Von St-Cerque nach Gland (Lac Léman)
Marschzeit 3h30min
Strecke 13.8 km auf 108 m ab 738 m
Karte/n 1:50'000 260T
Anforderung:
Eine richtige Zickzack-Strasse, eine weniger gezickte Nebenstrasse und eine schlängelnde Bahnlinie führen hinauf nach St-Cergue oben auf der „vordersten“ Jurakette über Nyon.
Ich habe die Privatbahn mit dem seltsamen Kürzel NStM gewählt. Das bedeutet Nyon-St-Cergue-Morez, wobei die letzte Station in Frankreich liegt. Nach der abwechslungsreichen Fahrt mache ich mich auf den Abstieg, der den Gleisen folgt, von wo ich manchmal schaudernd in die tief eingeschnittene Schlucht Créva Tsevau blicken kann. Unterhalb von La Chèvrerie zweige ich bei der Gabelung nach links ab und gelange so hinunter nach Genolier.
Schon von hier kann ich die beiden Ufer des Lac Léman sehen. Näher das schweizerische und in der Ferne das französische. Dahinter erheben sich die stolzen Gipfel der Gruppe um den Mont Blanc. Eine wahrlich fantastische Aussicht.
Nach einem weiten Schlenker nach Norden gelange ich an das Flüsschen La Serine, dem ich treu nach unten folge. Etliche dieser Bäche spielten für die Landesverteidigung während es Zweiten Weltkrieges eine wichtige Rolle. An ihren Ufern wurden fleissig Panzersperren errichtet, sogenannte „Toblérones“, um allfällig vorrückende Gegner aufhalten zu können.
Schon bald dringt der Lärmteppich der rege befahrenen Autobahn an mein Ohr. Sie verläuft zwischen dem langgezogenen Örtchen Vich und dem Industrieviertel von Gland - auf der einen Seite nach Lausanne, auf der anderen nach Genève. Für den Bach und die Wanderer gibt es eine Unterführung, die zur ehemaligen Ziegelei (Tuillière) führt.
Beim Zusammenfluss der Promenthouse und der Serine liegt das kleine Gewerbegebiet Pont Farbel, wo früher das Wasser zur Energiegewinnung und als Abwasserkanal benutzt wurde. Hier schwenke ich nach links und gelange geradeaus zum Bahnhof Gland.
Wer weiss denn schon, wo der Col de la Givrine drüber führt? Er verbindet, nachdem er in weiten zuckeligen Kehren von Nyon nach St-Cergue hinauf geklettert ist, die Schweiz mit dem hier nahen Frankreich.
Fast das ganze Gemeindegebiet von St-Cergue gehört zum Parc jurassien vaudois, einem Schutzgebiet, das bis zum Col du Marchairuz zieht.
Er umfasst die beinahe 10km breiten Rücken der vordersten Jurakette und beherbergt eine reiche Flora und Fauna.
Das Dorf zählt etwa 2500 Einwohner und lebte früher hauptsächlich von der Landwirtschaft, die aber heute auf ein marginales Niveau geschrumpft ist. Da im Forst zur Zeit kaum mehr Geld zu verdienen ist, kommt auch die Wald- beziehungsweise Holzwirtschaft keine tragende Bedeutung mehr zu. Neben dem lokalen Gewerbe spielt heute vor allem der Dienstleistungssektor mit dem Tourismus eine grosse Rolle.
Seit der Eröffnung der Schmalspurbahn Nyon-St-Cergue-Morez hat sich das Dorf zu einem Höhenkurort und einem Wintersportzentrum entwickelt, sogar wenn sich die Mehrheit der Anlagen auf dem Gemeindegebiet von Gingins befinden. Auch im Sommer locken viele spezielle Angebote auf Wanderrouten und auf verschiedene Sportstätte, wie der Swingolfanlage.
Ansonsten hat sich der Ort zu einer Wohngemeinde gewandelt. Zahlreiche Pendler steuern täglich ihre Arbeitsstätte in Genf oder Nyon an und geniessen in der freien Zeit die relative Abgeschiedenheit.
Seit der ersten schriftlichen Erwähnung unter dem Namen ecclesia Sancti Cyrici sind inzwischen 1000 Jahre vergangen. Erst im 15. Jhrd. tauchte die französische Schreibweise auf, vielleicht auch weil dannzumal der Handel mit dem nahen Frankreich aufblühte und St-Cergue an strategischer Bedeutung am Passübergang gewann. Unter dem Schutz der Abtei Saint-Claude baute die Familie Thoire-Villars im 14. Jhrd. eine stattliche Burg und verlieh dem Dorf gewisse steuerliche Freiheiten.
Mit der Eroberung der Waadt durch Bern wurde Saint-Cergue unter die Verwaltung der Vogtei Nyon gestellt, kam jedoch während der Helvetik zum Kanton Léman.