Von Gempen nach Seewen
Marschzeit 2h30min
Strecke 8.1 km auf 301 m ab 433 m
Karte/n 1:50'000 213T / 223T
Anforderung:
Wenn ich Kirsch höre, schaltet mein Gehirn sofort in den Kanton Zug. Weit daneben: Im Schwarzbubenland stehen wahrscheinlich viel mehr Kirschbäume, und eine Wanderung in der Zeit deren Blüte ist einfach fantastisch! Zudem begeistert die eigenartige Topografie mit den typischen Höhen und deren steilen Flanken.
Ich starte in Gempen, einem behäbigen Dorf mit knappen tausend Einwohnern, nur wenige Kilometer südlich der Stadt Basel gelegen, aber dem Kanton Solothurn zugehörig. Beim Sportplatz an der Kante des bewaldeten Dislibergs schwenke ich nach rechts und überquere auf dem schmalen Strässchen die ausladende Breitenmatt. Beim zweiten Wegkreuz endet dieses und mündet in einen Feldweg zum nahen Waldrand.
Fast parallel zur wenige hundert Meter entfernten Abbruchkante des Gempenplateaus nähere ich mich der von hier aus kaum wahrnehmbaren Spitzenflue, die aber trotz ihrer Schroffheit etwas verniedlichend ….flüeli genannt wird.
Daran vorbei geht’s weiter südlich zwischen dem Sternenberg und der Bärenflue abwärts nach Büren. Zu meiner Rechte stehen sie weit verteilt, die schon fast berühmten Kirschbäume, in sogenannter Streuobst-Formation. Da kommt mir das Kinderliedchen von den Sternen am Himmel in den Sinn: „Nur der Herr hat sie gezählet.“
Mein Weg führt mich nun durch den Ortskern des Dorfes und knickt mittendrin scharf nach Westen, um jenseits des bescheidenen Bächleins am Lätzenpelz zum Hobelrank zu gelangen. In spitzen Kehren steige ich hinauf zum Radacker und folge anschliessend brav den Wegzeichen folgend abwärts Richtung Süden.
Durch die Dummeten beschleunige ich meine Schritte, denn ich möchte auf keinen Fall, dass etwas davon an mir hängen bleibt. So erreiche ich den Ort Seewen unten im Tal am streckenweise leider eingedohlten Seebach, wo der Bus für die Rückfahrt auf mich wartet.
Der Name Kirsche kommt in fast ungezählten Verbindungen für verschiedenste Pflanzen vor, von der Loorbeerkirsche bis zur Tollkirsche. Die allgemein als Kirschbaum verstandene Art geht auf die Vogel- oder auch Süsskirsche zurück. Von dieser „Urkirsche“ wurden im gesamten Verbreitungsgebiet von Westeuropa bis hin nach Vorderindien und Nordafrika viele spezielle Sorten gezüchtet, die sich je nach Verwendungszweck unterscheiden.
In der Region im Schwarzbubenland, vorallem auf dem Gempenplateau, das übrigens zum Bundesinventar der Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung zählt, sollen an die 10’000 hochstämmige Kirschbäume stehen. Es gilt deshalb sozusagen als Mekka der Blueschtfreunde, welche sich im Frühjahr an dieser Pracht erfreuen.
Den Kirschbaum erkennt man leicht an seiner quer gestreiften „Ringelborke“, die sich mit der Zeit in waagrechten Schuppen ablöst. Dies könnte übrigens dessen Trick sein gegen den Befall durch die parasitären Misteln. Die elliptisch geformten Blätter mit den sägezahnähnlichen Rändern sitzen an verhältnismässig langen Blattstielen, an deren oberem Ende häufig kleine Nektardrüsen erkennbar sind.
Die Süsskirsche ist bei den Imkern wegen ihres zuckerreichen Nektars von bis zu 50% sehr beliebt. Das rötlich gefärbte Holz wurde bis vor wenigen Jahren besonders als Fournierholz in der Möbelherstellung geschätzt. Wer es sich leisten konnte, liess ganze Wohnzimmer mit dem eher dunklen Kirschbaumholz täfern. Heute ist dieses Holz etwas aus der Mode gekommen und sein Preis merklich gefallen.
Um gute Früchte ernten zu können, wird die Vogelkirsche durch Aufpropfung mit Edeltrieben benutzt. Auf diese Weise ist es gelungen, für jeden Verwendungszweck geeignete Früchte zu gewinnen. Ein grosser Teil der Ernten wird für die Herstellung von Kirschbrand verwendet.
Der gefürchtetste Schädling im Kirschanbau ist die Kirschessigfliege, die ihre Eier in die noch unreifen Früchte ablegt. Die daraus schlüpfende Made frisst sich dann durch das Fruchtfleisch, was zu dessen rascher Fäulnis führt.