Von Clavadoiras (Lenzerheide) nach Clavadoiras
Marschzeit 4h
Strecke 13.8 km auf 606 m ab 606 m
Karte/n 1:50'000 257T / 258T
Anforderung:
Vor Jahrzehnten führte die Zeitschrift „Beobachter“ eine Rubrik unter dem Titel „Verschiedene Sorten von Aron bis Zorten“. Darin wurden Zeitgenossen vorgestellt, welche sich durch irgend einen Umstand von der grossen Masse unterschieden, Aussenstehende, besonders Begabte, einfach Aussergewöhnliche. Ich habe lange gebraucht, bis ich den Ort Zorten zwischen der Lenzerheide und der Schinschlucht entdeckte.
Ich marschierte von Clavadoiras, einem Vorort der Lenzerheide auf der westlichen Seite des Rain digl Lai Richtung Süden und verliess beim Golfplatz die Strasse. Langsam aber stetig senkt sich der Weg vorbei an Canius und Fuso gegen Zorten.
Von hier aus sind etliche Berggipfel scheinbar ganz nah: Voraus das Muttner Horn auf der gegenüberliegenden Seite der Albula, zur Linken Lenzer Horn und Aroser Rothorn und hinter mir der Piz Danis. Den einen oder anderen kennen Sie vielleicht von den Winterferien? Das Dorf selber bietet ein paar historische Kleinode: Der untere Turmteil der Kirche St. Donatus stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und das Dorfmuseum wohnt im alten Kapuziner-Hospiz.
Ich ziehe weiter recht stotzig hinunter zur Brücke über den Bach und steige dann hinan zu den Häusern von Nivagl. In drei weiten Kehren erklimme ich den Got Spess und wandere wieder zurück in allgemeiner Richtung Norden. Der Wald bietet eine Menge Geräusche und Gerüche. Viele der wachsenden Kräuter haben in den letzten Jahren den Weg in exklusive Küchen gefunden, aber ich reisse keine ab, zu lang wäre die Reise für sie bis zu mir nach Hause!
In weitem Bogen steigt der Weg nach Tschividains und schwenkt unvermittelt nach links. So gelange ich wieder zum Golfplatz und kann von aussen den Protagonisten bei den wuchtigen Schlägen zusehen. Mein Weg meidet die säuberlich gemähten Flächen ebenso wie die Strasse und erreicht parallel zu meinem Hinweg die ersten Häuser von Clavadoiras.
Die Siedlungen um Zorten liegen hoch oben am Hang über der Albula. Sie hat sich im Verlauf tausender Jahre tief ins Gelände gegraben. Die Schinschlucht ist so schmal, dass es kaum möglich war, Verkehrswege welcher Art ach immer, durch sie hindurch zu ziehen. Erst mit der Hilfe moderner Tunnelbautechnik gelang der Bau einer Bahnlinie und einer breiten Strasse. Dass die Sicherheit jedoch trügerisch sein kann, erwies sich vor wenigen Jahren, als zwei Wagen eines Zuges von herab stürzenden Felsbrocken aus den Geleisen geworfen wurden.
Im Tal der Albula wechseln sich enge Schluchten und weite Talböden häufig ab. Dadurch ergeben sich nur wenige Siedlungsräume. Die bekanntesten sind wohl das Alvaneu Bad, ein früher florierendes Kurzentrum sowie Filisur, wo die Landwasser aus Davos herzufliesst. Deren Lauf ist länger als die ganze Albula und bringt auch mehr Wasser als diese. Trotzdem verliert sie beim Zusammenfluss ihren Namen. Hier finden wir auch den berühmten Landwasser-Viadukt, eine der bedeutendsten Brücken-Konstruktionen des gesamten RhB-Netzes. Sie ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, das die Strecke Thusis bis Preda umfasst.
Mehrere Kraftwerke nutzen die Energie des Wassers. Angefangen beim Lai da Palpuogna, der angelegt wurde, um den Albulatunnel hinüber ins Val Bever zu bauen. Wenig oberhalb Bergün leitet eine weitere Fassung einen Teil der Albula in einen 10 Kilometer langen Druckstollen. Bei Filisur wird daraus wiederum elektrische Energie gewonnen. Das unterste Werk ist die Bogenstaumauer bei Solas. Das zurück gehaltene Wasser bildet einen fast 3 Kilometer langen, schmalen See. Der Druckstollen bezieht es weit hinter der Mauer, bei Alvaschein, und führt es bis nach Sils, wo ein Teil davon der Albula zurück gegeben wird, und der Rest nach Rothenbrunnen fliesst, wo es in den Hinterrhein zurück geht. Was nicht zur Energiegewinnung genutzt wird, mündet bei Fürstenau in den Hinterrhein.
Der Name Albula - oder rätoromanisch Alvra - stammt aus dem Lateinischen albulus, was so viel bedeutet wie weisslich. Diese Farbe stammt von feinsten, mitgeschwemmten Gesteinsteilchen ähnlich wie bei der Gletschermilch. Diese wird auch erst klarer, wenn sich diese Schwebeteilchen als Sediment auf den Grund gesetzt haben.