Von Churwalden nach Lenzerheide
Marschzeit 2h30min
Strecke 6.4 km auf 612 m ab 221 m
Karte/n 1:50'000 247T / 248T / 257T
Anforderung:
Jedesmal, wenn ich für eine Wanderung mehrere Kartenblätter benötige, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Das rührt wohl daher, dass ich einmal zu faul war, das Nachbarblatt aus dem Rucksack zu zerren wegen ein paar läppischen Metern. Und exakt dort nahm ich den falschen Weg, was mich über eine Stunde kostete, weil ich durch etwa 30cm Neuschnee stapfen musste.
Die hier vorgestellte Route von den Wasserböden auf dem Heidbühl ob Churwalden zum Stätzerhorn führt gar über drei Kartenblätter, und es gibt vielerlei Möglichkeiten abzuzweigen. Schlimm wäre es aber nicht, solange die Lenzerheide links unten liegt.
Von der Seilbahn machen wir uns auf zur Alp Stätz mit geräumigem Bergrestaurant für einen ersten Aufsteller mit etwa Koffein. Dann zieht es mich weiter unter den Seilen der Stätzerhorn-Bahn hindurch. Das geht ohne bücken! Der Weg steigt nun merklich an, am kugeligen Cresta Sartons vorbei zur nächsten Seilbahn-Unterführung.
Links unten sind die Häuser von Valbella auszumachen, die sich immer weiter den Berg hinauf wagen. Daneben liegt der Heidsee mit dem markanten Inselchen. Auf der gegenüber liegenden Talseite ist die Doppelseilbahn nach Scharmoin unterhalb des Parpaner Rothorns. Von rechts grüssen die verschiedenen Piz‘ bis ich das nächste Gasthaus erreiche. Fast noch zu früh für den Zmittag!
Etwa „gerade“ über der Lenzerheide liegt die Alp Nova, wo mein Weg ein paar Schlenker einlegt, um Höhe zu gewinnen. Den Gipfel des Piz Scalottas mit dem Sendeturm habe ich schon längst entdeckt, aber er scheint mir nur langsam näher zu kommen - beziehungsweise umgekehrt. Einmal auf der Krete angelangt, bleiben noch zwei oder drei Kehren bis zum Ziel. Ich bin nun auf 2320 müM und geniesse eine traumhafte Rundsicht. Nicht zufällig ist dieser Punkt auch für die kartografische Vermessung des Landes ausgewählt worden.
Um hinab ins Tal zur Lenzerheide zu gelangen, wähle ich die Seilbahn mit zwei Sektionen. Zur Haltestelle des Postautos ist nochmals eine Viertelstunde wandern angesagt.
Der bekannte Wintersportort mit vielen Seilbahnen auf beiden Talseiten ist Teil der ausgedehnten Gemeinde Vaz/Obervaz. Trotz der deutschen Bezeichnung liegt sie im romanischen Sprachgebiet, wohl eine Konzession an die ungezählten deutschsprachigen Touristen, denn auch aus dem Raum München ist der Gast relativ schnell hier. Die Passstrasse von Chur hinüber nach Tiefencastel wird häufig auch als Lenzerheide bezeichnet. Sie hat ihren höchsten Punkt zwischen Valbella und Parpan mit 1547 müM.
Obwohl Jörg Jenatsch weder in der Lenzerheide geboren wurde, noch hier gewirkt hatte, gibt es ein Hotel mit diesem Namen. Wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil er in den Augen vieler Bündner als Retter im Dreissigjährigen Krieg gilt. Zudem amtete er ab 1617 als Prädikant, Hilfsprediger, im Domleschg, also nicht weit von der Lenzerheide.
Innerhalb der Drei Bünde waren im frühen 17. Jahrhundert Streitigkeiten ausgebrochen. Am Strafgericht Thusis trat Jenatsch als energischer, ja fast fanatischer Gegner der spanisch-katholischen Partei auf. Als überzeugter reformierter Theologe soll er sogar mitverantwortlich gewesen sein an der Ermordung oder Hinrichtutng zweier Katholiken, dem Erzpriester von Sondrio und Baptist Prevost aus Vicosporano.
Er selber entkam nur knapp dem Protestantenmord im Veltlin und rächte sich anschliessend an Pompejus Planta, dem Führer der katholischen Partei in den Drei Bünden. Tatort war sein Schloss Rietberg bei Pratval im Domleschg.
Im Dreissigjährigen Krieg startete Jenatsch seine militärische Karriere als Partisanenführer gegen die Spanier und Österreicher. Später wurde er Hauptmann der Kavallerie der pfälzischen Armee. Wegen Differenzen mit seinem Vorgesetzten forderte er diesen zum Duell und erdolchte ihn. Seine Flucht brachte ihn und seine Familie ins thurgauische Bischofszell, das damals unter eidgenössischer Herrschaft stand.
Später trat er als Unterhändler auf der Katholiken auf, um die Drei Bünde mit Hilfe der Spanier aus den Händen der Franzosen zu befreien.