Von Egerkingen nach Holderbank
Marschzeit 2h30min
Strecke 6.8 km auf 441 m ab 223 m
Karte/n 1:50'000 224T
Anforderung:
Wer mit dem Auto auf der A1 durch das Mittelland braust, erblickt auf den Jurahöhen ab und zu eine stolze Burg, aber die Alte Bechburg, auch einmal ein stolzes Gebäude, ist nicht sichtbar. Die Ruine steht auf der „hinteren“ Seite des ersten Jurakamms.
Um sie zu besuchen, verlasse ich die Eisenbahn in Egerkingen und durchquere den ganzen Ort bis an den Fuss des Hügelzuges. Es gäbe auch einen Postautokurs bis zum grossen Kreisel im Zentrum.
Bei der Kirche empfängt mich das Flüeloch, an dessen nördlicher Seite sich ein schmaler Pfad stotzig hinauf zickzackt. So gewinne ich rasch aber keuchend die ersten fast 200 Meter Höhe. Um die Waldichtung auf dem Losen mit der Schiessanlage mache ich einen weiten Bogen und gewinne weiter an Höhe.
Schliesslich erreiche ich die Blüemlismatt auf 812müM kurz vor dem Scheitelpunkt meiner Tour. Den gröbsten Durst lösche ich in der Wirtschaft, denn der Aufstieg ging an die Substanz. Anschliessend schaffe ich die letzten Meter locker und geniesse die Aussicht von der Schlosshöchi.
Nach kurzem Abstieg ins Tal des Schlossbächlis führt mich direkt zur Ruine neben dem Oberschloss. Ich konnte von oben einen recht guten Überblick über die stattliche Anlage gewinnen. Sie thront auf der Krete eines langgezogenen Hügelrückens, strategisch gut ausgesucht über einer fast unüberwindbaren Felswand.
Die Besichtigung dehnt sich in die Länge, ich bin zu fasziniert, um mich gleich wieder zu verabschieden. Und für den Weg hinab nach Holderbank benötige ich noch höchstens eine halbe Stunde.
Zuerst passiere ich die Häuser der Siedlung Bechburg etwas über dem Bächli und schwenke dann nach links ins Tal des Augstbaches mit dem Dorf Holderbank, dem solothurnischen, das mit Zement nichts zu tun hat. Um von der Hauptstrasse wegzukommen, beschreibt der Weg einen Schlenker auf die andere Seite des Gewässers und erreicht dann die Bushaltestelle.
Die mittelalterliche Burg auf dem schmalen Felsgrat am Passweg über den solothurnischen Buchsiterberg war die Alt-Bechburg. Heute ist vom einst stolzen Anwesen am einstmals stark frequentierten Juraübergang nur noch ein kläglicher Überrest erhalten. Dieser vermag kaum zu vermitteln, wie bedeutungsvoll der Bau der Freiherren von Bechburg im 11. Jahrhundert war.
Im Laufe der Zeit beherbergten die zwei Teile der Anlage verschiedene Hausherren und wurde somit zu einer Ganerbenburg, also eine Doppelburg. Der Familie Bechburg blieb als Eigentum lediglich der hintere Komplex, während der vordere als Lehen dem Bischof von Basel gehörte. Der Träger des Lehen, die Grafen von Froburg, hatten ihre Hälfte jedoch an die Grafen von Falkenstein weiter verliehen. Diese waren mit den Bechburgern recht nah verwandt.
In der ersten Hälfte des 14. Jhd. kaufte der Ritter Heinrich von Ifenthal das Schloss. Der heutige Weiler mit diesem Namen liegt nur wenige Kilometer von der Bechburg entfernt, jenseits der Homberglücke. Heinrich erwarb erst die vordere Burg und gute zehn Jahre später auch den hinteren Teil. Somit bildeten die beiden Gebäude wieder eine Einheit.
Im Jahre 1416 verkaufte die Enkelin des Ritters, die Margreth von Ifenthal, den gesamten Bau an die damals mächtige Stadt Solothurn. Diese verlieh das Schloss samt dem dazu gehörenden Sennhof, einem wohlhabenden Landwirtschaftsbetrieb, an die Familie Bloch aus Klus. Sie bewirtschaftete das gesamte Gut, vor allem aber den Bauernhof, von 1572 bis 1668. Leider vernachlässigten sie mangels Geld den Unterhalt der Burg immer mehr, sodass in Unterlagen jener Zeit von einem „zergehend Schloss“ geschrieben wurde.
Das bereits unbewohnbare Schloss brannte 1713 aus unbekannten Gründen plötzlich vollständig nieder und wurde endgültig zur Ruine. Erst 1936 und 1937 ergriff der Historische Verein die Initiative, die noch vorhandenen Mauerreste auszugraben und für die Nachwelt zu konservieren. Während dieser Arbeiten erblickten auch über 5000 Münzen zum zweiten Mal das Tageslicht. Da es sich um sogenannte „stumme“ Münzen handelt, ist der Wert und der Prägungs- bzw. Hohheitsort nicht bekannt.