Von Versam nach Valendas
Marschzeit 2h
Strecke 4.9 km auf 246 m ab 211 m
Karte/n 1:50'000 247T
Anforderung:
Der Weg ist gut angelegt und einwandfrei unterhalten. Besonders steil ist er nicht, es gibt aber ein paar Stellen, welche die volle Konzentration erfordern. Verirren ist hier nicht möglich, denn wir halten uns immer an den Rhein - den Vorderrhein ganz genau - welcher rechts von uns fliesst.
Wir starten für diese Tour bei der Bahnstation Versam, die recht einsam am Geleise steht. Vom Dorf ist nichts zu sehen, denn es liegt hoch oben auf einer sonnigen Terrasse. Gleich bei der Station empfangen uns die bekannten Markierungen und geleiten uns auf dem eingangs beschriebenen guten Pfad talaufwärts.
Wir begegnen losem Schutt, der offensichtlich ständig von den Hängen rieselt oder bei der Schneeschmelze vom Wasser herunter gespült wird, aber auch härterem Gestein und im Wasser auch schön rund geschliffenen Granitbrocken. Wir gehen auf steinigen Pfaden ebenso wie auf schmalen Spuren auf moosigem Grund an der Sonne aber auch im Schatten von Fichten, die dem schwierigen Umfeld ihr Leben abtrotzen. Immer aber begleitet uns die Bahntrasse auf der recht häufig ein Zug vorbei rauscht, aber auch dem Flusslauf des Rheins, auf dem das Wasser gegen den Bodensee rauscht. Was ist das für ein krasser Unterschied zwischen technischem und natürlichem Rauschen!
Nach etwa zwei kurzweiligen und abwechslungsreichen Stunden erreichen wir eine relativ neue Schutzgalerie und gleich dahinter dem nächsten einsamen Bahnhäuschen. Es ist dies die Station Valendas mit Betonung auf dem letzten A. Vom Dorf ist nichts zu sehen, denn es liegt hoch oben auf einer sonnigen Terrasse (das hatten wir doch schon?). Und immer noch fliesest uns rechts der Vorderrhein entgegen. Ja, es gibt Dinge im Leben, die bleiben wie sie sind und andere wiederholen sich.
Das Wort Ruinaulta setzt sich zusammen aus Ruins = Geröll und aulta = hoch und meint die etwa 13km lange und bis zu 400m tiefe Schlucht des Vorderrheins zwischen Ilanz und Reichenau.
Entstanden ist dieses Naturphänomen vor 10'000 Jahren als Folge des Bergsturzes von Films. Damals donnerten zwischen dem Piz Grischa und dem Flimserstein um die 10 Milliarden Kubikmeter Gestein ins Tal und begruben den Vorderrhein unter einer mehrere hundert Meter dicken Schuttmasse. Dahinter staute sich in der Folge ein fast 25km langer See, der irgendwann einmal überlief. Im Laufe der Zeit spülte sich der Fluss immer tiefer in den herunter gestürzten Schutt ein und entleerte so den ganzen See. Übrig blieb die Ruinaulta mit ihren eindrücklichen Kalksteinflanken und imposanten Gesteinsformationen.
Für die Erbauer der Bahnlinie durch dieses schroffe Tal, das der Rhein mehr oder weniger wild durchfliesst bestand das wohl grösste Problem, dass die Trasse nicht auf soliden, festen Fels gebaut werden konnte. An beiden Ufern finden wir fast nur losen Schutt und instabiles Geröll, das sich immer fort bewegt. Aus diesem Grund wählte man die Linienführung hart am einigermassen festen Ufer. Das hat allerdings zur Folge, dass die Geleise bei hohem Wasserstand überspült und dabei immer wieder zerstört werden.
Mit ähnlichen Problemen hatten sich auch die Tunnelbauer weiter oben an der Strasse zu beschäftigen. Durch die vorhandenen Schutthalden konnte man keine modernen Bohrmaschinen einsetzen und mussten die Tunnelwände mit starken Ankern fortwährend vor dem Einsturz gesichert werden.