Arboretum

Im westlichsten Zipfel des Waadtlandes liegt im Tal des Flüsschens L’Aubonne ein einzigartiges Naturreservat. Seit einigen Jahrzehnten werden hier etwa 4000 Bäume gehegt und gepflegt, um sie dem interessierten Besucher vorstellen zu können.

Genau dieses Arboretum ist das Ziel meiner Wanderung durch die nicht mehr so ganz verträumte Gegend am Lac Léman. Von der Bahnstation Allaman unterquere ich die stark befahrene Autobahn und wandere nördlich weiter vorbei an Obstplantagen und Reben vorbei nach Aubonne. Umgeben von Neubauquartieren treffe ich den malerisches Kern im typischen Stil welscher Weinbaudörfer mit Schloss.

Das Dorf Montherod lasse ich links liegen und erreiche den Baumpark mit seinem reichhaltigen Infozentrum. Auf den Spazierwegen durch die Anlage und im angegliederten Holzhauer-Museum lassen sich Stunden verweilen! Diese sind in der Wanderzeit nicht berücksichtigt.

Anschliessend verlasse ich dan weitläufige Park an der Nordspitze und wandere dem Lauf der Aubonne folgend weiter, vorbei am idyllisch gelegenen Stausee in stiller Abgeschiedenheit von der pulsierenden Welt. Bald mündet der Toleure von Westen her, aber ich halte die eingeschlagene Richtung bis auf die Höhe von Le Roselet. Dort beschreibt der Weg einen weiten Bogen und streift den bekannten Truppenübungsplatz des Schweizer Militärs, der sich hier wie auf einer Halbinsel zwischen zwei Flüsschen mit dem Namen Sur Champagne breit macht.

Mit einem Schlag ist die Idylle zerstört. Neben der Kläranlage mit ihrem leisen Duft stören röhrende Panzermotoren die Stille. Die Soldaten sind am Üben auf dem weiten Gelände. Mein Weg meidet ihre Nähe und wechselt bei der Kläranlage an den Bachlauf eines kleinen Zuflusses. Das Strässchen führt mich beinahe geradewegs zur Bahnhaltestelle. Es ist das Ende der Linie, die wohl nicht zuletzt wegen des regen Armeebetriebs weiterhin besteht. Die Züge werden von der MBC betrieben, die sich früher BAM nannte, was natürlich für die Baikal-Amur-Magistrale in Sibirien galt.

Das Arboretum in in der schon fast mystischen Gegend an der Aubonne im Waadtland verfolgt verschiedene Ziele: 

- Für die Wissenschaft werden hier über 4000 Baum- und Straucharten aus verschiedensten Ökosystemen in gemässigten Klimazonen auf der ganzen Welt auf ihre Anforderungen an ihre Umwelt untersucht und gezüchtet. Die Pflanzen stammen aus Europa, den USA und Asien.

- Mit dem Wissen über das Leben der Pflanzen sollen unseren Kindern, aber auch den Erwachsenen, Möglichkeiten über deren Schutz auf unserer Erde angeboten werden.

- Und als drittes bietet die Anlage ein einzigartiges Freizeit- und Erholungsangebot durch Flanier- und Spazierwege, die sich auf unterschiedlichen Routen zwischen Bäumen, Sträuchern und Büschen am Flüsschen und am See durch das Gebiet schlängeln. Die Informationstafeln erfüllen einen didaktischen Zweck und Grillstellen laden zum Verweilen für die ganze Familie ein.

Das Arboretum bietet nicht nur für unsere Augen eine Erholung, sondern stellt uns auch in einem speziellen Obstgarten viele kaum mehr verwendete Obstsorten vor. Da gab es einmal Äpfel mit den wohlklingenden Namen wie Ontario, Berner Rose oder Berlepsch und kleine kugelige Birnen, die zwar eine harte Schale besitzen, aber zuckersüss schmecken. Haben sie schon gewusst, dass es eine ganze Reihe verschiedener Hagebutten-Sorten gibt?

Im Besucherzentrum mit dem Holzgeräte- und Förstermuseum erfahren die Gäste wissenswerte Informationen über die Arbeit mit und an den Bäumen und deren wirtschaftliche Bedeutung für unser Leben und unsere Kultur. Für geführte Besichtigungen von Gruppen können im Sommer und auch an Sonntagen Führungen angefordert werden, ausserdem bietet die Arboretumhütte Platz für Seminarien von bis zu 40 Personen. Ein speziell eingerichteter Partyraum wartet auf private Veranstaltungen wie Bankette, Hochzeiten oder andere Familienfeste.

Seit Neuestem steht für Personen mit eingeschränkter Mobilität ein geländegängiger Rollstuhl auf zwei hindernisfreien Rundgängen zur Verfügung.