Val Sinestra

Eckdaten

Von Vnà nach Val Sinestra

 

Marschzeit 3h30min

 

Strecke 10.8 km     auf 550 m       ab 678 m

 

Karte/n 1:50'000 249T

 

Anforderung:

Route

Es gibt nicht viele Orte in der Schweiz mit einem ähnlich kurzen Namen wie das schmucke Dörfchen Vnà hoch über einem Seitental des Unterengadins. Der Bach dieser tiefen Schlucht heisst Branca und hat noch mehr zu bieten als gewöhnliches Wasser!

 

Nach Vnà gelange ich mit dem Postauto von Ramosch fast 400 Meter hinauf, die Haltestelle liegt am östlichen Dorfrand und ist zugleich Endstation. Der markierte Weg führt mich durch den oberen Ortsteil und dann leicht steigend taleinwärts. Ein befahrbares Strässchen hat offensichtlich das gleiche Ziel, aber mein Pfad versucht, es zu meiden. Die weiss-roten Markierungen lenken mich über dem Strässchen durch die Lichtung Oradatsch durch das Val Mains und hoch über der Häuserzeile Pra San Peder ins Vallatta.

 

Zu meiner Linken tauchen die rätselhaften Erdtürme auf. Ich versuche ein paar besonders gute Fotos zu machen, folge nun wieder dem Strässchen mit dem Namen Via Griosch und freue mich auf eine kühle Erfrischung im Berggartenbeizli.

 

Nach der willkommenen Erfrischung folge ich einem rauschenden Bach hinab zur Brancla und folge einem guten Weg talwärts. Schon bald lädt mich eine stabile Holzbrücke ein, die Talseite zu wechseln, und nach einer Viertelstunde erreiche ich den Hof Zuort mit einladendem Gasthaus, das irgendwie ans Tirol erinnert. Etwas weiter oben Richtung Westen thront eine bescheidene Kapelle.

 

In der gemütlichen Gaststube werde ich mit einem feinen Mittagessen verwöhnt, bevor ich mich auf die letzte Etappe der Wanderung wage. Über einen weiteren Zufluss, die Aua da Laver, lenkt mich der schmale Pfad gemächlich steigend zum Strässchen, das von der Alp Patschai herab führt.

 

Hoch über den schroffen Felsen ziehe ich weiter auf der SchweizMobil-Route durch einen wunderschönen Fichtenwald. Kurz vor dem nächsten Seitental schwenkt der Weg nach rechts ins Geröll und dann in weiten Kehren hinab zum „Geisterschloss“ Val Sinestra. Da der Bus mich erst etwas später abholen wird, kann ich es mir nicht verkneifen, nochmals einzukehren.

 

Cluchers

Der lokal geläufige Name dieser eigenartigen Erosionsform lautet Klutscheers. Die Erdpyramiden im Val Sinestra unterstehen als Kulturdenkmal dem nationalen Schutz.

 

Während er letzten Eiszeit von etwa 80’000  bis 10’000 Jahren schmolzen die beiden Gletscherzungen im Val Laver und Val Chöglias, die sich unterhalb von Zuort vereinigten, ab als es wieder wärmer wurde, und hinterliessen zwei Moränen aus Gletscherschutt. Der Schutz durch das fehlende Eis für den Untergrund und die steilen Talflanken fiel weg, sodass die Erosion mit aller Kraft die Oberfläche angreifen konnte.

 

Tonnenschwere Gesteinsbrocken fielen auf das tiefer liegende Gletschereis und wurde mit diesem talwärts transportiert. Als das Eis völlig verschwunden war, übernahmen diese Granit- oder Serpentinblöcke den Schutz der Moränen. In der Folge entstanden spitze Schuttkegel von bis zu 15 Metern Höhe mit diesen Brocken als Kuppe oben drauf.

 

Allerdings setzt sich die Erosion dieser Pyramiden fort. Einsickerndes Wasser, das gefriert und wieder auftaut, ist der Grund für Abrisse am Moränenrand. Stetig bröckelt dieser ab und Steinschlag oder der Sturz entwurzelter Bäume sind die Folge. Ausserdem besteht dieser Untergrund auch aus feinem, klebrigem Lehm, auf dem Gestein wie auf Seife talwärts gleitet. Diese Bewegungen sind für Tiere und Menschen gefährliche Fallen, weshalb das Verlassen der gesicherten Wege nicht zu empfehlen ist. Auch verspielte Hunde sollten auf keinen Fall von der Leine gelassen werden.

 

Schon vor 15’000 Jahren liessen sich vermutlich Menschen, die ihr Leben als Jäger und Sammler fristeten, im Unterengadin nieder. Sie beanspruchten  auch die Geländekammer um Zuort für sich und benutzten die hoch gelegenen Sommerweiden am Fimberpass für ihre Tiere. Die Jäger besetzten das Gebiet zwischen den beiden Moränen als Revier, begannen jedoch mit der Zeit, diese grüne Insel von Gestein zu räumen und das Gestrüpp mit Feuer zu roden, um Weideland zu gewinnen.

 

Die seltsamen Erdkegel kannten sie sehr wahrscheinlich auch damals schon, allerdings an anderer Stelle und in anderer Form. Denn diese ändern sich auch heute noch und werden schon in hundert Jahren nicht mehr so aussehen, wie wir sie heute antreffen.

 

Routenprofil

Die Cluchers, einzigartige Erosionsform
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route