Surselva

Die Surselva umfasst das Tal des Vorderrheins von Reichenau bis zum Oberalppass. Der Name bedeutet „oberhalb des Waldes“ und meint damit den heute noch urtümlichen Wald in der Region des Flimser Bergsturzes.

Meine Wanderung startet in Brigels, wohin mich das Postauto fährt. Mitten im Dorf verlasse ich den Bus und ziehe in südlicher Richtung hinab in die Talflanke bei Vischnaus. Dort schwenke ich nach rechts und gelange an der alten Mühle am Ual da Mulin vorbei zu den Häusern von Dardin.

Tief unter mir wird aus dem Wasser des künstlichen Beckens bei Brigels  und auch aus dem Sumvitg Strom erzeugt. Eine lange Leitung führt sogar vom Lai da Nalps hoch über dem neuen Gotthardtunnel herunter. Von gegenüber grüssen die Burgruine Saxenstein und weiter hinten der Piz Val Gronda und andere Pizen.

Von nun an folge ich der Strasse, erst ein wenig abwärts und dann wieder ansteigend, bis nach Schlans, einem sonnenverwöhnten Dörfchen am rauschenden, jedoch tüchtig verbauten Schlanserbach. Hier stehen der Turm von Schlans mit der Kapelle Mariä zum Licht sowie weit über dem Dorf die Reste der Burg Salons.

Der Weg führt mich nun über einige Wasserläufe im Val Farbertg  und dem Val ZInsera hauptsächlich durch den schattigen Wald zum kleinen Flecken Cartatscha. Die Häuser stehen gut geschützt oben auf der  Kante zum tief ausgeschwemmten Tal der Ferrera. Eine weite, künstlich erstellte Mulde dient als Wasser- und Schuttfänger im Falle einer Mure und schützt so das tiefer liegende Dorf.

Der Wanderweg benutzt den Damm ebenfalls und lässt mich dessen Ausmasse richtiggehend erlaufen. Gefährdet wäre bei einem allfälligen Hochwasser auch das Kraftwerk, dessen massiges Gebäude zwischen den anderen etwas aus dem Rahmen fällt. Daran vorbei erreiche ich die Oberalpstrasse, auf welcher ich nach links abbiege, um zur Bahnstation zu gelangen. Dort halten sowohl die Züge der RhB als auch die Postautos.

Der im Wappen der Gemeinde dargestellte Ahornbaum steht neben der St. Anna-Kapelle und stellt einen Hinweis dar zur Entstehungsgeschichte des Grauen Bundes aus dem Jahre 1424. Allerdings dürfte er inzwischen mindestens einmal neu gepflanzt worden sein!

Trun liegt auf der Nordseite der Surselva nur wenige Meter höher als der Vorderrhein. Die höchsten Gipfel auf dem Gemeindegebiet liegen jedoch viel höher: Der Cavistrau an der Nordgrenze 3251müM und südlich des Rhein der Piz Nadels 2789müM.

Im Dorfteil Flutginas, der lediglich aus drei oder vier Höfen besteht, lebten die bekannten Brüder Carigiet - Zarli, der sich als Schauspieler und und Kabarettist einen Namen machte, und Alois, der ältere, welcher als Kunstmaler arbeitete.

Truns Geschichte reicht zurück bis in die Bronzezeit, etwa 2000 bis 800 v. Chr. Bei Caltgeras wurde anlässlich einer Bachverbauung eine Siedlung aus der Zeit um 1200 v.Chr. entdeckt, und gegenüber des Rheins wurde nahe dem heutigen Zignau eine Siedlung aus der Hallstattzeit (ungefähr 800 v.Chr.) nachgewiesen. Zu dieser gehört auch ein frühmittelalterliches Kirchenkastell, dessen Mauern zum Teil noch heute zu sehen sind.

Der Graue Bund, der die langanhaltenden Streitereien zwischen den Adelsgeschlechtern in der Surselva und dem Bischof von Chur beendete, wurde 1424 in Trun besiegelt. Der Ort blieb bis 1798 dessen Gerichts- und bis 1814 dessen Tagungsort. Zu seinen Ehren wurde neben der Kapelle Sontga Onna ein Ehrenhof errichtet, in dem die Tagungen stattfanden. Heute beherbergt dieser das Museum Sursilvan mit einem Teil des ersten Ahornstammes und etlichen Werken des Kunstmalers Alois Carigiet.

Der Name Trun kam auch im Namen der schweizweit bekannten Tuchfabrik TRUNS vor, welche mit ihrem Markenzeichen, der Trunser Hose, zu ihrer Blütezeit fand. Sie beschäftigte zweitweise 800 Mitarbeiter.