Von Jaun zum Jaunpass
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.6 km auf 903 m ab 351 m
Karte/n 1:50'000 233T
Anforderung:
Soldatenhaus tönt irgendwie nach Weltkrieg oder Kaserne. Mit diesen Überlegungen liegen Sie sogar richtig, das Chalet du Régiment, oder eben du Soldat, oberhalb des Jaunpasses stammt tatsächlich aus dem Jahre 1943 und ist bis heute ein gern besuchtes Bergrestaurant.
Ich starte zu dieser etwas anstrengenden Tour in Jaun, wohin mich das Postauto bringt. Anfänglich ist die Steigung jenseits des Jaunbaches noch moderat, steigert sich jedoch bald zu stotzig. Zu meiner Rechten rauscht der Sattelbach, und auf dessen anderer Seite zieht sich die Strasse bergan.
Nahe dem Gross Rüggli (nach meinem Empfinden ein sprachlicher Widerspruch!) wechselt diese aber die Talseite und führt mich an der Buvette des Sattels vorbei Richtung Unter Sattel. Wer seine Trinkflasche bis dahin schon geleert hat, kann sich bequem den Durst stillen, schliesslich liegt noch eine gute Stunde vor ihm / ihr.
In etlichen Kehren steige ich weiter auf der Alpstrasse einem munteren Bächlein entlang und an einem stattlichen Parkplatz vorbei über den Unter - und etwas höher den Ober Sattel zum Soldatenhaus empor. Dort meine ich, eine Mittagspause verdient zu haben, also lasse ich mich nieder und geniesse die schmackhafte Mahlzeit.
Der Rückweg folgt dem bekannten Pfad zurück zum Ober Sattel und zweigt nach ein paar spitzen Winkeln aber ab durch den Stillwasserwald parallel zum Grat der Gastlosen zum Gustiweidli. Auf gutem Pfad komme ich zügig voran und gelange schon bald zur Alphütte. Die halbwüchsigen Rinder sind friedlich am Grasen und lassen sich durch meine fotografische Tätigkeit nicht davon abhalten. Ob die wissen, vor welch fantastischer Kulisse sie hier ihre Zeit verbringen dürfen?
Nun steigt zu meiner Verwunderung der Weg wieder aufwärts, führt mich aber zuverlässig zum Mauzes Bergle. Diese Schreibweise hätte ich eher im Schwarzwald vermutet, aber ich bin noch immer in der Region Gruyère. Dort empfängt mich eine gemütliche Wirtschaft, welche das Warten auf die Abfahrt der Seilbahn wesentlich erleichtert.
Der Zweite Weltkrieg tobt 1943 rund um die Schweiz, und auch in ihrem Inneren geht einiges drunter und drüber. Tausende von Soldaten stehen Wache an der Grenze oder halten die Festungen „in Schuss“. Andere bereiten das Reduit vor, bauen Bunker und „Toblérones“ gegen feindliche Panzer.
Einer unter ihnen befürchtet mit grosser Sorgen wegen der durch lange Zeiten des Nichtstuns auf den Wachposten und der anhaltenden Abwesenheit von der Familie schwindende körperlichen Kondition und psychische Probleme. Es ist Paul Wolf, kommandierender Major des 16. Gebirgsjäger-Bataillons.
Er möchte zur Erhaltung des Corpsgeistes unter der gewaltigen Belastung der anhaltenden Bedrohung unseres Landes eine Regimentshütte bauen, in der sich die Kameraden treffen können zum Feste feiern ohne die militärische Belastung im Hinterkopf. In der sie auch mit ihren Familien zusammen sitzen und „abhängen“ können. Denn richtige Ferien sind mit dem bescheidenen Sold von 30Rappen pro Tag nicht zu finanzieren.
Der Weg zu dieser einmaligen Sozialeinrichtung für Soldaten ist jedoch äusserst steil und sehr steinig. Erst muss ein geeigneter Platz gefunden werden, auf dem ein solches Haus überhaupt gebaut werden kann und darf. Weiter soll eine Trägerschaft gegründet werden, die nicht nur den Unterhalt sondern auch die Belegung organisieren soll. Daneben gilt es, das erforderliche Geld für den Bau, aber auch für den anschliessenden Betrieb aufzutreiben.
Der Ort ist relativ rasch gefunden, er liegt im Zuständigkeitsbereich des 16. Gebirgsjäger-Bataillons, also in der Gegend des Jaunpasses im Kanton Fribourg. Nach über einem Jahr der Planung beschliesst der Kantonsrat eine Unterstützung von 10’000 Franken, und im Januar 1945 liegt das Bauholz bereit. Immer wieder muss die Arbeit aber unterbrochen werden wegen miltärischer Einsätze der Mannen im Bautrupp.
Wenige Monate nach dem Kriegsende kann die erste Soldatenstube der Schweiz dann eingeweiht und ihrem Zwecke übergeben werden. Um die Besucherzahlen zu steigern, steht das Haus schon bald der gesamten Bevölkerung offen. Aber der extra gebaute Sessellift muss trotzdem zur Materialbahn umgebaut werden, zu schlecht läuft das Geschäft.