schweren Maschinengewehre sollten die Passage durch das Engnis bei der heutigen Staumauer verhindern. Gottseidank kam es nicht soweit!