Von der Staffelegg nach Zeihen
Marschzeit 3h30min
Strecke 11.6 km auf 385 m ab 562 m
Karte/n 1:50'000 214T
Anforderung:
Von Aarau führt eine bescheidene Passstrasse über die Staffelegg ins basellandschaftliche Fricktal. Auf dem Scheitel, 620m über dem Meeresspiegel, hält der Bus bei der bekannten Gastwirtschaft mit dem gleichen Namen.
Mein Weg führt von da in östlicher Richtung, schwenkt dann aber brüsk nach links und verlässt bald das Strässchen in Richtung Hard. Von diesem Hügel hätte ich wohl eine wunderschöne Sicht hinaus in die typische Landschaft des Tafeljuras, wenn nicht so viele Bäume hier herum ständen.
Die nächste Erhebung ist der etwas niedrigere Chläb, von dem ich abwärts laufe zu den Häusern von Kilholz. Gleich dahinter erhebt sich der Sunnebärg. Der Weg hinauf wurde wohl an einem Aschermittwoch angelegt. Die vielen Schlenker lassen noch viel Restalkohol der Wegmacher vermuten. Trotzdem treffe ich den höchsten Punkt des Hombergs, und nach dem Abstieg mit ebenso vielen Kehren und Kurven wüsste ich nicht mehr, wo Norden liegt - böte sich da nicht die Sonne als Richtungsweiser an.
Etwa 200m tiefer und nach weiteren Schlenkern trete ich aus dem Wald heraus, aber so richtig orientieren kann ich mich dennoch nicht. Ich bin zwar schon mit der Bahn durch den Bözberg nach Basel gefahren und kenne auch die Autobahn A3, aber in diesem Gewusel von Höhen und Tiefen war ich noch nie!
Siedlungen mit dem Namen Eichwald gibt es Dutzende in der Schweiz. Eine davon liegt heute an meinem Weg auf einer Art Hochebene zwischen dem Lauf der Sissle und dem Zeiherbach. Jenseits der Lichtung Rütenen tauche ich wieder in den Schatten des Waldes und stehe bald vor der steilen Stighalde. An deren Fuss verlaufen Strasse, Eisenbahn und Autobahn.
Der nördlich geneigten Flanke entlang erreiche ich schliesslich Zeihen, das zwar von der Bahn durchfahren wird, aber keine Station mehr hat. Gut, gibt’s noch die Post!
Bereits die Römer besiedelten das Gebiet rund um das heutige Zeihen, trotz seiner Abgeschiedenheit. Oder vielleicht gerade deswegen? Ob damals schon eine Verkehrsverbindung zwischen Rhein und Aare über den Bözberg geführt hat, darf bezweifelt werden.
Der erste urkundliche Eintrag mit dem althochdeutschen ze eigane stammt aus dem Jahre 1308. Das würde heute im Eigengut bedeuten, denn der grösste Teil des Gemeindegebietes gehörte damals dem Frauenkloster Säckingen. Eventuell existierende ältere Dokumente sind wahrscheinlich beim Klosterbrand im Jahre 1272 verloren gegangen. Schutzherren und Inhaber der hohen Gerichtsbarkeit waren die Habsburger.
Ab Mitte des 15. Jhrds. lag Zeihen unmittelbar an der Grenze zum Berner Aargau, nachdem die Stadt die südlich gelegenen Orte erobert hatte. Nach dem Waldshuterkrieg von 1468 verpfändeten die Habsburger das ganze Fricktal an die Burgunder, aber als diese von den Eidgenossen vernichtend geschlagen worden waren, fiel Zeihen wieder an die Österreicher zurück.
Nach etlichen weiteren Wirren und Besitzerwechseln kamen Ober- und Niederzeihen 1803 zum Kanton Aargau. Siebzig Jahre später wurde Zeihen mit der Bözbergstrecke zwischen Brugg und Basel an das Netz der Eisenbahn angeschlossen. Obwohl die Geleise mitten durch das Dorf verliefen, entstand die Station weit ausserhalb Richtung Effingen. Dadurch entfielen die Fuhrdienste mit den Pferden über den Berg, und viele Anbieter verloren ihr Einkommen, und sie mussten auswandern.
Erst als im 20. Jhrd. die Landwirtschaft langsam durch Gewerbetriebe und Dienstleister abgelöst wurde, konnte der Bevölkerungsrückgang aufgehalten werden. Die Bahnstation Effingen ist seit 1993 geschlossen, aber durch die nahe Autobahn entstand trotzdem ein neues Wachstum.
Heute zählt der Ort etwa 1200 Einwohner, von denen noch ein gutes Drittel in der Landwirtschaft tätig sind. Die restlichen Arbeitsplätze finden wir in den Sektoren Industrie und Dienstleistung. Die anderen pendeln nach Brugg oder in grössere Orte des Fricktals.
Bei Reinach breitet sich ein urtümlicher Auenwald aus, der nie urbanisiert wurde und deshalb heute ein äusserst wertvolles Naturschutzgebiet darstellt. Hier gedeihen Trockengebüsche und Magerwiesen wie seit Urzeiten.