Von Epesses Stn. nach Forel Ind.
Marschzeit 3h
Strecke 8.7 km auf 624 m ab 315 m
Karte/n 1:50'000 261T
Anforderung:
Mitten in der östlichen Lavaux liegt das Weindorf Epesses auf halber Höhe zwischen See und Autobahn. Von hier steigen etliche Wege hinan auf die wunderschönen Höhen der Waadt.
Meine Route startet beim Bahnhof Epesses an der Linie Lausanne - Brig und verläuft dann einen guten halben Kilometer oberhalb der Kantonsstrasse parallel zu dieser Richtung Westen.
Unterhalb Riex schwenke ich nach rechts und erklimme in der Falllinie das hübsche Dörfchen. Nach einem kurzen Fotohalt ziehe ich weiter bergan und quere die Bahnlinie nach Bern und gleich darauf die stark befahrene A9. Eine, beziehungsweise zwei, elegant gebogene Brücken überspannen das Tobel der Bahyse.
Mich zieht es jedoch weiter aufwärts über Le Lanciau zum Aussichtsturm de Gourze. Durch den Aufstieg und die heizenden Sonne durstig geworden, kehre ich aber vor den letzten Höhenmetern ins Wirtshaus ein. Schon von der Terrasse hat der Gast eine atemberaubende Sicht. Dann folgt der einzigartige Turm aus massiven Steinen im Jahre 1279 aufgebaut! Vor und unter mir breitet sich, wenn ich dann mal auf der Plattform angelangt bin, die halbe französische Schweiz aus. Und dazu noch Teile von Frankreich! Allein das Gewusel von Häusern und Strassen in und rund um Lausanne ist faszinierend.
Der Abstieg erfolgt in einigen Kehren und einer weiten Schleife zum jungen Flüsschen La Mortingue in seinem engen Tal. Auf dessen östlicher Seite ziehe ich durch den langgezogenen Bois du Saugey anfänglich etwas stotzig auf- dann aber wieder gemütlich abwärts zum Gehöft Capetanne. Dort trifft mein Weg auf die Strasse und folgt dieser bis zu den Häusern von Pigeon.
Hier verlasse ich den offiziellen Wanderweg nach links. Nach wenigen hundert Metern erreiche ich das Industriegebiet von Forel. Hier gibt es am linken Ast der Strassengabelung eine Bushaltestelle für die Arbeitnehmer in den vielen Betrieben aber auch für Camper, die ohne eigenes Fahrzeug auf den nahen Campingplatz wollen. Das dürften jedoch sehr wenige sein!
Wer den Turm zum ersten Mal sieht, glaubt kaum, dass wir heute von fast jedem Punkt de Landes auf dem Handy die Nummer 118 wählen können, um mit der Feuerwehr verbunden zu sein. Der Turm sieht aus, als ob gestern noch römische Soldaten Rauchzeichen abgegeben hätten.
Der erste Blick täuscht nur ein bisschen, das quadratische Gemäuer wurde 1279 erbaut und ist somit immerhin beinahe 750 Jahre alt. Zugegeben, man hat immer mal wieder daran gearbeitet, dass er sich so stolz, wie er dasteht, präsentieren kann. Und dass man ihn gefahrlos besteigen kann.
Die Mauern sind 10.5 Meter hoch, und die Plattform ganze 9 Meter. Und die Aussicht über die ganze Waadt ist schlicht hinreissend. Es dauert eine ganze Weile, bis man begreift, was sich einem hier darbietet. Und dann will man es wirklich eine zweite Weile nur noch geniessen.
Die Treppe klammert sich auf der Innenseite eng an die Mauern, führt also recht steil im Geviert hinauf zum „Balkon“. In einer Ecke steht noch das legendäre Zeichen für den Vermessungspunkt der Schweizerischen Landesvermessung. Eine weiss gestrichene, dreikantige Blechpyramide. Diese Spitzgiebel wurden früher, also vor dem GPS, auf allen wichtigen Punkten angebracht. Sie waren weit herum sichtbar und konnten von den Vermessern exakt angepeilt werden.
Ursprünglich entstand der Turm in Anlehnung an die romanische Epoche und dient sowohl als Wehr- und Wachtturm als wohl auch für die Kommunikation über weite Strecken mittels Rauchpfannen oder drgl.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde der Turm mit einer höhe von 15 bis 16 Metern während heftigen Streitigkeiten mit dem Lausanner Bischof Pierre d’Oron durch den Baron Ludwig II, dem Herrscher in der Waadt niedergerissen. Damals gab’s den Denkmalschutz noch nicht, sonst wäre letzterer sicher bestraft worden.