Von Aarau nach Wildegg
Marschzeit 5h mit Abkürzungs-Möglichkeiten
Strecke 17.9 km auf 675 m ab 706 m
Karte/n 1:50'000 224T
Anforderung:
Das Schweizerische Mittelland gibt wohl kaum irgendwo ein deutlicheres Bild seiner Verbauung durch Industrie und Gewerbe als in der Region Aarau. Eine Wanderung über den Homberg und die Gisliflue erlaubt einen wunderbaren Blick über Siedlungen und Verkehrswege wie Eisen- und Autobahn-Linien.
Die angegebenen fünf Stunden beziehen sich auf die gesamte Route von Aarau bis Wildegg, eine Verkürzung ist jedoch ohne Weiteres möglich. Starte ich die Wanderung erst an der Strasse oberhalb Küttigen und beende ich sie bereits in Auenstein, erspare ich mir anderthalb Stunden.
Ich mache mich also beim Bahnhof Aarau auf die Socken und strebe fast geradewegs auf die Aare zu. Die Überquerung geschieht über zwei Brücken, weil sie auch noch über die langgezogene Insel führt. Dann beginnt die Steigung parallel zur breiten ehemaligen Hauptstrasse zur Asperchlus. Dort beginnt der Aufstieg in weiten Kehren auf den Homberg und entlang seiner Krete zur Hombergegg.
Der Blick zurück zeigt die Ausdehnung der Stadt Aarau mit ihren neuen Quartieren und der Blick nach Norden wandert über die Senke des Talbachs mit einigen Ruinen auf den dahinter liegenden Hügelzügen. Inzwischen bin ich in der Kerbe Gatter angelangt, von der ich wieder aufsteigen muss zur Gisliflue. Sie besteht zu einem wesentlichen Teil aus Korallen - oder deren Behausungen-, die vor 200 Millionen Jahren im grossen Flachmeer gelebt haben.
Auf der Ostseite senkt sich der Weg mit Ecken und Schlenkern zum Bergstatthof. Hier sind die Wunden, welche die Zementfabriken der Landschaft zugefügt haben, deutlich sichtbar. Schuld sind wir alle mit unserem Hunger nach Wachstum um jeden Preis!
Durch die ausgedehnte Siedlung Auenstein erreiche ich beim Schlössli das Aareufer, dem ich nun auf bequemen Pfad folge, um über die breite Strassenbrücke nach Wildegg hinüber zu wechseln. Der Wanderweg führt mit gerade zum Bahnhof.
Die Aare entspringt im Grimselgebiet und wird gespiesen durch den Oberaar- und den Unteraargletscher. Schon hier oben, auf fast 1800 m. ü.M., wird Wasser abgezweigt, um Strom zu gewinnen. Ein Teil davon fliesst weiter unten ins Bett zurück, aber ein grosser Rest wird zurückbehalten, um nachts wieder in die Stauseen hoch gepumpt zu werden. Auf diese Weise kann man dasselbe Wasser mehrmals benutzen, immer dann, wenn beispielsweise über die Mittagszeit Spitzenenergie benötigt wird. Diese können die AKWs nicht erbringen.
Zwischen Innertkirchen und Meiringen im Berner Oberland zwängt sie sich durch die Aareschlucht. Diese ist 1400m lang, an der engsten Stele jedoch nur 1m breit, was die Fliessgeschwindigkeit des Wassers auf über 12km/h erhöht.
Bei Brienz mündet sie in den Brienzersee und durchfliesst dann das sogenannte Bödeli, eine ebene Fläche mit dem bekannten Touristenort Interlaken (Zwischenseen). Nach dem Thunersee hat sie sich einigermassen beruhigt, der Pegelstand schwankt langsamer, weil die recht tiefen Becken nach Gewittern oder während der Schneeschmelze grosse Mengen an Wasser aufnehmen können. Zudem wird der Abfluss des Thunersees mit Schleusen reguliert, um die Stadt Bern nach Möglichkeit vor Hochwassern zu schützen.
Hier beschreibt der Fluss einen grossen Bogen um den Felssporn, auf welchem die Stadt erbaut wurde. Nur die Quartiere der eher ärmeren Bürger stehen unmittelbar am Wasser. Hier in der Matte wurde früher auch eine eigene Sprache gesprochen, die die besseren Bürger oben in der reichen Stadt nicht verstanden, das Mattenenglisch.
Nach dem Zufluss der Sahne fliesst die Aare durch den künstlichen Hagneck-Kanal in den Bielersee. Dieser Umweg wurde gebaut, um die Schifffahrt weiter unten nicht durch einen zu stark schwankenden Pegelstand zu behindern. Erst in Büren trifft sie wieder auf ihr altes Flussbett und zieht nun eher gemächlich an Grenchen vorbei nach Solothurn. Hier endet die schiffbare Strecke.
Bei Luterbach fliesst die Emme zu. Bevor die Aare das Engnis bei Brugg erreicht, prägt sie die wichtige Handels- und Industriestadt Aarau. Nach einer deutlichen Richtungsänderung unterhalb Brugg erhält sie weiteren Zustrom, die Reuss aus der Innerschweiz und die Limmat. Diese Region gilt als eigentliches Wasserschloss der Schweiz.