Choindez

Eckdaten

Von Courrendlin nach Rebeuvelier

 

Marschzeit 2h30min

 

Strecke 7.3 km     auf 459 m       ab 233 m

 

Karte/n 1:50'000 223T

 

Anforderung:

Route

Klus ist die Bezeichnung für ein Quertal, eine Art von Schlucht, und wird in der Schweiz benutzt für die Täler durch die Juraketten. Die wohl bekanntesten sind die Taubenlochschlucht bei Biel sowie die Klusen von Balsthal oder Moutier.

 

Diese Wanderung führt mich jedoch nicht durch die Klus von Choindez, sondern hoch oben der Anrisskante entlang. Von da habe ich einen fantastischen Überblick über die geologischen Besonderheiten dieser Erosionsform.

 

Von der Bushaltestelle am südlichen Rand des Ortes Courrendlin folge ich dem Wegweiser zum Punkt 444 und zweige dort ab nach links. Schon bald beginnt der Weg zu steigen und überwindet in weiten und engeren Kehren mehr als 400 Höhenmeter. Das treibt auch meinen Puls markant in die Höhe.

 

Den Anfang macht ein kleines Tobel, und weiter oben scheint es sogar dem Weg schwindlig zu werden. Schlenker um Schlenker erkämpft er sich die nötige Höhe und erreicht schliesslich den Montchemin. Senkrechte Flüe markieren die Klus, die hier fast einem Trichter ähnelt.

 

Der letzte Hof La Bergerie liegt schon weit unter mir, als ich den Gipfel der Strecke erreiche. Der Blick in die Tiefe, hinunter zu den ehemaligen Giesserei-Hallen der Firma Von Roll, schaudert mich, fasziniert aber gleichzeitig. Durch das Engnis passen eine Strasse und auch eine Bahnlinie. Beide haben ihre höchste Blüte hinter sich, seit die Stahlkocherei eingestellt wurde und die Autobahn A6 eröffnet ist. 

 

Hoch über der Côte de Chaux verabschiede ich mich von diesem spektakulären Ort und wende mich dem Abstieg zu. Er führt mich an einer namenlosen und zur Zeit nicht bewohnten Alphütte vorbei und senkt sich dann immer etwas steiler nach Rebeuvelier, einem Bauerndorf mit knapp 400 Einwohnern. Viele Zugezogene im deutlich abgesetzten Neubauquartier pendeln, denn Arbeitsplätze gibt es hier fast keine, trotz des Abenteuer-Parks ein paar hundert Meter westwärts an der Hauptstrasse.

 

von Roll

Der Name von Roll steht für einen weltweit tätigen Industriekonzern, der seine Wurzeln im frühen 19. Jhd. hat. Damals übernahm der Ratsherr Ludwig von Roll mit Peter Glutz die Eisenwerke der Brüder Dürholz. Die Firma expandierte rasch, baute in Gänsbrunnen und in der Klus von Balsthal je einen Hochofen. Auch mechanische Hammerschmieden gehörten zur Firma, die sich neu Gesellschaft der Ludwig von Roll’schen Eisenwerke nannte. Der Hauptsitz der wohl ältesten Aktiengesellschaft in der Schweiz befand sich in Solothurn.

 

Die während der Industrialisierung und dem Aufschwung im Eisenbahnbau stark gestiegene Nachfrage an Eisen und Eisenprodukten liess die Eisenwerke gut gedeihen. Aber bald waren die eigenen Hochöfen nicht mehr in der Lage, die Nachfrage zu befriedigen. Also musste bis zur Fertigstellung des neuen, wesentlich grösseren Hüttenwerks in der Klus von Choindez im Ausland Roheisen zugekauft werden.

 

Das erforderliche einheimische Erz stammte zur Hauptsache aus dem Kanton Solothurn. Die Gruben bei Balsthal, Laupersdorf, Ramiswil sowie Matzendorf waren jedoch bald erschöpft. Als Alternative boten sich Erzgruben im Berner Jura an, für die Choindez näher lag.

 

Im Jahre 1877 wurde hier ein neuer Hochofen mit Koksheizung in Betrieb genommen. Damit liess sich eine wesentlich höhere Produktion erreichen. In den besten Jahren verliessen 4200t Roheisen den Ofen, weshalb dank neuer Konzessionen weitere Abbaugebiete im Tal von Delsberg erschlossen werden mussten. Damit lagen fast alle Erzlager in der Region im Besitz der Firma von Roll.

 

Vor dem Ersten Weltkrieg produzierte Choindez als letzte noch betriebene Anlage in der Schweiz 22’000t Roheisen jährlich. Das war mehr als die Hälfte der gesamten Produktion aller Schweizer Hochöfen 50 Jahre früher. Das gesamte Werkareal in der Klus mass damals über 160’000 Quadratmeter. Dazu kamen noch 815 Arbeiterwohnungen sowie Logierhäuser für fast 500 alleinstehende Angestellte.

 

Mit dem Krieg begannen dann 1904 schlechtere Jahre. Deutschland unterband die Kokslieferungen, die Werke waren mit Truppen des Grenzschutzes belegt und die Erzvorkommen waren schliesslich nicht mehr ergiebig genug. Heute wird in der Schweiz kein Erz mehr verhüttet.

 

Routenprofil

Verblasster, industrieller Glanz in der Tiefe
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route