Von Le Brassus zum Col de Marchairuz
Marschzeit 4h
Strecke 13.3 km auf 701 m ab 269 m
Karte/n 1:50'000 250T / 260T
Anforderung:
Von Vallorbe führt eine Bahnlinie über Le Pont bis ins hinterste Tal der Orbe. Die letzte Station heisst Le Brassus und beherbergt neben Kleingewerbe und Landwirtschaft die weltbekannte Uhrenmanufaktur Auddemars Piguet mit einem fantastischen Museum in einem
Ich starte meine Tour am südlichen Rand des Dorfkerns bei der Brücke über einen kleinen Zufluss zur Orbe und steige gleich zügig bergan nach Südwesten. Teilweise auf der Passstrasse zum Marchairuz bewältige ich den Anstieg einigermassen locker, denn der Verkehr hält sich in Grenzen.
Auf etwas über 1200müM treffe ich auf die Alp Grand Molard und nach einem weiteren Waldabschnitt den Hof Le Cerney. Interessanterweise liegen hier drei winzige Weierchen, obwohl die Gegend eher trocken ist, und jeder Hof oder jede Alp das kostbare Nass in einer eigenen Zisterne sammelt.
Dem Strässchen halte ich nicht lang die Treue, sondern schwenke nach links und folge dem markierten Weg zum Pierre à Ecusson. Hier böte eine Hütte ihre Dienste an, wenn das Wetter plötzlich wechseln sollte. Auf dem grossen Steinblock daneben findet man beim genauen Hinsehen ein eingemeisseltes Wappen.
Zwischen einigen Felsbändern aus dem typischen Kalkstein hindurch wandere ich südwärts und erreiche bei der Buvette Le Pré aux Veaux die Combe des Amburnex. Combe heisst in diesem Fall aber lediglich Mulde, die durchzogen ist von einem Fahrsträsschen.
In der Buvette lasse ich mich mit hausgemachten Spezialitäten verwöhnen und peile nach der verdienten Pause die Crêt de la Neuve an. Beim gleichnamigen Hof zweige ich jedoch ab und ziehe an der Flanke des Rückens ziemlich parallel zum Strässchen etwas weiter unten durch den Bois du Marchairuz. Ich geniesse die Ruhe in diesem abgelegenen Tal und nähere mich allmählich der Passhöhe. Aber ich habe noch einen kurzen, heftigen Anstieg zu meistern, bis ich im Wirtshaus beim Warten auf den nächsten Bus meinen Durst löschen kann.
Es sind nur wenige Gebäude, die dem Reisenden im ansonsten beschaulichen Dörfchen Le Brassus sofort ins Auge fallen. Das allerneuste ist der kühne, spiralförmige Bau des dänischen Architekten-Ateliers Bjarke Igels Group. Die aussergewöhnliche Form widerspiegelt das Herz jeder mechanischen Uhr, die Spiralfeder. Ihre Aufgabe ist es, die Unruh in Bewegung zu halten.
Seit dem 25. Juni 2020 erwartet die Besucher eine Entdeckungsreise
durch die 200jährige Geschichte der Uhrmacherkunst. Um jedoch die Spirale betreten zu können, durchquert man das älteste Gebäude der Manufaktur, in welchem sich das Museum bisher untergebracht war.
Unter fachmännischer, und -fraulicher Leitung werden die kleinen Besuchergruppen durch die verglasten Ausstellungsräume geführt. Immer im Kreis, von aussen nach innen ins Zentrum. Dabei erlebt man motivierte Uhrmacher und Uhrmacherinnen an ihrer anspruchsvollen Arbeit. Sie haben ihren normalen Platz gegen ein Etabli, wie die Arbeitspulte im Uhrmacherjargon genannt werden, in der Ausstellung eingetauscht, und geniessen die luftige Atmosphäre „mitten“ im Grünen hoffentlich genau so wie die Besucher.
Neben den Uhrmachern, welche komplizierte Uhrwerke komplett allein zusammensetzen, blicken Sie auch Handwerkern über die Schulter, welche fertige Uhren mit Edelsteinen und/oder Gravuren verzieren. In der Fachsprache heisst dies Métiers d’Art, also Kunsthandwerke. Zum Schluss ist der Besucher sogar eingeladen, sich selber an einem Zierschliff oder etwas Ähnlichem zu versuchen.
Von der Mitte der Spirale geht es anschliessend in einer zweiten Windung durch die Sammlung der erfolgreichsten Armbanduhr dieser Firma wieder zurück zum Ausgang. Die Royal Oak wurde 1972 entwickelt und trug die Marke von Jules Louis Audemars und Edward Auguste Piguet in die ganze Welt.
In der letzten Station ist das Atelier aufgebaut, in dem historische Uhren mit viel Einfühlungsvermögen restauriert werden, damit sie noch lange Zeit für ihre Besitzer weiterleben mögen.