Von Wildegg nach Staffelegg
Marschzeit 3h
Strecke 11.2 km auf 545 m ab 276 m
Karte/n 1:50'000 T224T
Anforderung:
Wildegg ist die Urheimat der heute omnipräsenten Firma holcim. Es gibt in der Schweiz kaum einen anderen Zementlieferanten. Die Löcher, welche der Kalksteinabbau in der Juraflanke hinterlassen hat, sind nicht zu übersehen. Ich überquere die gleich beim Bahnhof Wildegg vorbei ziehende Aare und folge dem Wanderweg über den Fluss. Dann folge ich diesem und steigen durch den Ort Auenstein in unregelmässigen Ecken und Kehren an Veltheimerberg vorbei auf den Rücken der markanten Jurakette. Irgendwie wendet der Weg nach Westen und folgt nun der Krete zur Gisliflue.
Von hier geniesst man einen wunderbaren Ausblick auf das eng besiedelte und industrialisierte Mitelland. Das Reusstal liegt zu unserer Linken, der Hallwilersee fast südlich und Aarau mit den immer näher wachsenden Nachbargemeinden zur Rechten. Was dazwischen noch grün ist, scheint genau berechnet und organisiert. Die Gisliflue dagegen, auf der ich mich nach Westen bewege ist Natur pur, vor allem die senkrechte Flue nördlich vom Weg, also rechts von mir, könnte einem Angst einjagen.
Zwischen der Gisliflue und dem Homberg liegt die Senke Gatter. Dort schwenke ich nach rechts und folge dem Waldrand am Fuße der Hombergegg. Der Aargauer Jura läuft hier flacher werdend aus gegen den Rhein im Norden. Die typischen Falten des welschen Juras gibt es hier nicht. Die Erhebungen sind breit und flach: das ist der Tafeljura, der ähnlich wie Mostinden am Bodensee für Äpfel, für die unzähligen Kirschbäume bekannt ist. Und natürlich auch für den daraus gewonnenen Saft.
Am Weiler Rischele vorbei erreiche ich die Strasse, welche Aarau mit der Basel-Landdschaft verbindet, auf dem höchsten Punkt. Er heisst Staffelegg und besteht ausser einer Strassenverzweigung nur aus einem Gasthaus, in dem ich mich gemütlich verpflegen kann, bevor das Postauto mich mitnimmt.
Im 13. Jahrhundert findet sich in den einschlägigen Unterlagen der älteste Hinweis auf eine Siedlung an den Ufre der Aare. Diese hiess damals aber noch Arula oder Arola, und die Au bedeutet noch heute "Land am Wasser". Fast ebenso alt, wie die Stadt ist auch das Kloster St. Ursula, das eine Aussen-station zum Kloster Scheins darstellte.
Als das Geschlecht der Kyburger mangels männlicher Nachkommen erlosch, erwarb Rudolf I. von Habsburg sämtliche Ländereien an. Das bestehende Marktrecht wurde bestätigt und zudem erhielt Aarau das Stadtrecht. Allerdings durften die Aarauer ihren Schultheissen bis ins Jahr 1301 nicht selber bestimmen. Gute hundert Jahre später geriet die Stadt unter die Herrschaft Berns, aber nach der Reformation wurde Aarau einer der Tagsatzungsorte der Eidgenossenschaft.
Nach kurzer Episode als erste Hauptstadt der Helvetischen Republik wurde Aarau Kantonshauptort und wuchs kontinuierlich zu einer bedeutenden Verwaltungs und Handelsstadt heran.
Die Altstadt ruht auf einem gewaltigen Felskopf, der steil gegen die Aare abfällt. Diese enge Stelle lässt sich leicht überbüken, was für den Handel schon immer sehr wichtig war. Noch heute trägt die grosse Brücke hinüber nach Küttigen den Namen Kettenbrücke. Durch die Ausbaggerung einer Schiffahrtsrinne im Fluss entstanden zwei Inseln, die aber nie bewohnt waren.
Jenseits der Aare erhebt steil sich der südlichste Rücken des Faltenjuras mit der Gisliflue und dem Homberg im Osten und der Wasserflue und dem Guger im Westen. Weiter nach Norden gehen diese Falten über in den plattenförmig verworfenen Tafeljura mit den typischen, fast ebenen Hochflächen.
Aarau spielte auch schon früh eine äusserst wichtige Rolle als kulturelles Zentrum. Der Anstoss dazu geht zurück auf die Zeit Napoleons. Damals begann eine rege Entwicklung und brachte der Stadt das erste nichtkirchliche Gymnasium der Schweiz. Schon vor der Gründung des Bundesstaates fand in Aarau das erste Eidgen. Schützenfest, und wenige Jahre später das erste Eidgen. Turnfest statt.