Von Wasserfallen (BL) nach Passwang (Tunnel)
Marschzeit 2h
Strecke 6.1 km auf 378 m ab 363 m
Karte/n 1:50'000 223T
Anforderung:
Leichte und kurze, aber doch anstrengende Wanderung, die jedoch viel Abwechslung und viele mögliche Abstecher zu Gasthäusern bietet.
Bis Reigoldswil zuhinterst im gleichnamigen Tal fahre ich mit der Post und lasse mich anschliessend mit der Seilbahn bequem und rasch nach Vorder Wasserfallen hinauf führen. Wer jetzt schon eine Stärkung benötigt, wird im nahen Restaurant freundlich bedient.
Nun folge ich dem Wanderweg in südlicher Richtung zum Wald und dann der Krete auf abenteuerlichem Pfad. Dieser erlaubt einen fantastischen Blick hinab ins Mittelland. Allzu oft sollten wir jedoch nicht in die Runde schauen, schon gar nicht während wir laufen. Der Weg erfordert einiges an Aufmerksamkeit.
Stetig steigend erreiche ich den höchsten Punkt des Vogelberges, auf dem ich einen kleinen Halt einschalten, um alles, was die Aussicht zu bieten hat, in mich aufzunehmen. Je nach Wetter gleitet mein Blick bis weit hinaus zu den markanten Alpengipfeln.
Nach kurzem Abstieg überquere ich bei einem nicht zu übersehenden Funkturm das Strässchen zum Gasthaus Vogelberg und folge dann dem Waldrand. Ich geniessen den Schatten der Bäume bis zum Punkt 992. Hier macht der Weg einen spitzen Schlenker nach Südost und folgt dem Strässchen am Hof Unter-Passwang vorbei. Beim Parkplatz, der an sonnigen Wochenenden sehr gut besetzt ist, schwenke ich auf der asphaltierten Strasse nach Westen. Leider verhindern die hohen Bäume den Blick hinüber in die Mulde, durch die ich soeben her marschiert bin.
Nach wenigen hundert Metern treffe ich auf die Passwang-Strasse. Genau bei der Bushaltestelle verschwindet sie in der senkrechten Felswand - eben der Passwand - und führt dann im Postauto auf der Südseite hinunter über Mümliswil nach Balsthal.
Von Reigoldswil führt die Wasserfallenbahn hinauf nach Wasserfallen. Diese Bahn ist hier aber nicht gemeint, obwohl auch diese eine bewegte Geschichte hinter sich hat und deren Betrieb vor wenigen Jahren beinahe eingestellt worden wäre-
Es gibt noch eine andere Wasserfallen-Bahn, das heisst, es gibt sie eben nicht. Sie war anfangs des 19. Jahrhundert geplant und sollte Reigoldswil mit Mümliswil, also die Kantone Baselland und Solothurn verbinden. Gescheitert ist dieses Projekt am fehlenden Geld und wahrscheinlich nicht zuletzt an der fehlenden wirtschaftlichen Notwendigkeit, denn wenige Kilometer östlich der geplanten wurde eine Eisenbahn von Balsthal nach Waldenburg unter dem Hauenstein hindurch gebaut. Ausserdem entstand ein Tunnel durch den Hauenstein auf der Linie von Olten nach Sissach. Die Konkurrenz zur geplanten Linie war also einfach zu gross, als dass diese jemals hätte rentieren können.
Die Schweizerische Centralbahn als Konzessionsinhaberin war gar nicht darauf erpicht, Geld in ein Projekt einzuschiessen, mit dem sie sich selber konkurrenziert hätte. Erschwerend kam noch dazu, dass ausser dem Tunnel die endgültige Trassenführung noch nicht klar war. In später folgenden Prozessen, in denen es hauptsächlich um die Zahlung bereits geleisteter Arbeiten ging, konnte nie bewiesen werden, dass die Schweizerische Centralbahn die Wasserfallen-Bahn absichtlich sabotierte, aber dafür eingesetzt hatte sie sich wirklich nicht. Also starb die Bahn, bevor sie geboren war. Allerdings sind die Reste des Tunnelportals nahe bei der Seilbahn-Talstation in Reigoldswil noch heute, also fast 150 Jahre später noch gut zu sehen.
In der damaligen Eisenbahn-Euphorie war das Projekt Wasserfallen beileibe nicht die einzige Idee einer Bahnlinie, die vorzeitig im Papierkorb landete. Ein extra für die Abschätzung des wirtschaft-lichen Erfolges und des Nutzens für das Land eingesetztes Eisenbahnkomitee sah sich mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen konfrontiert, die einfach keinen Sinn machten. Andere wurden zwar verwirklicht, mussten aber später den Betrieb meist aus finanziellen Gründen einstellen: Die Bahn im Valle Maggia, die Misox-Bahn oder auch die Bah entlang dem rechten Aareufer von Büren nach Solothurn.