Von Churwalden nach Lenzerheide
Marschzeit 3h30min
Strecke 8.5 km auf 718 m ab 719 m
Karte/n 1:50'000 247T / 248T / 257T / 258T
Anforderung:
Weil ich anderswo einmal zu faul war, für ein kurzes Wegstück die zweite Karte aus dem Rucksack zu ziehen, erwischte ich genau an der Schnittstelle prompt die falsche Route. Ich wurde dafür mit fast einer Stunde waten durch eine sumpfige Weide bestraft. Seither ist mir dies nie wieder passiert!
Ich fahre also mit 4 Wanderkarten in der Tasche von Churwalden empor auf den Heidbüel und treffe bei den Wasserböden auf den Bergweg. Durch das Stätzertäli gewinne ich rasch an Höhe und kann schon fast den ganzen Aufstieg bis hinauf zu den Geröllfeldern erkennen: Über 600 Höhenmeter gilt es zu überwinden.
Etwas neben dem Gipfel des Stätzerhorns angekommen, überfällt mich ein WOW-Gefühl. Vor mir reiht sich Gipfel an Gipfel bis zum Piz Scalottas, unter mir liegt der Heidsee mit den neckischen Inselchen, und auf der Ostseite des Tales thronen die beiden stolzen Rothörner und etwas weiter nördlich das Weisshorn - wie patriotisch! In Österreich stände dieses dazwischen.
Auf der Westseite, wenige Meter unterhalb der Krete, wandere ich hinab am Übergang zur Alp Raschil vorbei und gelange zur Bergstation Steinhaus einer Seilbahn. Mit dieser lasse ich mich talwärts fahren, um den Weg unterhalb der Seile Richtung Alp Lavoz zu vermeiden. Beim kleinen Bächlein weiter unten steht 500m Meter entfernt das gleichnamige Restaurant in Spoina. Hier geniesse ich eine nahrhafte Verpflegung, damit die Hose ihren Sitz nicht verliert.
Nach dieser Pause mache ich mich wieder auf die Socken - besser Sohlen, denn natürlich habe ich noch Schuhe an den Füssen. Der Weg verlässt das Strässchen und verläuft etwa parallel zu diesem. Bald erreiche ich die Seilbahnstation Valschameala und das Quartier mit dem selben Namen. Dieses durchquere hinunter bis zur stattlichen Kirche von Valbella, wo auch der Bus aanhalten sollte.
Die Rothörner zwischen Arosa und der Lenzerheide haben ihren Namen vom rötlichen Schimmer, den ihr Gestein verbreitet. Dieser rührt von Mineralien, die sich im Fels verbergen. Sie wurden in vorigen Jahrhunderten in einer Mine gefördert, welche von der Stadt Plurs im Veltlin, das damals als rätisches Untertanenland galt, betrieben wurde. Das Städtchen erreichte auf diese Weise einen markanten Wohlstand, aber einfach so konnte dieser Reichtum nicht entstanden sein. Es sollen rätselhafte, unteridrische Mächte gewesen sein, welche den Bürgern diesen sündhaften Lebensstil in Luxus und Völlerei bescherten.
Am Rothorn, in einer düsteren Kluft sollen die Bauern ganze Kannen voll flüssigen Goldes gefunden haben. Dieses edle Matall hätten sie dann nach Plurs geschafft und dort verscherbelt, aber die Strafe Gottes für das wollüstige Treiben im Veltlin folgte 1618. In diesem Jahr donnerte ein gewaltiger Bergsturz ins Tal und begrub die ganze Stadt Plurs mit sämtlichen Tieren und Menschen unter sich. Nicht eine Maus entkam dem Unglück, und alle Schätze, Paläste und Villen waren nur noch Schutt und Asche.
Lediglich ein Bündner Säumer überlebte auf wundersame Weise diese Naturkatastrophe. Er war eben mit seinen Saumtieren am Ziel angekommen und wollte sie einstellen. Aber das Leit- oder auch Vorross genannt, scheute, bäumte sich auf und galoppierte auf und davon. Die anderen Pferde folgten ihm blindlings. Der Säumer rannte ihnen nach, und so gelang es ihm zweimal, sie wieder zum Unterstand zu führen.
Bei der dritten Flucht kehrte er nicht mehr nach Plurs zurück, sondern trabte mit ihnen dem Bergell zu. Das war sein Glück, denn am anderen Morgen stand im Schuttkegel kein Stein mehr auf dem anderen. Aber am Rothorn versiegte auch die Goldader just in dieser Nacht. Die Kluft blieb verschwunden, niemand hatte seither deren Eingang wieder gefunden, obschon wohl noch viel Gold im Bergesinnern schlummern dürfte.
Die Heider mieden danach das Rothorn, es war ihnen nicht mehr geheuer. Sie fürchteten, dass sich die Verschütteten aus Plurs dort als Geister herum trieben. Besonders an einer Stelle der Aroser Schafalp wurden in der Folge häufig nächtliche Hexentänze und Versammlungen böser Geister beobachtet. In einem grossen Stein sieht man noch heute einen deutlichen Abdruck einer Ziegenklaue und eines Hexenfusses.