Von Oltingen (BL) nach Wittnau
Marschzeit 3h
Strecke 9.6 km auf 367 m ab 530 m
Karte/n 1:50'000 284T
Anforderung:
Das Postauto bringt mich nach Oltingen im Kanton Basel-Landschaft. Im Ortszentrum, an der Hauptstrasse 72 steht sie, die letzte noch voll funktionsfähige, wassergetriebene Säge der Nordwestschweiz. Hoffentlich haben Sie Ihren Besuch bei Herrn Lüthy telefonisch und frühzeitig angemeldet (061 991 08 47), denn er führt Ihnen die Anlage sehr gerne vor und erklärt die Funktionen äusserst versiert.
Nach dieser äusserst empfehlenswerten Besichtigung führt mich der Wanderweg in weitem, sanftem Bogen um den Chlapfen herum nach Kienberg. Hoch vom Wald herab würde die Burg Alt Kienberg grüssen, wenn von ihr noch etwas mehr als einige Mauerfragmente übrig geblieben wären. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut, und bereits hundert Jahre später fiel sie einem Brand zum Opfer. Ihre Steine dienten im Dorf für den Bau neuerer Häuser, das ist nachhaltiges Bauen! In Kienberg überquere ich die Strasse, lasse die Burgfluh rechts liegen und wechsle kurz nach den Höfen Tannen in den Kanton Aargau. Davon würde man jedoch nichts bemerken, wenn nicht am Wegrand einige Grenzsteine diese imaginäre Linie markieren würden.
Im Lammetholz, das mir vor den nächsten Kilometern den letzten Schatten spendet, schwenke ich scharf wir nach links, also nach Norden und ziehe über die Bächlimatt kaum merklich steigend auf den sanften Rücken des Altebergs. Zum letzten Mal senkt sich der Weg durch ein kleines Tobel, überquert das Strässchen, welches weit ausgeholt hat, und erreicht nach zwei engen Kehren unser Tagesziel Wittnau.
Mitten im historisch bemerkenswert gut erhaltenen Ortskern von Oltingen steht ein Überbleibsel aus der "Ballender"-Zeit, das sich aber nahtlos in die Nachbarschaft aus ebenso gut erhaltenen und gepflegten Häusern einfügt. Es ist die Sägemühle, die durch ein oberschlächtiges Wasserrad angetrieben wird.
Dieser im Jahre 1825 aufgebaute Zeuge alter Handwerkskunst funktioniert dank einiger "angefressener" Freunde des Heimatmuseums-Vereins noch heute einwandfrei und zersägt massive Baumstämme in handliche Bretter und Balken wie zur Zwist unser Grossväter.
Im Juli 1988 gründeten der damalige Gemeindepräsident Hans Dähler und der Lehrer Emil Weinbauer die Sagistiftung, deren Zweck es ist, diese ehrwürdige Gattersäge der Nachwelt zu erhalten. Auch die Schwester des ehemaligen Besitzers, Sophie Rickenbacher, hat massgeblich zum Erfolg dieser Stiftung beigetragen, indem sie dieser ihre Sagi verkaufte. Gesponsert wurde das Projekt durch verschiedene private und staatliche Institutionen. Ausserdem spülte ein Sagifest soviel Geld in die Kasse, dass damit noch heute notwendige Reparaturen und Restaurationen teilweise beglichen werden können.
Ein möglichst regelmässiger Betrieb ist für den Erhalt der Einrichtungen nicht zuletzt deshalb dringend erforderlich, weil sonst das Wasserrad einseitig austrocknen würde. Aus diesem Grund spielen neben der Verwaltung auch die derzeitig angestellten Säger eine wichtige Rolle. Sie sind froh, wenn sie fortlaufend Aufträge erhalten und sich während des ganzen Jahres Besucher für die Besichtigung dieses wohl einmaligen Werks anmelden. Diese Anmeldung nimmt Herr Hans Lüthy gerne telefonisch auf der Nummer 061 991 08 47 entgegen.